Frau Fritsch, Sie haben schon einige Folgen von „Die Toten vom Bodensee“ abgedreht. Wie gefällt es Ihnen am See?
Es ist wunderschön. Der Bodensee mit den Naturschutzgebieten, wo nichts kultiviert und kein Rasen gemäht wird, nichts verbaut wird und auch keine Böden versiegelt werden, das finde ich besonders in Klimakrisen-Zeiten so wertvoll. Außerdem bin ich eine Meeres-Liebhaberin, aber auch eine Berg-Liebhaberin – und hier hat man beides. Dieses maritime Gefühl durch diesen fantastischen See, und dazu die Berge, das ist einfach nur traumhaft.
Haben Sie schon einen Lieblingsort gefunden?
Der Drehplan ist sehr dicht und so viel Zeit zum Erkunden hatte ich bisher leider noch nicht. Das Fahrrad, das meine Figur Luisa Hoffmann in den Filmen benutzt, kann ich mir manchmal fürs Wochenende ausborgen und dann fahre ich den See entlang und schaue, wo es kleine Buchten gibt. Einfach am See zu sitzen und zum Horizont zu schauen, ist für mich wirklich ungemein entspannend und beruhigend und ein guter Ausgleich zu den Dreharbeiten.
Es gibt im Fernsehen mittlerweile sehr viele Krimi-Formate. Was hebt „Die Toten vom Bodensee“ von den anderen ab?
Das Spannende ist vor allem, dass es in diesem Vierländereck spielt und dass Deutschland und Österreich vereint sind. Ich finde, es ist etwas Besonderes, dass man einen deutschen und einen österreichischen Kommissar hat. Was sich da auftut an Kommunikation, Missverständnissen und auch Humor, das deutsche und das österreichische Gemüt miteinander verbindet oder eben nicht verbindet, das finde ich sehr besonders.
Was ich an diesem Format auch sehr gerne mag, ist das Mystische, diese Filme lieben das Düstere. Insgesamt kann man dabei mehr zur Ruhe kommen und den Geschichten in einer langsameren, angenehmeren Art folgen, als es bei manch anderen Krimi-Serien der Fall ist.
Sie sind Österreicherin. Gab es am Anfang mit Ihren deutschen Kollegen Verständigungsprobleme?
Was ich tatsächlich lustig fand, ist, dass ich am Anfang den Vorarlberger Dialekt noch nie wirklich gehört hatte. Ich war vor den Dreharbeiten auch noch nie am Bodensee gewesen und habe von dem Dialekt dementsprechend nichts verstanden. Mit der Zeit lernt man sich dann besser zu verstehen, aber am Anfang dachte ich wirklich, ich wäre in einem anderen Land. Der Dialekt ist bezaubernd, aber eben ganz anders.

In der ersten Folge, in der Sie dabei waren, mussten Sie die Gebärdensprache verwenden. Hatten Sie bereits Vorkenntnisse?
Die Gebärdensprache habe ich für die Rolle neu gelernt. Ich habe mich sehr darauf gefreut, weil das eine spannende Herausforderung ist und man das für das weitere Leben auch gebrauchen kann. Meiner Meinung nach sollte man die Gebärdensprache in der Schule lernen.
Meine Lehrer haben mir diese Welt so erschlossen, dass ich jetzt fast das Gefühl habe, wenn man Gebärdensprache nicht kann, dann verpasst man viel von sich selbst und wie man die Welt erlebt. Es ist eine ganz andere Art, die Welt aufzunehmen und zu verarbeiten. Ich bin richtig verliebt in die Gebärdensprache.
Sie könnten die Gebärdensprache jetzt also im Alltag verwenden?
Ein Native bin ich nicht, ich lerne tatsächlich für die Szenen. Ein paar Kenntnisse habe ich bereits, aber ich würde mich nicht als Profi bezeichnen. Ich werde es aber auf jeden Fall weiterhin verfolgen, weil mir das so viel gibt.
Ihre Figur tritt in den Filmen sehr direkt und selbstbewusst auf. Sind Sie das auch im echten Leben?
Selbstbewusst würde ich schon sagen. Ich bin aber auch schüchtern. Es ist eigentlich eine schräge Kombi. Diese Widersprüchlichkeit sehe ich in Luisa Hoffmann auch. Sie ist sehr vorsichtig, Leute in ihr Privatleben reinzulassen, obwohl sie sehr selbstbewusst und souverän ist. Der Grund, warum man schüchtern und vorsichtig ist, das kommt ja auch oft nicht von nirgendwoher. Es sind zwei Seiten von mir, die beide stimmen.
Sie müssen für Ihre Rolle körperlich sehr fit sein. War das eine Herausforderung für Sie?
Es war auf jeden Fall eine tolle Herausforderung. Sportlich bin ich sowieso schon, was ich aber trainieren musste, waren bei der Polizei zum Beispiel Fingerübungen, um mit der Waffe umzugehen und zu schießen, oder wie man jemanden unschädlich macht. Außerdem habe ich jetzt auch mit dem Boxen angefangen. Das gefällt mir bisher unglaublich gut.
Was ist Ihr liebster Ausgleich zum stressigen Drehalltag?
Ich gehe sehr gerne spazieren, vor allem mit den Hunden meiner Eltern oder meiner Schwester. Neben dem Boxen habe ich gerade auch noch mit dem Tangotanzen angefangen.

Ihre Eltern sind beide als Schauspieler tätig. War das Ihre Motivation, selbst in diesem Bereich zu arbeiten?
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das die Motivation war. Ich glaube, es kam eher über meine Liebe zur Literatur, die schon als Kind begann. Ich weiß nur, dass ich schon als Kind Schauspielerin werden wollte. Meine Mutter hat dann immer gesagt: „Werde bitte alles – außer Schauspielerin!“ Das war ein großer Streitpunkt zwischen uns, weil ich in der Schulzeit auch Castings und Vorsprechen hatte, die ich dann aber nicht wahrnehmen durfte.
In den Augen meiner Mutter war die Schule das Wichtigste und ich sollte mich nur darauf konzentrieren. Erst mit 18 durfte ich machen, was ich wollte. Das war sehr schwierig, damals habe ich das auch überhaupt nicht verstanden. Mittlerweile freut sie sich natürlich für mich, ich verstehe sie aber auch sehr gut, warum sie das nicht unbedingt für ihre Tochter wollte. Der Beruf kann eben nicht nur schön sein, sondern birgt auch Schattenseiten.
Wie wird es in den nächsten Folgen von „Die Toten vom Bodensee“ mit Luisa Hoffmann weitergehen?
Jetzt kommt erst noch die Folge „Der Nachtalb“. In den Filmen danach geht es dann richtig zur Sache mit der Luisa. Sie wird immer mehr von den Abgründen und der Dunkelheit in ihrer Vergangenheit eingeholt. Da wird einiges offengelegt und das wird sehr hart für sie.