Von den Bregenzer Festspielen gibt es eine gute und eine sehr gute Nachricht. Die gute zuerst: Die Festspiele finden in diesem Sommer wieder statt. Der Rigoletto-Clown auf der Seebühne wird seinen Ballon ab dem 22. Juli erneut in die Luft steigen lassen.

Der Rigoletto-Clown darf seinen Ballon wieder steigen lassen.
Der Rigoletto-Clown darf seinen Ballon wieder steigen lassen. | Bild: Felix Kästle/dpa

Jetzt die sehr gute Nachricht: Die österreichische Bundesregierung will die Corona-Restriktionen zum 1. Juli noch einmal deutlich lockern, das heißt, „Rigoletto“ und alle weiteren Produktionen der Bregenzer Festspiele können ohne Einschränkung der Besucherzahlen stattfinden.

Geimpft, genesen oder getestet

Auf der Seebühne sind das immerhin 7000 Menschen pro Vorstellung. Voraussetzung: Alle Festspielgäste müssen geimpft, genesen oder getestet sein, was am Vorplatz des Festspielhauses kontrolliert wird.

Eine Szene der Oper „Rigoletto“ von Verdi bei der Fotoprobe auf der Seebühne im Rahmen der Bregenzer Festspiele.
Eine Szene der Oper „Rigoletto“ von Verdi bei der Fotoprobe auf der Seebühne im Rahmen der Bregenzer Festspiele. | Bild: Felix Kästle/dpa

Giuseppe Verdis „Rigoletto“ in der Inszenierung von Philipp Stölzl ist ein Publikumsrenner. Die erste Saison 2019 war ausverkauft. Da dürfte die angekündigte Öffnung für die volle Publikumszahl auch im Vorverkauf für etwas Entspannung sorgen.

Dirigentin Julia Jones ist die erste Frau, die das Spiel am See leiten wird.
Dirigentin Julia Jones ist die erste Frau, die das Spiel am See leiten wird. | Bild: Daniel Häker

28 Aufführungen der ebenso spektakulären wie klugen und berührenden Inszenierung sind geplant. Am Pult der Wiener Philharmoniker dirigiert mit Julia Jones erstmals eine Frau das Spiel auf dem See.

Eröffnung mit Nero

Die Bregenzer Festspiele bestehen jedoch nicht nur aus dem Spiel auf dem See. Ein Großteil des umfangreichen Programms konnte von letztem auf dieses Jahr verschoben werden. So auch Arrigo Boitos wenig gespielte Oper „Nero“, mit der die Festspiele am 21. Juli im Festspielhaus eröffnen (weitere Aufführungen: 25. Juli und 2. August).

Das Plakatmotiv zu Arrigo Boitos historischer Oper „Nero“.
Das Plakatmotiv zu Arrigo Boitos historischer Oper „Nero“. | Bild: Bregenzer Festspiele

Boito ist als Librettist bekannt geworden, unter anderem von Verdis „Otello“ und „Falstaff“. Mit seiner eigenen Oper über den römischen Kaiser hat er 50 Jahre gerungen. Das Stück wurde 1924 posthum an der Mailänder Scala als teuerste Produktion in deren Geschichte uraufgeführt – wegen des enormen szenischen Aufwands.

Echte Pferde auf der Bühne so wie damals soll es in Bregenz aber nicht geben, die Ambitionen liegen eher im künstlerischen Bereich – so Regisseur Olivier Tambosi. Dirk Kaftan dirigiert die Wiener Symphoniker.

Theater am Kornmarkt

Zwei Tage nach Festspieleröffnung feiert als Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin Heinrich Kleists „Michael Kohlhaas“ Premiere im Theater am Kornmarkt. Es inszeniert der renommierte Regisseur Andreas Kriegenburg. Die Titelrolle spielt Max Simonischek – der Sohn des aus „Toni Erdmann“ bekannten Schauspielers Peter Simonischek (Aufführungen am 23., 24. und 25. Juli).

Eine weitere Koproduktion lässt aufhorchen: Für das Musiktheater „Wind“ arbeitet das Opernatelier der Festspiele nicht nur mit der Orgelbaufirma Rieger zusammen, sondern auch mit dem Experimentalstudio des SWR und mit dem Kunsthaus Bregenz.

Die Künstlerin Flaka Haliti wird den Raum für die Musik des aus dem Bregenzerwald stammenden Alexander Moosbrugger schaffen. Dieser hat sich für seine erste Oper den Renaissance-Roman Hypnerotomachia Poliphili („Poliphilos Traumerzählung vom Kampf für seine Liebe“) von Francesco Colonna vorgenommen. Er erschien 1499 mit vielen Holzschnitten in Venedig, von denen sich seither zahlreiche Bildende Künstler haben inspirieren lassen (19., 20., 21. August, Werkstattbühne).

Als interdisziplinäre Filmoper bezeichnet sich eine weitere Koproduktion: In „Upload“ geht der Komponist, Librettist und Regisseur Michel van der Aa der Frage nach, ob ein Weiterleben, genauer eine Art virtuelle Auferstehung nach dem Tod durch das Hochladen (Upload) unseres Bewusstseins möglich ist. Die Koproduktion unter anderem mit De Nederlandse Opera Amsterdam, Oper Köln und Ensemble Musikfabrik Köln wird am 29. und 30. Juli auf der Werkstattbühne gezeigt.

Ensemble Franui mit Kreisler-Liedern

Wieder zu Gast ist die österreichische Musicbanda Franui. Gemeinsam mit dem Puppenspieler Nikolaus Habjan hat sie unter dem Titel „Alles nicht wahr“ ein Programm mit Liedern von Georg Kreisler entwickelt. Da ist der schwarze Humor programmiert! (11. August)

Die Musicbanda Franui ist mit einem Georg-Kreisler-Abend zu Gast.
Die Musicbanda Franui ist mit einem Georg-Kreisler-Abend zu Gast. | Bild: Julia Stix

Die Bregenzer Festspiele feiern übrigens ihr 75-jähriges Bestehen. Dazu gehören auch die Wiener Symphoniker, die seit 1946 jeden Sommer nach Bregenz kommen. Sie präsentieren im Jubiläumsjahr mit Joseph Haydns „Schöpfung“ und Richard Wagners „Rheingold“ epochale Werke, Letzteres in halbszenischer Fassung des Regisseurs Johannes Erath. Die Festkonzerte leitet der neue Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada.

Alles in allem bietet das diesjährige Bregenzer Programm also einen bunten Geburtstagsstrauß. Da kann man nur gratulieren.

Die Bregenzer Festspiele finden vom 21. Juli bis 22. August 2021 statt. Infos und Tickets auf http://www.bregenzerfestspiele.com