Ausrede eins: Ich kann mir weder Annalena Baerbock noch Olaf Scholz oder Armin Laschet als Kanzler vorstellen
Kommt Ihnen das Argument bekannt vor? Zwei Kanzlerkandidaten, die sich im Wahlkampf üble Pannen erlaubt haben, und einer, der scheinbar ohne Eigenschaften auskommt – die Frage, wer Deutschland durch künftige Krisen steuern kann und soll, ist für viele Bürger dieses Mal schwer zu beantworten. Doch das ist noch lange kein Grund, nicht zur Wahl zu gehen. Denn: Wer nicht wählt, braucht auch hinterher nicht zu motzen. Und: Zur Wahl stehen eigentlich auch gar nicht die Spitzenkandidaten, sondern die Parteien. Dann fällt die Wahlentscheidung eben nach den Inhalten.
Ausrede zwei: Auf meine Stimme kommt es doch nicht an
Oft gehört, und trotzdem falsch. Denn die Entscheidung, wer das Land regiert, kann von wenigen Stimmen abhängen. Umso mehr, wenn sich, wie gerade, kein deutlicher Gewinner abzeichnet. Ob die SPD, CDU/CSU oder doch noch die Grünen das Rennen machen, ist immer noch nicht ausgemacht, zumal eben noch viele Menschen unentschieden sind. Also kommt es eben doch auf jede Stimme an. Oder sehen Sie es mal so: Wollen Sie etwa anderen die Entscheidung darüber überlassen, wer Sie regiert?
Ausrede drei: Es ändert sich doch eh nichts, egal wen ich wähle
Ebenfalls ein Klassiker unter den Nichtwähler-Ausreden. Doch da kann man sich nicht so sicher sein. Zwar haben sich Union und SPD in den Jahren mit Angela Merkel programmatisch angenähert. Die Unterschiede sind aber selbst in diesem schwachen Wahlkampf nicht zu übersehen. Beispiel Mindestlohn: Keine Erhöhung mit Union und FDP, 12 Euro mit SPD und Grünen, 13 Euro bei der Linken. Aber auch beim Ehegattensplitting, bei der Zukunftsfestigkeit der Rente, bei der Unterstützung von Alleinerziehenden, beim Spritpreis, der Zukunft der Mobilität oder beim Gendern offenbart der Blick in die Wahlprogramme zum Teil sehr konträre Vorstellungen. Schon klar: Am Ende müssen in Koalitionen Kompromisse geschlossen werden. Aber dann ist es doch umso wichtiger, dass die richtige Partei ihre Kreuzchen erhält.
Ausrede vier: Ich wähle aus Protest nicht
Schwierig. Das Dumme ist: Die stille Armee der Nichtwähler taucht lediglich in den Prozentzahlen der Wahlbeteiligung auf. In den Fraktionsgrößen im Bundestag, beim Wahlergebnis schlägt sich das nicht nieder. Oder vielmehr, es schlägt sich im umgekehrten Sinne nieder: Jede Stimme, die nicht abgegeben wird, vergrößert das Gewicht der abgegebenen Stimmen. Es macht deshalb auch radikale Parteien größer als sie eigentlich sind. Letzteres mag dem einen oder anderen Protest-Nichtwähler ja entgegenkommen – aber Achtung: Die Nicht-Stimme könnte auch dem verfeindeten politischen Lager zum Vorteil gereichen. Also besser Protestwählen.
Ausrede fünf: Das geht mich doch alles nichts an
Beim Stichwort Politik kriegt mancher nur das große Gähnen. Endlose Debatten, kompliziertes Feilschen um Details und unzählige Machtkämpfe schrecken viele Menschen ab. Dabei ist eines klar: Wenn es etwas gibt, das jeden Bürger in seinem Alltag betrifft, dann ist es die Politik. Von der Wiege bis zur Bahre bestimmt die Regierung die Lebensverhältnisse mit. Auch wenn die Dinge manchmal kompliziert liegen, haben sie doch ganz alltagspraktische Auswirkungen auf unser Leben.