In der Schweiz und Österreich sollen auch ungeimpfte Skifahrer die Skigebiete nutzen dürfen – ganz anders dagegen soll es am Feldberg im Schwarzwald ablaufen
Die Schweiz hat schon im vorigen Corona-Winter Skilifte und Pisten geöffnet. Der riskante Schritt wurde von den Nachbarländern kritisiert, die Schweizer Tourismus-Branche kam jedoch besser durch die Krise. Nun öffnen die ersten Skigebiete wieder – welche Strategie fahren die Eidgenossen diesmal? Und wie sieht es in Österreich aus?
Geöffnet mit reduzierter Kapazität: In der Schweiz – hier Anfang 2021 in Wengen im Berner Oberland – blieben die Lifte trotz Corona geöffnet. Für die anstehende Saison wird eine Zertifikatspflicht für Wintersportler erwartet.
| Bild: Laurent Gillieron, dpa
Sommer ade, Wintersport juhee? In Engelberg, mitten in der Schweiz gelegen, startet die Ski-Saison Anfang Oktober, Ende des Monats folgen ersten Gebiete in Graubünden. Die Frage lautet: Mit welchen Regeln. Schließlich wird Corona auch den kommenden Winter beherrschen.
Die Eidgenossen öffneten trotz Pandemie in der Vorsaison Pisten und Lifte. Von ihren Nachbarländern wurden sie für die lockere, wirtschaftsfreundliche Strategie teils heftig kritisiert. Bis hin zu Aufrufen an die heimische Bevölkerung, die Schweizer Skigebiete zu meiden. Rückblickend gab es aber auch Zuspruch für den mutigen wie riskanten Weg, allen voran aus der Tourismusbranche. Aber auch Wintersportler aus dem deutschen Süden waren froh über die Möglichkeiten, die es im eigenen Land größtenteils nicht gab.
Kurz vor Weihnachten 2020: In Verbier (Kanton Wallis) überwachen Schweizer Polizisten die Einhaltung von Corona-Maßnahmen in den Wintersportorten. Wie will das Land in die beginnende Saison 2021/22 gehen?
| Bild: Fabrice Coffrini, AFP
Keine Tests für Einreise aus Baden-Württemberg nötig
Ein erster Vorteil für sie, sofern sie ungeimpft oder nicht genesen sind: Die seit 20. September geltende doppelte Testpflicht für über 16-Jährige bei der Einreise in die Schweiz greift für das angrenzende Baden-Württemberg nicht. Der Tour in die Wintersportorte steht also grundsätzlich für niemandem aus den Grenzregionen etwas im Wege. Worauf müssen die Menschen sich aber an den Pisten, Bergbahnen und Aprés-Ski-Bars einstellen?
Immer wahrscheinlicher dürfte das die 3-G-Regel sein, wie sie unter anderem für Restaurants, Veranstaltungen oder Fitnesscenter seit 13. September gilt. Laut Bundesamt für Gesundheit und der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK) laufen aktuell Gespräche zwischen Behörden, Kantonen mit Skigebieten und den jeweiligen Branchen. Möglichst bald wolle man zu einer Entscheidung kommen.
Weil die Schweiz ihre Skigebiet anders als viele Nachbarländer im Winter 2020/21 öffneten, gab es Kritik aus der EU. Hier kontrolliert ein Polizist Ende November in Verbier (Wallis) das Einhalten der Maskenpflicht.
| Bild: Jean-Christophe Bott, dpa
Demnach gelten für Bereiche, die nur mit einem Zertifikat genutzt werden können, weder Maskenpflicht noch ein Besucherlimit. „Es ist naheliegend, dass dies analog auch für Skigebiete gelten würde, sollte dort das Zertifikat zur Anwendung kommen“, sagt Lukas Engelberger.
Dass der Vorstoß des obersten Gesundheitsdirektors bei den Touristikern auf offene Ohren stößt, überrascht da wenig. Sie erhoffen sich vor allem Planungssicherheit. „Wir wünschen uns klare, früh kommunizierte Maßnahmen“, erklärt Andres Lietha, Tourismusdirektor von Engelberg, gegenüber dem SÜDKURIER.
Andres Lietha ist Tourismusdirektor der Gemeinde Engelberg.
| Bild: Rainer Eder
Er begrüßt die inzwischen schweizweit einheitliche 3-G-Regel, „wenn damit andere radikalere Maßnahmen verhindert werden können“, so Lietha weiter. Mit den Fideriser Heubergen im Kanton Graubünden hatte zuvor ein erster kleinerer Betreiber die Zertifikatspflicht bereits für das gesamte Skigebiet beschlossen.
Schweizer Skiorte zielen auf Touristen aus Süddeutschland
Anders als im vorigen Winter, als man am Engelberg wegen unübersichtlicher Reisebestimmungen vor allem einheimische Gäste im Blick hatte, wirbt die Region am Vierwaldstättersee laut Andres Lietha nun vermehrt auch im näheren Ausland. „Dazu gehört insbesondere der süddeutsche Raum“, sagt der Tourismuschef. Vom westlichen Bodensee, aus dem Schwarzwald oder vom Hochrhein benötigt man – je nach Verkehrsmittel – zwischen zwei und vier Stunden bis nach Engelberg.