Die Berge als Mittelpunkt des Lebens. Na ja, gesteht Schauspieler Sebastian Ströbel, das sei ihm so klar nicht gewesen als Kind oder Teenager, dass sie mal zum Lebensinhalt werden. Andererseits hat er die Welt der Gipfel schon kennen gelernt, als er zwölf war.
Damals zog Familie Ströbel nach Ravensburg, und von dort aus ist es nicht weit zu den Allgäuer Bergen – oder zum Bodensee, den er auch ins Herz geschlossen hat. Seine Erinnerung funktioniert bestens: Die Mutter sei es vor allem gewesen, die an Wochenenden die Freizeitgestaltung der Familie bestimmte. „Auf in die Berge“, schlug sie vor, wobei das letztendlich weniger ein Vorschlag war als vielmehr beschlossene Sache.

Bei ihrem Sohn Sebastian stieß sie auf offene Ohren. Er liebte schon damals alle Arten von Sport. Fußball, Handball, Volleyball: Einerseits waren da die Ballsportarten, die ihn faszinierten. Andererseits schwang er sich gerne aufs Fahrrad und mochte das Hinaufkraxeln auf die Gipfel. Die bestimmen inzwischen das Leben des ehemaligen Ravensburgers – als Bergretter Markus Kofler im ZDF.
Die Serie „Die Bergretter“ (verfügbar in der Mediathek) ist ein Quotengarant mit jeweils über fünf Millionen Zuschauern, Ströbel ist seit 2014 Hauptdarsteller und Held der Serie. Wenn der 43-Jährige von Kofler erzählt, wird deutlich: Er lebt diese Figur des Leiters der Bergretter-Staffel, er liebt sie, so wie er die Welt der Gipfel liebt.
„Für mich sind Berge sportliche Herausforderung einerseits“, sagt er. „Andererseits auch Rückzugsort, der Ursprung, etwas Archaisches. Ja, ich liebe das Raue.“ Ihn ziehe eine bergige Landschaft an, sie inspiriere zur Meditation, biete die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Mit überzogen Kommerziellem hingegen könne er nichts anfangen. Ebenso wenig mit einem übertriebenen Konsum. Er hält es da schon lieber mit den Naturgewalten, die ihn beeindrucken, oder mit einer Landschaft wie jener rund um den Bodensee.
Ströbel ist einer, der keine Angst kennt, der womöglich den Nervenkitzel liebt. „In unserem Team wissen sie“, verrät er, „dass ich am liebsten alle Szenen und Stunts selbst drehe.“ Also möglichst kein Stuntman als Vertretung, wenn es vielleicht ein bisschen gefährlich werden könnte.
Brenzlige Situationen sind an der Tagesordnung
Wer „Die Bergretter“ kennt, weiß, dass brenzlige Situationen dort nicht nur das Salz in der Suppe sind, sondern eher an der Tagesordnung. Keine Sendung, in der Markus Kofler nicht alles gibt. Und doch weiß Ströbel, dass man in den Bergen nicht leichtsinnig werden darf: „Ich bin schon auch achtsam und vorsichtig. Wir alle im Team schauen sehr genau hin, was machbar ist und was nicht.“
Die Berge bestimmen einen großen Teil von Ströbels Leben. Und doch bleibt Zeit für andere Dinge. Zum Beispiel für Mozart, Bach oder Schubert. Denen widmet er sich entweder als Pianist („Ich bin aber kein guter Klavierspieler.“) oder als Zuhörer. Dann gibt es noch die Literatur, die ihn schon immer interessierte, und natürlich die Familie.

„Ich bin gerne zu Hause“, verrät Ströbel, was in seinem Fall inzwischen Hamburg ist. Mit seinen vier Kindern und seiner Frau, einer Hamburgerin, wohnt er am Rande der Stadt. Mit genügend Grün um ihn herum. Zwar keine Berge, aber die hat er ja zur Genüge beim Dreh am Dachstein in Österreich oder wenn es ihn in die alte Heimat zieht, wo er in Lindau die ersten Schritte als Schauspieler unternommen hat.
Als er das Abschlusszeugnis vom Mozarteum in Salzburg in der Tasche hatte, musste er mit einem etwas ungewöhnlichen Problem fertig werden. Der junge Ströbel war manchem Regisseur zu schön. So ist es jedenfalls überliefert. Fakt ist laut Ströbel freilich, dass es vor rund 20 Jahren nicht so viele Filme und damit auch nicht so viele Rollen gab wie heute. Und gesucht waren eher Typen mit Ecken und Kanten. Vielleicht auch mal mit einer körperlichen Macke. Die allerdings hat Ströbel nicht zu bieten.
Zu schön für manche Rollen
Der Mann mit dem Vollbart, da muss man nicht lange diskutieren, sieht einfach verdammt gut aus. Vor allem, wenn er lächelt. Das tut er auch dann, wenn es eigentlich nichts zu lachen gibt. Und damit sind wir mitten in seinem sportlichen Lieblingsthema, dem Fußball. Ströbel hätte sich viele erfolgreiche Vereine als Lieblingsclub raussuchen können.
Was aber macht er? Vergibt sein Herz an den 1.FC Nürnberg. Und da drängt sich die Frage geradezu auf: „Wie leidensfähig sind sie eigentlich, Herr Bergretter?“ Ströbel lässt sich nicht provozieren, erinnert lieber an den Sieg im Pokalfinale 2007 gegen den VfB Stuttgart. Das, meint er, könne seinem Lieblingsclub keiner nehmen. Sagt‘s und formt die Lippen wieder zu diesem sympathischen Lächeln.
Der Text erschien zuerst im Erlebnismagazin „Griaß di‘ Allgäu„ (http://www.griassdi-allgaeu.de)