Monika Taubitz ist eine Schriftstellerin, die nicht aufhören kann. Dabei hat sie inzwischen ein Alter erreicht, in dem viele ihrer Kolleginnen und Kollegen längst verstummt sind. Nicht so die Ehrenbürgerin der Stadt Meersburg, die als Lehrerin gearbeitet hat und daneben ein Buch nach dem anderen publizierte.
Ihr erstes erschien 1968. Zu den letzten Publikationen der in Breslau geborenen Schriftstellerin gehört ein informationsbetonter Porträtband, in dem sie vergrabene Lebensläufe von Menschen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis ins kollektive Gedächtnis zurück und zum Leuchten bringt („Miniaturen der Erinnerung“, 2022). Mit „Warum bist du hier? Batouls Geschichte“ kehrt sie zu dieser informationsbetonten biografischen Darstellungsform zurück.
Protokoll einer Fluchtgeschichte
Taubitz dokumentiert die Geschichte der Syrerin Batoul, die mit ihren Kindern auf abenteuerliche Weise die kriegsgebeutelte Heimat verließ und über die bekannten Routen Türkei und Griechenland in Deutschland einreiste. Deutschland nicht zuletzt, weil hier bereits ein Geschwisterteil lebte.
Taubitz protokolliert die Fluchtgeschichte der 40-Jährigen, die aus Aleppo stammt, dort eine unbeschwerte Kindheit verlebte, als Lehrerin arbeitete, schließlich heiratete und drei Kinder gebar, nach intensiven Gesprächen. Taubitz gibt dem Bericht Batouls Sprache und Forum. Auf literarische Finessen verzichtet sie, um die Authentizität des Berichts zu wahren.
Die erste Begegnung
Taubitz begegnet Batoul erstmals in der Vorweihnachtszeit des Jahres 2023 bei einem Adventskaffee im Rathauskeller von Meersburg. Zehn Jahre davor hatte sich Batoul von ihrer Heimat verabschiedet, nachdem ihr Mann und ein Bruder ums Leben kamen, das Elternhaus zerbombt und ihr Vater unter den Trümmern verschüttet wurde.
Durch eine Betreuerin hatte Taubitz vom Wunsch Batouls erfahren, ihre Geschichte aufzuschreiben. Dass ihr die Syrerin auf Anhieb sympathisch erschien – „Die schwarze Kopfbedeckung, die Batoul trägt, umrahmt ihr schönes, faltenloses Gesicht, aus dem ihre ausdrucksvollen, dunklen Augen freundlich und offen schauen“, notiert sie bereits auf der ersten Seite –, mag wohl die Entscheidung erleichtert haben, ihren Kreuzweg anzuhören.
Denn, so gesteht Taubitz, die Welt des Nahen Ostens war ihr bis dahin fremd. Also nahm sie den Atlas in die Hand, las Bücher über den Nahen Osten und fühlte sich in Batoul ein, in eine Odyssee, die die Syrerin mit vielen ihrer Landsleuten teilte – Deutschland hat nahezu eine Million aufgenommen.
Vorbildliche Integration
Am Bodensee angekommen, hat Batoul einen Job in einer Zahnarztpraxis angenommen und in der Folge eine duale Ausbildung im Segment „Gesundheit, Soziales und Pflege“ mit Auszeichnung abgeschlossen. Ihre Kinder sind gute Schüler, der älteste besucht ein Gymnasium.
Batouls Flucht, bei der sie auch in lebensbedrohliche Situationen geriet – die Familie wurde im Mittelmeer in letzter Sekunde von einem sinkenden Schlauchboot gerettet – endet glücklich. Dieses Happy End mag ein Grund für die Schriftstellerin Taubitz gewesen sein, „Batouls Geschichte“ zu erzählen.
Monika Taubitz: „Warum bist du hier? Batouls Geschichte“. Edition Isele, Eggingen 2025. 106 S., 12,80 Euro.