Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist der Krimiautor Volker Klüpfel an der Reihe.

Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wir erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?

Das liegt möglicherweise an der Möglichkeit, diesen Trieb literarisch zu sublimieren. Dennoch bringt meine schriftstellerische Tätigkeit auch immer wieder neue potenzielle Mordopfer in mein Leben.

Was fehlt Ihnen zum Glück?

Die Gelassenheit, genau darüber nicht nachzudenken.

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Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?

Keine Angst, noch nicht, eher vor dem Tod anderer, geliebter Menschen. Aber meiner eigenen Sterblichkeit bewusst wurde ich mir etwa mit dreißig Jahren. Damals dachte ich mir zum ersten Mal: Irgendwann endet das alles hier. Es ist ein unterschätztes Privileg der Jugend, so leben zu können, als wäre man unsterblich.

Wissen Sie in der Regel, was Sie hoffen? Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?

Wie Schopenhauer gesagt hat: Wir können tun, was wir wollen, aber nicht wollen, was wir wollen. Das beschäftigt mich. Natürlich weiß ich, was ich hoffe, und das hat sich stark verändert, seit ich Familienvater bin. Und da sind wir wieder beim freien Willen: Geht es nicht jedem Familienvater so? Bin ich denn frei, in dem, was ich hoffen kann? Ich hoffe doch…

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Hoffen Sie auf ein Jenseits?

Hier stellt sich das Problem leider umgekehrt dar: Ich würde gerne hoffen, aber es gelingt mir nicht (mehr).

Welche Probleme löst eine gute Ehe?

Eine gute Ehe löst überhaupt keine Probleme. Aber eine gute Ehe schafft es, die durch sie entstandenen Probleme so zu lösen, dass daraus nicht neue entstehen.

Klüpfel & Kobr: „Funkenmord – Kluftingers neunter Fall“, Ullstein Verlag: Berlin 2020; 496 Seiten, 22,99 Euro.
Klüpfel & Kobr: „Funkenmord – Kluftingers neunter Fall“, Ullstein Verlag: Berlin 2020; 496 Seiten, 22,99 Euro. | Bild: Cover

Halten Sie Geheimnislosigkeit für ein Gebot der Ehe oder finden Sie, dass gerade das Geheimnis, das zwei Menschen voreinander haben, sie verbindet?

Weder noch. Geheimnislosigkeit als Gebot der Ehe muss ein Postulat von Unverheirateten sein, es wäre über kurz oder lang das sichere Ende dieser Verbindung. Dass Geheimnisse zwei Menschen miteinander verbinden, ist sicher eine schöne literarische Sentenz, aber hat mit der Realität nichts zu tun. Ich will gar nicht banal fragen: Wie soll denn das bitte genau gehen? Es reicht der Verweis, dass in einer Lebenspartnerschaft vor allem die Geheimnisse übrig bleiben, die diese gefährden könnten.

Was ertragen Sie nur mit Humor?

Das Leben.