Der Arenenberg oberhalb von Ermatingen hat endlich seinen kompletten Schlosspark wieder. Mit der Einweihung des westlichen Teils wurde nun auch der zweite Bauabschnitt der Öffentlichkeit übergeben. Der östliche Teil war bereits anlässlich des 200. Geburtstags von Prinz Louis, dem späteren französischen Kaiser Napoleon III., im Jahr 2008 weitgehend in den Stand von vor fast zwei Jahrhunderten versetzt worden.
Heier Lang gab vor gut 20 Jahren den Anstoß für die Restaurierung des Parks. „Wenn ich nur noch wüsste, was ich da gesucht habe und mir dabei Arme und Beine zerkratzt und einen Schuh voll Schlamm mitgebracht habe“, erzählte er anlässlich der Eröffnungsfeier.
Einen Schatz habe er gewiss nicht gesucht. „Es muss wohl Neugier gewesen sein. Ich kraxelte dabei über einen großen Schatz“, berichtete er weiter über seinen Spaziergang durchs Gestrüpp, der mit seinen zwei Hunden schließlich in einem Sumpf endete.

Parkanlage war nicht mehr erkennbar
Auf jeden Fall keimte in ihm schnell die Erkenntnis, dass die Landschaft hier merkwürdig gestaltet war. „So konnte sie nicht ausgesehen haben“, lautete seine Schlussfolgerung. Dominik Gügel, Direktor des Napoleonmuseums, weihte ihn schließlich ein.
Er verfügte über einen Originalplan, der später bei der Suche helfen sollte. Der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer erläuterte, wie die Parkanlage verschwinden konnte. Beim Bau der Landwirtschaftsschule sei der Abraum einfach über die naheliegende Kante geschüttet worden. Damit war ein wertvolles Kulturgut zunächst zerstört worden.

Gügel und Lang wollten diesen Zustand nicht so belassen. „Wir begannen, Luftschlösser zu bauen“, schilderte Lang ihre ausufernde Fantasie. „Neu bauen wollten wir nicht“, betonte er. Stattdessen sollte das, was offensichtlich noch vorhanden war, freigelegt und wieder hergestellt werden. „Die Leute belächelten uns und oder lehnten es rundweg ab“, sagte er über die wenig versprechenden Anfänge.
Ganz anders reagierte damals Regierungsrat Bernhard Koch. „Mach das“, waren seine Worte. „Das war der Zündfunke einer Lunte. Die Stiftung Napoleon III. kam ins Spiel“, berichtete Heier Lang. Die Forschungsarbeiten gestalteten sich zwar aufwendig, waren aber sehr erfolgreich. „Es kam so viel zum Vorschein, was restauriert werden konnte. Damit hatten wir nicht gerechnet.“
Allee und Serpentine sind wieder hergestellt
Die Lage der Serpentine ist auf einem Plan aus dem Jahr 1861 sehr gut dokumentiert. Sie führt von der heutigen Kantonalstraße hoch auf den Arenenberg. In den vergangenen Jahrzehnten war sie lediglich als einfacher Feldweg vorhanden. Bei der Restaurierung wurden rund 100 Bäume gepflanzt und so die seeseitige Allee wieder hergestellt.

Der verdohlte Bach wurde wieder geöffnet und renaturiert. Ein Stück weit stürzt er nun durch eine romantische Schlucht, die begehbar ist. Auch die darüber führende historische Prinzenbrücke wurde neu errichtet. Sie war in den 1950er-Jahren unsachgemäß einzementiert worden. Beim Freilegen kam vermoderter Rorschacher Sandstein zum Vorschein, der ersetzt wurde.
Der Landschaftspark diente immer auch der landwirtschaftlichen Nutzung und war ursprünglich von Schafen beweidet worden. Mit dem Verschwinden eines Teils des Parks kamen die Kühe, was zu Schäden am steilen Hang führte.
Nun kommen die Schafe zurück. Der Kanton errichtete eine Bergerie (französisch für Schafsstall), in der die Tiere ganzjährig versorgt werden können. Die Schafe werden damit auch ganzjährig im Freien auf dem Areal anzutreffen sein.

Der sechssäulige Pavillon mit seinem bemalten Blechdach wurde ebenfalls neu errichtet und an seinem Ursprungsstandort aufgestellt. Dessen noch zu gut zwei Dritteln vorhandene Bodenplatte wurde mit Originalbitumen aus dem Jura vervollständigt. Der Pavillon ist nun wieder einer von mehreren Aussichtspunkten des Schlossparks.

Das Ehepaar Sarah und Alexander Hodapp aus Konstanz-Staad kam nicht wegen der Eröffnungsfeier auf den Arenenberg. Die beiden waren auf einer Radtour nach Steckborn unterwegs. Zusammen mit ihren Söhnen Felix (7) und Benjamin (4) pausierten sie auf einer Wiese des Parks und genossen den Ausblick auf den Untersee und die Farbenspiele des Wassers. „Wir waren noch nie hier und sind zufällig hergekommen. Aber meine Eltern waren schon öfters hier“, erzählte Sarah Hodapp.

Das Riesenprojekt ist abgeschlossen, nur ein paar Feinarbeiten sind noch zu tätigen. Heier Lang formulierte es so: „Die Lunte ist nun erloschen, aber wer weiß, vielleicht legen wir eine neue.“ Museumsdirektor Dominik Gügel erläuterte auf SÜDKURIER-Nachfrage, was sich hinter den Worten verbergen könnte. Zum Schloss habe einst ein Steg beziehungsweise ein Hafen gehört, an dem später auch Dampfer angelegt hätten.
Die Idee: Der Steg könnte wieder errichtet und eine Informationsstelle zum historischen Schiffsverkehr eingerichtet werden. Und im Zuge der Diskussion um die Biodiversität (Artenvielfalt) könne auch über die Reben im westlichen Parkteil nachgedacht werden, erläuterte Gügel.