Vor vier Jahren stand an dieser Stelle ein Kommentar mit der Überschrift „Der Aberwitz zieht ins Weiße Haus“. Niemand hatte sich ernsthaft vorstellen können, dass ein politisch unerfahrener Hetzer, ein Rassist und unberechenbarer Egozentriker zum mächtigsten Mann der Erde gewählt werden würde. Am Ende hatten sich alle geirrt und das Entsetzen der Welt über das Votum der Amerikaner war riesig: Donald Trump for President!

Im Amt wütete Trump schließlich mit einer Rücksichtslosigkeit, wie es die Geschichte einer der ältesten Demokratien noch nicht gesehen hatte. Er beschimpfte Schwarze und Migranten, warf der Justiz Korruption vor, den Medien Lüge.
Er führte die USA in wichtigen Gremien der Vereinten Nationen in die Isolation, zettelte Handelskonflikte mit seinen Verbündeten in Europa und Nordamerika an, machte Geschäfte mit Despoten und vermied als Privatperson Steuerzahlungen. Der Aberwitz war nicht nur ins Weiße Haus eingezogen, er hatte sich richtiggehend breitgemacht. Mehr noch, er hatte System.
Keine Abrechnung
Wer bei dieser Wahl auf die große Abrechnung gehofft hatte, hat nicht genau hingesehen. Denn Trump bediente in all den Jahren zielgerichtet die weiße Mittelschicht, die Arbeiter, die Enttäuschten und sozial Schwachen. Er fing sie mit den einfachen Worten ein, die auf die Eliten abstoßend wirkten.
Er entfachte Wut und Geifer und gründete auf diesem Zorn seinen Erfolg. Darauf haben die Demokraten und Joe Biden über vier lange Jahre keine Antwort gefunden. Zumindest keine, die echte Sogkraft entfaltet und zu einem deutlichen Wahlsieg geführt hätte.
Das enge Ergebnis dokumentiert die tiefe Zerrissenheit einer Nation, deren Menschen sich unversöhnlich, manchmal sogar bewaffnet gegenüberstehen. Die USA im Jahr 2020, das ist nicht der American Dream, der amerikanische Traum. Das ist der amerikanische Albtraum.