Wenn das ZDF-„Traumschiff“ am zweiten Weihnachtstag um 20.15 Uhr in Richtung Kapstadt aufbricht, ist das für einen an Bord eine ganz besondere Reise: Schiffsarzt Dr. Wolf Sander geht der Liebe wegen von Bord. Für Schauspieler Nick Wilder, der die Rolle zehn Jahre lang gespielt hat, fühlt sich die Entscheidung absolut richtig an. Während der Film-Arzt in manchen Momenten noch mit dem Gedanken an ein Leben an Land zu hadern scheint, sagt Wilder auf die Frage, ob es ihm selbst ähnlich gegangen sei: „Nein, auf keinen Fall.“
Der 68-Jährige geht auch nicht davon aus, dass er der Rolle irgendwann nachtrauert. „Vermissen werde ich nichts“, sagt er, „aber ich werde mich immer wieder gern an meine Zeit als Doc Sander zurückerinnern.“ Schöne Erlebnisse habe es im Lauf der Jahre sehr viele gegeben, „aber Myanmar, Bora Bora und der Oman waren sicherlich drei der faszinierenden Highlights“. Der schlimmste Moment in der ganzen Zeit sei der Tag gewesen, „als Wolfgang Rademann von Bord ging und wir alle wussten, dass wir ihn wohl niemals wiedersehen werden“.

Der Produzent starb 2016, seitdem hat sich auf dem „Traumschiff„ einiges verändert. Sascha Hehn sagte bei seinem Abschied als Kapitän, die Reihe habe an Charme verloren: „Vielleicht ist der mit Wolfgang Rademann gegangen.“ Wilder äußert sich zur Zukunft der Reihe diplomatisch: „Wir lassen uns überraschen, ob die Macher den Erwartungen der Zuschauer gerecht werden.“ Seine Rolle wird laut aktuellem Stand nicht wieder fest besetzt – fürs Erste übernimmt sie die 30-jährige Sina Tkotsch.

Das Ziel von Dr. Sanders letzter Reise sei wohl kein Zufall, sagt Wilder, der Surf-Weltmeister war, ein Diplom als Holzwirt hat und auch als Werbefigur „Herr Kaiser“ bekannt wurde. „Kapstadt war der Ort, an dem Wolfgang Rademann mir 2002 meine erste Episodenrolle anbot.“ In Rente geht der Schauspieler, der von der Insel Fehmarn stammt, jedenfalls nicht.
Gerade ist die Biografie „Hallo, Herr Kaiser! Das Leben ist wilder, als man denkt“ erschienen, zudem hat Wilder gemeinsam mit seinem Co-Autor Richard Opper das Drehbuch zu einer zehnteiligen TV-Serie geschrieben. „Eine vielschichtige Saga, die sich im Zeitraum von 1928 bis 2001 abspielt“, wie er erzählt. Damit nicht genug: „Außerdem stehen zwei sehr schöne Filmprojekte in Amerika an.“ In „Give Me My Son“ spiele er einen Psychiater, im Western „Steel“ einen Sheriff – „das ist wohl der Wunsch eines jeden kleinen Jungen und männlichen Schauspielers“, so Wilder.

Für solche Projekte hatte er bislang wenig Zeit – sechs Monate war er jedes Jahr auf dem Schiff. An seiner Seite: Ehefrau Christine Mayn (58), die in der aktuellen Folge die Frau spielt, für die Dr. Sander das „Traumschiff„ verlässt. Sie habe ihn damals mit ihrer ersten Episodenrolle auf das Schiff geholt – nun hole sie ihn auch wieder ab. „Eine runde Sache“, findet er.
„Wir haben die Welt ein paar Mal vorwärts und rückwärts gesehen. Das sättigt Neugier in jeder Hinsicht“, sagt der Schauspieler, der in seiner Wahlheimat im US-Bundesstaat Montana ein Gästehaus betreibt. Dennoch habe er immer noch den Drang, die Welt zu entdecken. „Ein paar neue Ziele sind noch offen. Auch einige Orte, an die wir gerne noch einmal zurückkehren möchten.“