Dieses Buch will hoch hinaus. Mit seinen 33 Zentimetern passt es zwar kaum ins Regal, doch das schmale Hochformat entspricht perfekt dem Schauplatz der Geschichte: Oliver Wnuks neues Kinderbuch spielt in einem Hochhaus. Heldin ist eine Katze namens Schnee, die einer alten Frau gehört, aber in allen zwölf Stockwerken daheim ist. Tatsächlich hat das Tier innerhalb der Hausgemeinschaft eine ganz besondere Funktion.
Dank Schnee leben die Leute nicht nur nebeneinander, sondern auch miteinander. Dabei bedient sie sich ganz einfacher Tricks: Mal legt sie sich auf einen Autoschlüssel, sodass eine Familie, die ihr Frühstück stets in Hektik einnimmt, endlich mal Zeit für einander hat; mal schlüpft sie zusammen mit Luis aus der achten Etage in den Aufzug und sorgt dafür, dass er mit dem im fünften Stock zugestiegenen gleichaltrigen Vasilli aus der Ukraine ins Gespräch kommt.
Mit großer Liebe zu den Figuren hat der aus Konstanz stammende Wnuk eine kleine Welt erschaffen, in der sich die Menschen ohne Schnee nie aufeinander eingelassen hätten, obwohl sie sich prima ergänzen: hier das Mädchen Samantha, das gern Klavier spielen möchte, aber die Mutter könnte sich den Unterricht gar nicht leisten; dort ein ehemaliger Klavierlehrer, dem Samanthas Gesellschaft Bezahlung genug ist.
Wnuk hat schon mit seiner „Kasi Kauz“-Reihe gezeigt, wie gut es ihm gelingt, seine Botschaften in Geschichten zu verpacken. In den Büchern geht es unter anderem um Toleranz und Selbstakzeptanz. Neben der Handlung lebt „Die Hochhauskatze“ auch von den ansprechenden Illustrationen.
Der Schauspieler hat seine Kindheit zum Teil ebenfalls in einem Hochhaus verbracht. Die Adresse „Wollmastettersteinerstraße“, in der Schnees Haus steht, ist aus den Konstanzer Straßen zusammengesetzt, in denen er als Kind gewohnt hat, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt: Wollmatinger, Litzelstetter und Allensteiner Straße.
Seine Ideen für die Kinderbücher nimmt Wnuk aus dem Leben: „Ich frage mich, woran es in unserer Gesellschaft mangelt und welche Werte wir unseren Kindern vermitteln wollen.“ Das Buch richtet sich an Kinder zwischen drei und sechs Jahren.
Mit Kinderbüchern wird man nicht reich, wie Wnuk einräumt, aber seine Kernkompetenz ist ohnehin eine andere. Am 26. September zeigt das ZDF „Alle nicht ganz dicht“; Wnuk spielt einen schnöseligen Juniorchef.
Oliver Wnuk (Text), Andrea Stegmaier (Illustration): „Die Hochhauskatze“. Karibu (Edel Verlagsgruppe), München. 32 Seiten, 18,99 Euro.