Soviel Union war noch nie. Nicht nur, dass sich die beiden Unionsparteien wieder verstehen, gemeinsamen sind sie nun auch glühende Fans der Europäischen Union. Im Falle der CSU war das nicht immer so, aber der neue Vorsitzende Markus Söder stellt an politischer und atmosphärischer Flexibilität seinen Vorgänger Horst Seehofer noch deutlich in den Schatten.
Söder schafft es, trotz seines beachtlichen Kurswechsels im Eilzugstempo halbwegs glaubwürdig zu bleiben. Und zwar vor allem dadurch, dass er augenzwinkernd frühere Fehler und Irrwege eingesteht. Das ist in der Tat der einzige Weg, halbwegs glimpflich aus den Sackgassen heraus zu kommen, in die auch Söder seine Partei hineinmavövriert hat. Wer einen Parteifreund zum Präsidenten der EU-Kommission machen will, kann nicht gleichzeitig Stimmung gegen Brüssel machen. Heute bleibt der CSU gar nichts anderes übrig als einen entschiedenen proeuropäischen Kurs einzuschlagen – ohne Meckern und Quengeln.