Herr Schmidt, in der Serie „Tschappel“, die nächstes Jahr bei ZDFneo zu sehen ist, haben Sie einen Gastauftritt als schwäbischer Dorfarzt. Wie haben Sie die Rolle angelegt?
Es beginnt mit einer sehr subtilen Szene, was anderes hätte ich künstlerisch abgelehnt. Ich begutachte die Hoden eines verunfallten jungen Mannes, mein erster Satz ist: „Kühlen, kühlen, kühlen!“ Dann gibt es Entwarnung von meiner Seite, die Hoden sind funktionsfähig, und ich sage: „Viel Spaß damit.“
Das steht auch so im Drehbuch?
Aber natürlich, das Grauenhafteste ist es doch, wenn Schauspieler am Drehort anfangen, über den Text zu diskutieren, wenn sie zum Regisseur sagen: „Das sagt meine Figur doch nicht, das find‘ ich blöd.“ Die allerdümmsten Schauspieler wollen am Drehort den Text so ändern, dass sie sympathischer wirken. Dieses Mitgequatsche am Drehbuch ist eine Unsitte. Da bin ich ein totaler Verteidiger der Autoren.
Halten sich echte Profis eher ans Drehbuch als unbekannte Schauspieler?
Absolut. Was mich betrifft, gilt: Ich bin ja faul. Jedes Diskutieren am Set kostet wertvolle Zeit, in der ich schon ein Bier in der Kneipe nebenan trinken könnte. Ich halte mich da ganz an den großen Robert Mitchum, der gesagt hat: „Schauspielern heißt, lern deinen Text, stoß nicht an die Möbel und mach den Kollegen keinen Schatten.“ So einfach ist das. Und wenn der Regisseur sagt „Stell dich mit dem Gesicht zur Wand und sage nichts“, dann mach‘ ich das.
Schauen die jungen Kolleginnen und Kollegen zu Ihnen auf?
Nö, die kennen mich gar nicht, das ist ja das Tolle. Die kommen rein, dann hängt erst mal einer den Mantel auf mir ab, der nächste schiebt mich einfach weg. Aber wenn man so lange dabei ist wie ich, hat man eben schon alles erlebt.
Wie halten Sie sich fit?
Kein Sport, deshalb habe ich noch die eigenen Gelenke. Dazu gibt es sechs bis acht Tassen Kaffee pro Tag, dreimal Fleisch die Woche und nahezu jeden Abend Alkohol. Ich trinke so ein halbes Fläschchen Wein pro Abend, also neuesten medizinischen Erkenntnissen zufolge schon eine klinisch bedenkliche Menge. Das muss erwähnt werden, sonst heißt es: Harald Schmidt treibt Menschen in den Tod. Nach aktuellem Wissensstand gilt ja: Täglich Alkohol geht gar nicht.

Haben Sie das Comeback von Stefan Raab verfolgt?
Nein, weil ich zu der Zeit mit meinem Kollegen und Freund Bernd Gnann praktisch jeden Abend auf irgendeiner Bühne stand und das Fernsehen eigentlich nur als Nachrichtenübermittler wahrgenommen habe.
Auch keinen Tatort?
Nein, denn das ist ja das Dümmste, was es gibt. Wenn im Tatort ein Kindergarten überfallen wird und naive Familienmitglieder zittern schon, sage ich: „Macht euch keine Sorgen, im Ersten wird um 21.20 Uhr kein Kind mehr umgebracht.“ Es ist beim Tatort alles so voraussehbar. Ich freu‘ mich für die Kolleginnen und Kollegen, die da mitspielen, wobei ich mich ehrlich gesagt frage, wie man von einer Tatort-Gage leben kann.
Sie waren vor Jahren ja selber mal im Gespräch für eine Rolle beim Tatort aus dem Schwarzwald.
Ich war sogar bei der Pressekonferenz, und da fiel mir plötzlich auf: Jetzt ist mein Spaß auch schon zu Ende. Meine Rolle als Polizeichef wäre gewesen, im Schwarzwald durchs nasse Laub zu schlurfen und irgendwo zu sagen: „Gibt‘s schon Neues von der Spusi?“ Ich bin dann zurückgetreten, bevor ich überhaupt angefangen habe, aber ich glaube sowieso, ich hätte da nur gestört. Die sind ja sehr erfolgreich.
Haben Sie eine Meinung zur Rückkehr von Stefan Raab?
Nein. Wenn ich sage, der und der gefällt mir nicht, oder der und der ist gut, dann haut das ja nur deren Präsenz bei Google nach vorne. Schluss damit, ich spreche überhaupt nicht mehr über Kollegen, sondern nur noch über mich.
Also gut: Können Sie sich denn vorstellen, wie der Kollege Raab mit einer Show ins Fernsehen zurückzukehren?
Nein, weil das Fernsehen für mich, von wenigen Ausnahmen wie „Traumschiff“ oder „Tschappel“ abgesehen, uninteressant geworden ist.