Die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs durch Geistliche und kirchliche Mitarbeiter ist wie ein dickes Brett, das zunächst mit einem alten Bohrer aus der Hobbywerkstatt bearbeitet wurde. Inzwischen werden die Werkzeuge wuchtig und präzise. Die katholische Kirche nähert sich schrittweise einem transparenten Verfahren an, das sich auf die Seite der Betroffenen stellt und auf Abstand zu den Vertuschern in Soutane geht.
Einen Markstein bildet deshalb die Aufhebung des päpstlichen Geheimnisses, die der Papst verfügt hat. Unter dem Siegel dieser juristischen Formel ließen sich bisher kriminelle Handlungen bequem verstecken. Wichtige Unterlagen wurden vorenthalten, was den mutmaßlichen Tätern hochwillkommen war – immer im Zeichen der Verschwiegenheit. Nun wird das unheilige Schweigen aufgehoben. Die Kirche hütet die Geheimnisse des Glaubens, das ist ihre Aufgabe und ihre Meisterschaft. Vor kirchlichen und staatlichen Gerichten aber sollte sie besser auspacken.