Der Rhyhas, der seit dem 11. Dezember zwischen Singen und Schaffhausen verkehrt, verbreitet gute Laune bei der SBB Deutschland. Denn die Zahlen und Fakten stimmen nach den ersten Wochen und die erste Bilanz fällt positiv aus. Nun wollten es die neuen Betreiber aber genau wissen, sie mischten sich auf einer Zugfahrt unter die Fahrgäste und hörten sich um. Der SÜDKURIER war dabei.

Wie steht es denn nun wirklich mit der Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Sauberkeit, Sicherheit? Fällt das Zwischenfazit der Bahnreisenden genauso positiv aus? Oder gibt es nach wie vor Probleme?

Ein Problem steht auf dem Gleis gegenüber

SBB-Streckenmanagerin Alexandra Bernauer und Kollege Björn Oeschger, Leiter Zugpersonal und Kundendienst, betreten den Bahnsteig in Singen. Der Rhyhas steht schon abfahrbereit an Gleis 5. Einige Fahrgäste steigen schon ein. Gegenüber steht noch der Intercity nach Zürich.

Oeschger schaut hinüber und erklärt: „Ja, das ist ein kleines Problem. Die Zugfolge ist für uns eine Herausforderung.“ Im Klartext: Wenn der Intercity aus Stuttgart nicht rechtzeitig aus dem Bahnhof in Singen rollt, muss der Rhyhas warten. Oeschger: „Dann kommt es zu längeren Wartezeiten. Diese Produkte haben eben Vorrang.“ Fahrgäste verpassen dann womöglich den Bus in Gottmadingen nach Gailingen, in Schaffhausen den Anschluss an die S9 nach Jestetten und Lottstetten oder an den Interregioexpress Richtung Waldshut.

Der Rhyhas fährt in Singen ein Video: Michael Neubert

Warum der Intercity oft zu spät dran ist

„Oft kommt es vor, dass der Intercity aus Stuttgart fünf, sechs Minuten zu spät in Singen ankommt – manchmal sogar zehn Minuten“, ergänzt Alexandra Bernauer, „wahrscheinlich ist alles zu straff geplant.“ Auf der Gäubahn gebe es einige Bauabschnitte, oft komme es zu Störungen an Bahnübergängen, nennt Bernauer zwei Gründe dafür.

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„Es wäre kein Problem, wenn in Gottmadingen oder Thayngen ein Ausweichgleis, gäbe. So aber kommen die Züge nicht aneinander vorbei“, sagt sie.

Auch in Schaffhausen kann es vorkommen

Das Gleiche gilt in Schaffhausen vor der Rückfahrt nach Singen. Der von Basel kommende Interregioexpress (IRE) sollte laut Fahrplan zur vollen Stunde in Schaffhausen losfahren. Kommt er zu spät, kann es sein, dass der Rhyhas warten muss und nicht pünktlich wegkommt.

Björn Oeschger und Alexandra Bernauer von der SBB steigen in Singen in den Rhyhas ein.
Björn Oeschger und Alexandra Bernauer von der SBB steigen in Singen in den Rhyhas ein. | Bild: Michael Neubert

Der Rhyhas rollt diesmal fast pünktlich an

Diesmal klappt‘s zumindest fast. Der IC nach Zürich ist weg, der Rhyhas rollt um 15.37 Uhr los – eine Minute später als geplant. Da redet man bei der Deutschen Bahn und auch bei der SBB noch nicht von Verspätung. Erst ab drei Minuten. Laut der Pressemitteilung der SBB fuhren in den vergangenen vier Wochen die meisten Züge pünktlich.

So viele Verspätungen gab es in den vergangenen Wochen

In Gottmadingen wird eine Rampe ausgefahren

Stopp in Gottmadingen. Die Türen öffnen sich. Oeschger lehnt sich nach draußen und zeigt nach vorn, wo ein Fahrgast mit Rollstuhl in den Zug will. Der Zugbegleiter legt eine Rampe an. „Die Bahnsteige in Gottmadingen und Bietingen sind nicht auf gleicher Höhe mit dem Ein- und Ausstieg“, sagt Oeschger. Schnell geht wieder ein bisschen Zeit verloren.

Bei ein paar Minütchen drückt man mittlerweile wohl mal eine Auge zu. Immerhin gab‘s in den vergangenen vier Wochen seit der Betriebsübernahme so gut wie keine Zugausfälle mehr. Bei den roten Zügen der DB waren es zeitweise bis zu 50 Prozent.

Der Rhyhas fährt in Gottmadingen ab Video: Michael Neubert

Oeschger: „Wir haben den Vorteil, dass die Werkstatt in der Nähe, in Oberwinterthur, ist. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber vorher.“ Teams reparierten auch vor Ort. So gebe es weniger Ausfallzeiten.

Auf Personalausfälle ist die SBB vorbereitet

Der DB Regio machte zuletzt der Krankenstand arg zu schaffen. Das ist ein weiterer Grund für die häufigen Zugausfälle und gilt auch für die Regionalbahnen auf der Hochrheinstrecke. Darauf scheint die SBB besser vorbereitet. „Natürlich sind immer wieder einige krank. Die SBB hält dafür Personal vor, das Engpässe auffängt“, erklärt Oeschger. In der Verwaltung hätten einige sogar den Zugführerschein, sie könnten ebenfalls einspringen.

Alexandra Bernauer und Björn Oeschger im Zug.
Alexandra Bernauer und Björn Oeschger im Zug. | Bild: Michael Neubert

Trotzdem bleiben ein Mal Schüler stehen

Darauf angesprochen, warum am Mittwoch, 11. Januar, auf dem Bahnsteig in Gottmadingen Schüler zurückgelassen werden mussten, weil sie nicht in den 7.20-Uhr-Zug passten, räumt Alexandra Bernauer ein: „Am Montag davor kam der Fahrdienstleiter in Gottmadingen zu spät. Sobald keiner da ist, der die Infrastruktur bedient, steht alles still.“

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An besagtem Mittwoch habe es eine Fahrzeugstörung gegeben. Deshalb sei man nur mit einem kleinen Zug, nicht mit der üblichen Doppeltraktion gefahren – zu wenig Platz für alle. Prompt hätten sich Fahrgäste gemeldet. Auch Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger habe sich eingeschaltet. Bernauer: „Einmal in vier Wochen. Aber wir haben alle wieder beruhigt.“

Am Bahnhof Gottmadingen steigen die meisten Fahrgäste aus und ein. Hier kommt es oft zu Haltezeitüberschreitungen.
Am Bahnhof Gottmadingen steigen die meisten Fahrgäste aus und ein. Hier kommt es oft zu Haltezeitüberschreitungen. | Bild: Michael Neubert

Die Fahrgäste haben offenbar keine Fragen

Auf der Fahrt nach Schaffhausen haben die beiden kaum Gelegenheit für Gespräche mit Fahrgästen. Sie sind mit dem Schweizer Fernsehen beschäftigt, das während der Fahrt filmt. Zurück nach Singen wenden sich keine Bahnreisenden an die Experten. Bernauer läuft durch den Zug, spricht ein paar an: „Ja, sie sagen, es ist schon besser als früher.“

Eine Stunde später: Der Rhyhas wartet auf die nächsten Fahrgäste.
Eine Stunde später: Der Rhyhas wartet auf die nächsten Fahrgäste. | Bild: Michael Neubert

Es gibt nochmal Gelegenheiten

Es gibt im Februar und März nochmal die Gelegenheit für ein Gespräch im Zug mit den SBB-Verantwortlichen. Denn, wie Bernauer und Oeschger sagen, für das Unternehmen sei es wichtig, direkt mit den Bahnkunden zu sprechen und eventuelle Probleme offensiv anzugehen. Die Termine sind noch nicht bekannt und sollen im Internet unter www.sbb-deutschland.de veröffentlicht werden.