Die Hauptsaison am Gardasee hat begonnen, allerdings nicht wie gewünscht. Erst die Nachrichten vom Hochwasser und dem höchsten Pegelstand seit 70 Jahren. Seit vergangener Woche hält nun auch ein Norovirus-Ausbruch Bewohner und Touristen in Atem. Betroffen scheint bisher allerdings nur die Gemeinde Torri del Benaco am Ostufer. Nach örtlichen Angaben litten bis zu 900 Menschen an starkem Durchfall, Erbrechen und Bauchweh, einige mussten sich ärztlich behandeln lassen.
Möglicherweise hängen Hochwasser und Virusinfektionen miteinander zusammen. Die 3000-Einwohner-Gemeinde Torri del Benaco bezieht ihr Trinkwasser vom Grund des Gardasees, dessen Gewässer aber durch das Hochwasser verunreinigt wurde. Experten berichteten, dass der Abfluss der Abwässer durch den hohen Pegelstand nicht mehr einwandfrei möglich ist.

Die für die Trinkwasserversorgung zuständige Gesellschaft Azienda Gardesana Servizi berichtete außerdem von einem „technischen Problem“, demzufolge vergangene Woche nicht genügend Chlor in den Trinkwasserkreislauf gegeben werden konnte. Gesicherte Erkenntnisse darüber, wie das Virus in den Trinkwasserkreislauf gelangen konnte, gibt es allerdings noch nicht.
Mehrere Gardasee-Gemeinden versuchten, dem Imageschaden entgegen zu steuern. So trank Paolo Formaggioni, Bürgermeister des nahegelegenen Brenzone, demonstrativ Wasser aus dem See. „Das Wichtige sind das touristische Leben im Ort und die Förderung der Gegend“, sagte Stefano Nicastro, Bürgermeister von Torri del Benaco. „Wir mussten eine positive Haltung an den Tag legen, sonst wäre ein großer ökonomischer Schaden entstanden.“ Nicastro war kritisiert worden, zu spät auf die Masseninfektionen reagiert zu haben.
Zahlreiche Einwohner und Touristen erfuhren erst durch die örtliche Apotheke von den Infektionsfällen. Ärzte warnten Patienten davor, auch abgekochtes Wasser oder Leitungswasser zum Zähneputzen oder Gemüsewaschen zu verwenden. Einige Infizierte mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Augenzeugen berichteten, die vielen Ambulanzfahrzeuge Ende der vergangenen Woche in Torri del Benaco hätten Erinnerungen an die Corona-Pandemie wachgerufen.
Bürgermeister Nicastro hob Anfang dieser Woche das Badeverbot für den See auf. Das Verbot des Gebrauchs von Trinkwasser aber sollte zumindest am Dienstag noch bestehen bleiben. In mehreren von der Regionalbehörde Arpav durchgeführten Tests von See- sowie Trinkwasser wurden keine Virusspuren mehr gefunden. Die Ergebnisse eines wissenschaftlichen Instituts stehen noch aus.