Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten. Heute ist der Liedermacher und Kabarettist Rainald Grebe an der Reihe.

Möchten Sie das absolute Gedächtnis?

Nein, möchte ich nicht. Ich mag die analogen Abende im Funkloch, wo man auf das Gedächtnis Google nicht zurückgreifen kann und ständig sagt: Moment, gleich hab‘ ich‘s, es liegt mir auf der Zunge. Man muss improvisieren und sich über die Gedächtnislücken hangeln.

Wie viel Geld möchten Sie besitzen?

Soviel, dass ich Google kaufen kann.

Was könnten Sie sich nicht verzeihen?

Dass ich oft nicht mutig bin und ernsten Fragen ironisch ausweiche.

Welche Staatsmänner halten Sie für moralisch?

Diese Kategorie habe ich auf Staatsmänner noch nicht angewandt. Auf Staatsfrauen auch nicht. Probiere ich mal, und beantworte dann die Frage noch mal.

Rainald Grebe: „Popmusik“, Tonproduktion Records, 17,99 Euro.
Rainald Grebe: „Popmusik“, Tonproduktion Records, 17,99 Euro. | Bild: Cover

Tun Ihnen die Frauen leid?

Nein. Wieso?

Was bezeichnen Sie als männlich?

Das, was von Männern kommt. Also diesen Fragebogen zum Beispiel und auch meine Antworten.

Können Sie sich eine Frauenwelt vorstellen?

Ja, meine Patchwork-Kleinfamilie, mit der ich täglich lebe. Nur Frauen. Girls. Ich kenne nichts anderes. Wenn ich Mütter höre, die nur Jungs haben, möchte ich nicht tauschen. Ich lebe in einer friedlichen rosa Welt.

Haben Sie schon Auswanderung erwogen?

Ja, habe ich. Hatte aber Schiss, dass man in der Schweiz meine Sprache und meinen Humor nicht versteht.

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Hoffen Sie auf ein Jenseits?

Nein, ich glaube, dass mit dem Tod das Spiel aus ist. Wenn es doch wider Erwarten einen Aufzug nach oben oder unten gibt, würde ich natürlich mitfahren.

Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden oder meinen Sie‘s noch?

Mit 20 dachte ich tatsächlich, ich gehöre der klügsten Generation an, die je auf der Erde gelebt hat. Gebildet, engagiert, ironisch, weltgewandt. Offen für Abenteuer. Und die Elterngeneration ist vermufft und in Ideologien gefangen. Erst mit 40, als die nächste 20-jährige Generation da stand, merkte ich, es geht alles von vorne los: wir sind ungebildet, unengagiert und wahnsinnig hinterher. Und wissen nicht was tiktok ist.

Was ertragen Sie nur mit Humor?

Wenn Leute denken, sie müssten Witze erzählen, weil sie gehört haben, ich sei Komiker. Obwohl: nein. Da versteh ich keinen Humor. Da werde ich sehr ernst. Zu Recht.