Schlurf, plopp. Ja, ihr habt richtig gehört. ich bin‘s. Der Flip-Flop. Mir reicht‘s. Ich bin gar nicht froh darüber, wie die Leute mit mir umgehen.
Jetzt – schlurf – rede – plopp – ich!
Verkannt fühle ich mich. Wie eine schmutzige, kleine Affäre. Jeden Sommer aufs Neue wollt ihr mich alle haben. Und trotzdem wird hinter meiner Sohle schlecht über mich gesprochen. Warum nur?
In euren intimsten und wunderbarsten Momenten bin ich doch an eurer Seite, wir haben so viel zusammen erlebt: Die kleine Strandbar mit dem … Hihi, na gut, ich erzähle ja schon nicht weiter, nicht kitzeln! Also dann die Bootstour mit dem leckeren Sangria, die Gartenarbeit zwischen Rosenduft und erddreckiger Haut. Das waren die Momente, in denen ihr euch frei gefühlt habt!
Aber in der freizeitbefreiten Öffentlichkeit, da tut ihr alle, als bräuchtet ihr mich nicht, verleugnet mich. Mich, das weiche Bett unter euren Füßen. Sagt, mein schönes Schlurf, Plopp, Plopp sei störend. Unangebracht. Was soll das? Dem eitlen Stiletto hat noch nie jemand gesagt, er sei unangebracht, und das Klack-Klack ist ja wohl bitte nicht ansatzweise so wohltönend wie mein sanftes Ploppen.

Ja, echt jetzt. Ich argumentiere hier mit Fakten! Und dann sagt ihr, ich würde für Müßiggang stehen. Deshalb zwängt ihr euch bei 33 Grad im Büro lieber in unbequeme Ballerinas und Loafer, in denen sich der Schweiß staut. Ja, nix Iiihhh! Ihr wisst, dass ich Recht habe.
Jetzt lese ich, dass Orthopäden sagen, ich hätte kein Fußbett. Verdammt, ich BIN das Fußbett. Ich sei gefährlich, heißt es, für die Fußgesundheit. Ach was, die Ganzkörpergesundheit, weil man mit mir hängen bleiben könne. Ja, klar, ich bin eine Todesfalle, wer mich trägt, kann sich auch gleich „Bitte in die Notaufnahme bringen“ auf die Stirn tätowieren lassen.
Der Flip-Flop, bodenständig und pragmatisch
Halt mal den Ball flach, sagt ihr, ich solle mich nicht so aufregen? Ich halte den Ball nicht flach, ich bin flach. Ja, und einfach. Easy going – mit mir habt ihr keinen Aufwand, einfach reinschlüpfen und loslaufen, ich bin bodenständig und pragmatisch. Klettern, wandern, baden, in guten wie in schlechten Bodenverhältnissen, an eurer Seite.
Während Sneaker und Bastsandalen nach ein paar Tröpfchen Sommerregen völlig durchnässt an euren Sohlen hängen, lauft ihr mit mir einfach weiter. Über Sand, Nässe, heißen Asphalt, immer gut durchlüftet. Anhalten wegen einem Stein im Schuh? Mit mir undenkbar.
Sauber bin ich auch, nicht wie die Wanderschuhe, die Dreckgaranten für jeden Flur. Ich bin großartig. Wer sagt, ich sei stillos, ist ein Neider! Die Schuhindustrie hat doch nur Angst vor mir! All die öden Klopper da, die für hunderte, tausende Euro verkauft werden. Die würden sich die Menschen sparen können, wenn die Welt flip-flopisiert wäre.
Habt ihr nicht gerade Krise? Ich bin billig! Also, Leute, reißt euch am Riemen, äh, am Zehentrenner. Steht zu mir. Traut euch, tragt mich unterm Hochzeitskleid, in der Kirche, im Büro, bei der Gehaltsverhandlung.
Und … Moment …. Ich höre gerade, die Autorin droht, mir das Wort zu entreißen. Wie? Ich verbreite revolutionäres Gedankengut? Ich bin doch nur ein Flip-Flop. Aber ihr macht mich zum Sündenbock einer Nation! Die Wahrheit ist, ihr stört euch an mir, weil ihr nicht daran erinnert werden wollt, wie schön die Welt sein kann, wenn ihr gerade in einem, wie ihr es nennt, formellen Setting unterwegs seid. Ich bin der schaumgummiweiche Stachel eurer Sehnsucht nach Freiheit.
Neeeein, nicht zu den klobigen Wanderschuhen und den eitlen Stilettos zurück ins Regal. Ihr seid doch alle Leugner, Umstürzler, Kapitalisten! Neeeein, nicht die Tür schließen. Hilfe, hier mieft‘s. Schlurf. Plopp. Aus.