Frau Lanz, wie groß war Ihre Freude, als Sie vom Comeback der Serie „Tierärztin Dr. Mertens“ erfahren haben?
Die Freude über den Zuspruch und die Anerkennung war sehr groß, doch gleichzeitig hatte ich auch sofort an meine Familie gedacht, die ich dann wieder weniger sehen würde, und daran, wie wir das gemeinsam realisieren können. Meine Weichen waren ja inzwischen schon wieder neu gestellt. Und 13 Folgen am Stück zu drehen, bedeutet auch, ein Jahr mehr oder weniger weggeparkt zu sein und den familiären Alltag neu organisieren zu müssen.
Das soll jetzt bitte nicht undankbar klingen: Als Schauspielerin ist diese Rolle für mich wie ein Sechser im Lotto, als Familienmensch muss ich dafür aber auch einige Abstriche machen. Und das musste halt gut überlegt sein.
Können Sie auch eigene Ideen in die Drehbücher oder am Set miteinbringen?
Also, ich bin schon sehr aktiv in dem, wie ich Stellung beziehe. (lacht) Manchmal kann ich ein bisschen mehr Einfluss nehmen, manchmal weniger. Sagen wir mal so: In meiner Haltung, die ich am Set einnehme, bin ich wahrscheinlich nicht so zurückhaltend. (lacht wieder) Ich versuche schon, auf bestimmte Dinge immer mal wieder Einfluss zu nehmen und kämpfe um bestimmte Positionen.
„Tierärztin Dr. Mertens“ ist ein Dauerbrenner. Eine Serie, die pro Folge mehr als fünf Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen vereint, muss viel richtig machen. Wie erklären Sie den Erfolg?
Die Einbettung in Natur und Zoo – dieses großartige Ambiente mit den vielen exotischen Tieren –, das ist einfach schön, weckt Sehnsüchte und bietet eine kleine Reise aus dem Alltag. Außerdem ist „Tierärztin Dr. Mertens“ ein traditionelles Familienformat, eine Serie für die ganze Familie, in der es um den familiären Zusammenhalt geht. Und so viele Formate in dieser Richtung gibt es heute leider nicht mehr – weder im klassischen Fernsehen noch in den ganzen Streamingdiensten.
Bei uns können sogar schon kleine Kinder mitschauen, und auch für die Größeren haben wir genug Spannendes zu bieten. Und für die erwachsenen Zuschauer sind die Geschichten so erzählt, dass sie einen gewissen Tiefgang haben. Überhaupt bemühen wir uns immer mehr um Tiefe und um Authentizität.

Susanne Mertens ist mit Ihnen älter geworden. Wie hat sie sich verändert?
In den Anfängen ging‘s ja darum, dass die Figur darum gekämpft hat, aus dem Familienleben und der Mutterrolle wieder in den Job zu kommen und sich dort zu beweisen. Susanne musste damals noch an Selbstsicherheit gewinnen – im Hinblick auf ihren Beruf als Tierärztin und als Frau. Sie musste sich beweisen, ihre Persönlichkeit und ihren Blick auf die Welt weiterentwickeln. Heute weiß sie, wer sie ist, wofür sie steht. Sie hat Mittel und Wege gefunden, sich in ihrer Mitte zu halten, aber das geht nicht von alleine. Auch dafür muss sie etwas tun.
Sie drehen nicht im Studio, sondern im Leipziger. Wie ist die Zusammenarbeit mit den tierischen Kollegen?
Sehr respektvoll. (lacht) Es ist natürlich immer eine gewisse Vorsicht geboten. Über all die Jahre habe ich den richtigen Umgang mit den Tieren gelernt, auch dass man nicht zu zart sein darf, sondern auch mal etwas bestimmter auftreten muss. Gleichzeitig bedarf es viel Empathie, um sich einzufühlen und zu spüren, was das Tier gerade braucht und wann es eine Pause benötigt.
Durch die Zusammenarbeit habe ich schon sehr viel von den Tieren gelernt. Inzwischen kann ich ihre Körpersprache, glaube ich, ganz gut deuten und frühzeitig reagieren – indem ich zum Beispiel loslasse oder Autorität zeige.

Ihre Filmfigur besitzt großes Verantwortungsbewusstsein. Wieviel Ihrer
Persönlichkeit steckt in dem Charakter?
Das ist eine schwierige Frage. Für mich bildet sich ein Charakter immer an dem Punkt, an dem man Weichenstellungen vornimmt. Ich bin zwar ein Familienmensch wie Susanne, ich liebe wie sie die Tiere und die Natur, ich habe auch ein Haus, an dem ich in meiner Freizeit herumwerkle, und ich kümmere mich gerne um andere. Aber in vielen Punkten bin ich auch wieder ganz anders. In meinem Leben hat zum Beispiel der Humor einen hohen Stellenwert, und der kommt mir bei Frau Dr. Mertens manchmal etwas zu kurz.
In der neuen Staffel muss die Tierärztin den Tod ihres Mannes verarbeiten. Wie gehen Sie mit Emotionen wie Trauer um?
Von dem Satz „Du musst es rauslassen!“ halte ich wenig. Das ist nicht mein Weg. Ich suche meist die Heilung in der Stille und mache das erst mal mit mir alleine aus. Dann kann ich aus dieser gereinigten Situation heraus viel besser mit anderen Menschen darüber kommunizieren und dadurch vielleicht auch gezielter Unterstützung annehmen.