„Ein großer Erzähler“, urteilte Martin Walser nach der Lektüre von „Rosenegg – Der weiße Berg“ über den 40-jährigen Pablo B.W. Klemann, wie der Homepage des Debütanten zu entnehmen ist. Und Arnold Stadler lobte die Recherchearbeit, die dem historischen Roman zugrunde liegt.
Zum Inhalt: Der Roman spielt am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges, der in der „Schlacht am Weißen Berg“ (nahe der Stadt Prag) am 8. November 1620 zwischen der katholischen Liga und dem protestantischen Böhmen einen ersten blutigen Höhepunkt fand.
Der Mönch Hubertus, eine erfundene Figur, als Kaspar Geißler 1601 in Horn auf der Höri geboren, war als Söldner für die Armee der Grafen Tilly und Bucquoy dabei. Klemann lässt Hubertus aus der Rückschau über die Schlacht berichten, die für Europa bedeutsam war, da sie den Weg zur Rekatholisierung und zum Absolutismus freigab.
Räuberbande im Hegau
Das üble Gemetzel ist der Endpunkt des Romans. Sein offener Schluss verlangt nach einer Fortsetzung der Geschichte, bei der der Fokus auf den Lehr- und Wanderjahren des noch jungen Helden liegt. Der Pfarrerssohn gerät früh auf die schiefe Bahn. Er gehört zu einer Räuberbande, die die Burg Rosenegg im Hegau überfällt. Dass einer der Überlebenden des Überfalls, Graf Paul von Rosenegg, ihn später gar zum Leibdiener macht, ist für den Soldaten Kaspar ein Moment des Glücks.
Sprache: Klemann zeichnet farbig und detailfreudig die Stationen des Pfarrersohns nach und greift dabei auch auf die frühneuhochdeutsche Umgangssprache zurück, ohne dass das Lesen dadurch erschwert wird. Er mischt fiktive Handlungen und Personen mit historischen Ereignissen und Figuren wie dem Feldherren Wallenstein oder dem Philosophen Descartes.
Hartes Dasein
Historischer Hintergrund: So wird Kaspar im August 1619 in Frankfurt Zeuge der Wahl des Habsburger Ferdinand II. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Klemanns Beschreibung gilt dabei nicht dem Staatsakt, sondern dem Volksfest, das derb ausgeht. Es fließt viel vom harten Dasein im 17. Jahrhundert in den Roman ein. Die Lebenswelt des Militärs gehört ebenso dazu, wie die Gewalt, Plünderungen und Brandschatzungen, die sozialen Realitäten der Ständegesellschaft, die prekäre Rolle der Frauen, der Aberglaube und der Judenhass.
Fazit: „Rosenegg – Der Weiße Berg“ ist eine spannende Geschichtslektion ohne pädagogischen Zeigefinger. Bisweilen wirkt der Berichterstatter Hubertus etwas wie ein „Plackscheißer“. Aber das ist dem in Singen am Hohentwiel geborenen Philosophen, Mathematiker und Autor Klemann geschuldet, der hinter dem mönchischen Erzähler im braunen Habit der Kapuziner steckt.