Jetzt, wo wir allmählich in die Vorweihnachtszeit einbiegen, werden die Momente der Ruhe und Gelassenheit wieder rar. Man muss sie zu finden wissen, und meist hängt der Erfolg von ganz individuellen Gewohnheiten oder Bedürfnissen ab. Diese subjektiven Umstände können für Außenstehende manchmal nur schwer nachvollziehbar sein, aber das macht ja nichts.

Mich persönlich zum Beispiel befällt das Gefühl der Besinnlichkeit besonders häufig auf der Autobahn. Wenn ich in meinem kleinen Skoda Fabia gerade zum Überholen eines Lastwagens ansetze und mir schon nach wenigen Metern eine urplötzlich bis ans Heck heranrasende Limousine mit wild flackernder Lichthupe den Weg leuchtet: Dann ergreift mich regelmäßig eine unbeschreibliche Ruhe und Dankbarkeit. Der ganze Stress des Alltags fällt von meinen Schultern, lange vernachlässigte Wahrheiten rücken wieder ins Bewusstsein.

Unbedingt auf den Sicherheitsabstand achten!

Richtig, man hat sich ja laut Paragraf 5 der Straßenverkehrsordnung auch beim Überholen noch an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit zu halten. Zwar soll, wer überholt, „wesentlich“ schneller sein als das andere Fahrzeug und sich „so bald wie möglich“ wieder rechts einordnen. Aber auf keinen Fall, ohne sich vorher eines ausreichenden Sicherheitsabstands zu vergewissern und den Blinker zu betätigen. Schulterblick nicht vergessen!

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Ich mag mich täuschen, aber es scheint mir, als bewahrten mich immer öfter andere Verkehrsteilnehmer vor einem Verstoß gegen Paragraf 5 der deutschen Straßenverkehrsordnung. Jedes Mal, wenn ich gerade das Gaspedal allzu forsch durchdrücken oder mich allzu hektisch wieder rechts einordnen will, taucht im Rückspiegel ein freundlicher BMW- oder Mercedesfahrer auf und ruft mich mit aufgeregter Lichthupe zur Räson.

Und so zuverlässig, wie dabei mein Puls auf Talfahrt geht, so oft kam mir dabei schon die Frage in den Sinn, wie ich mich für die gezeigte Aufmerksamkeit einmal erkenntlich zeigen könnte.

Benimmregeln im Ferrari

Vielleicht gelingt es ja mit einem Plädoyer fürs generelle Tempolimit. Wer weiß, dass er ohnehin nie schneller fahren darf als 130 Kilometer pro Stunde, der ist auch beim Überholvorgang vor jeder Versuchung eines Tempoverstoßes gefeit – entsprechend umfangreiche Kontrollen natürlich vorausgesetzt. Und weil bald Weihnachten ist, setze ich noch eins drauf: Lasst uns doch gleich 120 sagen, ach was: 100! Einfach nur als Beruhigungspille, das wäre weit gesünder, als am Steuer ständig Betablocker zu schlucken. Insofern vielleicht besser 80. Hach, macht das Spaß.

Halter von wirklich schnellen Autos übrigens, also Lamborghini oder Maserati, sind mit ihrem Lichthupeneinsatz auffallend zurückhaltend. Entweder lässt sich der Hebel fürs Fernlicht in solchen Geschossen besonders schwer erreichen – oder diese Wagen befinden sich im Besitz eines tendenziell anderen Menschenschlags.

Der wahre Grund aber dürfte wohl doch folgender sein: Von Ferrari beispielsweise weiß man, dass Kunden bei Gesetzesverstößen wie illegalen Autorennen auf einer schwarzen Liste landen und keine weiteren Wagen dieser Marke mehr kaufen dürfen. Wer sich am Steuer nicht benehmen kann, schadet nämlich dem guten Ruf des Unternehmens. Bleibt die Frage offen: Warum eigentlich nur bei Ferrari?