Herr Hammesfahr, waren Sie früher Team Maus oder Team Löwenzahn?

Beides! Ich erinnere mich an die ersten Folgen von „Löwenzahn“, den Umzug in den Bauwagen, die ganzen Erfindungen von Peter Lustig – das weiß ich noch sehr genau. Ich fand das damals alles besonders gewitzt und tüftlerisch einwandfrei. Ich glaube, die beiden Sendungen funktionieren im Doppelpack, da gibt es es auch keine Konkurrenz. Wir leben in friedlicher Koexistenz und finden gegenseitig gut, was wir machen.

„Die Sendung mit der Maus“ hat den Vorteil, dass sie schneller reagieren kann, wenn etwas Besonderes passiert. Das geht bei uns nicht, weil jede Folge eine Rahmenhandlung hat und wir mit einem Vorlauf von einem bis eineinhalb Jahren drehen. Da bin ich manchmal ein bisschen neidisch, das muss ich sagen. Andererseits habe ich so viele nette Kollegen, mit denen ich gerne zusammen spiele, sodass das auch in Ordnung ist.

Apropos Kollegen – wie ist Ihre Beziehung zu Holger Handtke (Heinz Kluthe), Sanam Afrashteh (Yasemin Saidi) und Daniel Zillmann (David Paschulke)?

Das ist ein Top-Team. Die Stimmung ist immer gut, weil alle sehr viel Komik mitbringen. Die ist in der Figur Yasemin vielleicht nicht so stark, aber Sanam ist so nett, charmant und humorvoll, dass wir immer sehr viel lachen, wenn sie da ist. Das ist schon ein Geschenk, so ein tolles Ensemble um sich zu haben. Der neutrale Beobachter zu sein, wenn Herr Zillmann dabei ist, ist nicht immer leicht. Ich habe schon öfter Lachanfälle gehabt und konnte die auch nicht so schnell stoppen.

Sie haben als Fritz Fuchs einen tierischen Kollegen, den Berner Sennenhund Keks. Sind Sie ein Hundemensch?

Wir hatten vor langer Zeit mal einen Familien-Dackel, danach hatten wir vor allem Katzen, mit denen kam ich auch gut zurecht. Aber mit so einem Profi-Hund wie Keks zu arbeiten, das ist was ganz Besonderes. Die Film-Hunde werden ja richtig trainiert. Sie gewöhnen sich langsam ans Set, damit sie sich auskennen und mit allem vertraut sind, auch mit ungewohnten Geräuschen. Wenn die Klappe geschlagen wird, soll sie das ja nicht irritieren. Aber unseren Keks bringt nichts aus der Ruhe.

Fritz Fuchs (Guido Hammesfahr) und Hund Keks im Klangenschalen-Studio.
Fritz Fuchs (Guido Hammesfahr) und Hund Keks im Klangenschalen-Studio. | Bild: Andrea Hansen/ZDF

Man kennt Sie jetzt fast 20 Jahre in der Rolle. Konnten Sie sich am Anfang überhaupt vorstellen, dass das so lange gehen würde?

Nein, und ich muss sagen, die Zeit ist verflogen. Ich erinnere mich noch an den Anruf, als ich gefragt wurde, ob ich das machen will. Das kommt mir fast wie gestern vor – und das soll so lange her sein! Das ist schon phänomenal. Aber es ist ja auch ein ganz gutes Zeichen, wenn man gar nicht merkt, dass so viel Zeit vergangen ist.

Es geht in „Löwenzahn“ um Wissensvermittlung. Wie waren Sie denn in der Schule?

Deutsch war mein Favorit, das hatte ich auch als Leistungskurs, dazu Biologie und Sozialkunde. Ich war eher ein mittelmäßiger Schüler, würde ich sagen. Was ich bei „Löwenzahn“ toll finde, ist, dass es hier keinen Frontalunterricht gibt, sondern dass die Themen immer mit einer Geschichte verbunden werden. Das ist das Geheimnis des Erfolgs unserer Sendung und das mache ich besonders gern, zumal ich mich da auch schauspielerisch einbringen kann. Ich nehme die Kinder an die Hand und sie können mir über die Schulter gucken, wenn ich etwas herausfinde. Das ist voll mein Ding geworden. (lacht)

Können Sie Themen vorschlagen?

Das kommt meistens von der Redaktion, aber klar, ich bringe auch Themen ein. Ich bekomme ja auch immer mal wieder Post mit Vorschlägen. Ich habe sehr nette junge Fans, die oft auch Zeichnungen mitschicken – von mir und dem Bauwagen und Keks selbstverständlich. Wir hatten zum Beispiel schon mal das Thema Segeln, das ist aber für mich noch nicht auserzählt. Ich bin ja passionierter Segler und finde das auch deshalb so interessant, weil wir zum Beispiel in Hinsicht auf Rohstoffe durch das Segeln extrem viel sparen könnten.

Sind Sie auch schon mal auf dem Bodensee gesegelt?

Nein, dazu fehlt mir leider das Bodenseeschifferpatent. Aber von Berlin aus habe ich es nicht weit bis zur Ostsee – und das nutze ich aus. Natürlich ist der Bodensee ein spannendes Revier und wunderschön ist es da auch. Ich habe die Region in sehr guter Erinnerung und irgendwann komme ich bestimmt auch noch mal an den Bodensee.

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Waren Sie mal im Urlaub da?

Wir sind auf Abschlussfahrt in Konstanz gewesen. Später war ich auch noch mal da, ich glaube, mit dem Moped – das muss also ganz schön lange her sein. (lacht)

Fritz Fuchs lebt ja sehr minimalistisch und nachhaltig. Hat das auf Sie abgefärbt?

Es verändert einen schon, wenn man sich damit auseinandersetzt. Ich habe zum Beispiel mein Auto abgestoßen und fahre damit ganz gut, sozusagen. (lacht) Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs und genieße das auch. In der Stadt kommt man so viel stressfreier rum, und ein bisschen Bewegung tut ja immer gut. Denn das Segeln ist ja doch eher ein philosophischer Sport, möchte ich sagen. Ich bin deswegen nicht zum Auto-Hasser geworden, aber ich glaube, wenn wir alle öfter mal das Fahrrad benutzen oder mit der Bahn fahren, dann könnten wir unseren Verbrauch stark reduzieren. Das macht dann auch den Lebensraum Stadt attraktiver.

Wäre ein Leben auf kleinstem Raum in einem Bauwagen für Sie vorstellbar?

Wenn es gut läuft, bin ich jedes Jahr fast einen Monat auf meinem Segelboot – da habe ich deutlich weniger Komfort als Fritz in seinem Bauwagen. Ich habe zum Beispiel kein fließend Wasser. Aber ich finde diese reduzierte Lebensweise gut, ich komme prima ohne großen Komfort zurecht, das erdet mich sehr. Insofern passen wir ganz gut zusammen.

Auch in anderer Hinsicht?

Ich habe noch vor „Löwenzahn“ einen Koffer erfunden, mit dem man fahren kann. Dieser Tüftlergeist steckt wohl auch in mir.

Haben Sie sich den Koffer patentieren lassen?

Ja, das habe ich tatsächlich gemacht. Ich habe das Patent dann später wieder verkauft, aber der Koffer ist leider kein großer Wurf geworden. Es hätte wohl mehr Kapital gebraucht, um die Idee erfolgreich zu machen. Aber eine Idee zu haben für Mikromobilität, das fand ich super. Mir fällt bestimmt auch irgendwann wieder was ein.

Sind Kinder eigentlich ein anspruchsvolles Publikum?

Ich glaube, sie lassen sich nichts vormachen. Deshalb ist es auch ganz wichtig, dass wir auf Augenhöhe agieren. Ich verstelle mich nicht in der Sprache oder versuche, sie für dumm zu verkaufen. Ich erkläre ihnen alles so, wie ich es mir selber erklären würde. Deshalb ist es mir auch ganz wichtig, dass ich die Texte verstehe, die ich spreche. Die Autoren kennen mich mittlerweile gut und schreiben die Texte so, dass sie ganz nah bei mir sind – so, wie ich mit jedem anderen auch sprechen würde.

Sie werden vermutlich oft erkannt. Werden Sie eher von Kindern angesprochen oder von Erwachsenen?

Von Kindern. Für sie bin ich der Typ von nebenan, dem sie mal die Hand geben oder „Guten Tag!“ sagen wollen. Wenn sie nach einem Autogramm fragen, dann kann ich mir sicher sein, dass die Eltern um die Ecke stehen und die Kinder vorgeschickt haben. Ich habe ein sehr dankbares Publikum – da mal schnell ein Selfie zu machen oder ein Autogramm zu geben, das ist kein Ding, damit habe ich überhaupt kein Problem. Wenn ich nicht gerade beim Essen bin, kann man mich auch wirklich jederzeit ansprechen.

Szene aus der Folge „Regenbogen – Die beste Freundin“: Yasemin Saidi (Sanam Afrashthe, von links) und Fritz Fuchs (Guido Hammesfahr) ...
Szene aus der Folge „Regenbogen – Die beste Freundin“: Yasemin Saidi (Sanam Afrashthe, von links) und Fritz Fuchs (Guido Hammesfahr) ärgern sich über Ordnungsmann Heinz Kluthe (Holger Handtke). | Bild: Zia Ziarno/ZDF

„Löwenzahn“ gibt es seit 45 Jahren. Was macht das Format nach der langen Zeit denn noch so besonders?

Erstens ist es liebevoll gemacht. Zweitens erzählen wir immer eine komplette Geschichte, die Erklärungen mit schönen Trick- oder dokumentarischen Filmen sind einleuchtend. Und drittens gibt es eine gewisse Verlässlichkeit. In der Regel gehen unsere Geschichten gut aus, da muss man keine Angst haben. Fritz findet schon eine Lösung – und ich glaube, dafür sind die Kinder dankbar. Und ich auch!

Ihr Vorgänger Peter Lustig hat seine Zuschauer am Ende von „Löwenzahn“ immer zum Abschalten aufgefordert. Fritz geht stattdessen eine Runde mit dem Hund. Empfinden Sie das Fernsehen eher als Segen oder Fluch?

Bei unserem Format ist es meiner Meinung nach eigentlich mehr ein Segen. Im Umgang vor allem mit neuen Medien und gerade auch mit Social Media verändert sich immerzu sehr viel, darauf müssen Eltern natürlich ein Augenmerk haben. Aber gerade deshalb glaube ich, dass unser Format eine gute Alternative ist. Noch besser ist es natürlich, rauszugehen und Dinge selber zu erfahren. Aber ich glaube, es ist eine wichtige und gute Sache, die wir da machen. Da finde ich es auch in Ordnung, wenn man mal die Glotze anmacht. Ich stehe hinter diesem Format, dafür darf man ruhig mal vorm Fernseher sitzen.

Guido Hammesfahr (links) und Peter Lustig (1937-2016) stehen bei Dreharbeiten für „Löwenzahn“ hinter einer selbstgebauten Maschine.
Guido Hammesfahr (links) und Peter Lustig (1937-2016) stehen bei Dreharbeiten für „Löwenzahn“ hinter einer selbstgebauten Maschine. | Bild: Antje Dittmann/ZDF

Und sogar Fritz Fuchs hat ja ein Handy.

Das stimmt, aber da kann ich uns allen nur raten, das Ding öfter mal aus der Hand zu legen. Wenn man Bus oder Bahn fährt, ohne die ganze Zeit aufs Handy zu starren, nimmt man seine Umwelt und auch die Leute anders wahr. Früher war es ganz normal, dass man auf einer Reise zwischen Köln und Berlin im Zug mit jemandem ins Gespräch kam. Das ist heute nicht mehr so, weil alle isoliert sind mit ihrem Tablet oder Smartphone und den Kopfhörern. Ich würde mir wünschen, dass wir uns wieder mehr begegnen. Das würde sicher auch die Stimmung ein bisschen besser zu machen.

Fritz Fuchs‘ Handy-Klingelton ist die „Löwenzahn“-Melodie. Haben Sie die auch?

Nein, ich habe einen ganz klassischen Klingelton und den finde ich super. Die „Löwenzahn“-Melodie wäre mir dann doch zu viel …