Für die meisten Schüler in Deutschland ist es zum Alltag geworden, den Unterricht nur noch auf dem Bildschirm zu erleben. Ihre Mitschüler und Lehrer sehen sie in Videokonferenzen statt im Klassenzimmer. Und sie erleben die Tücken der digitalen Wissensvermittlung. Etwa dass es viel Selbstdisziplin erfordert, um ohne direkte soziale Kontakte am Ball zu bleiben.

Um Schüler in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, haben Studenten vor einem Jahr die Corona-School gegründet. Sie wollen Schüler in der Corona-Krise den nötigen Unterrichtsstoff vermitteln und Eltern entlasten und jedem eine Chance auf gute Bildung ermöglichen. Deshalb ist das Angebot kostenlos.
Chancengleichheit für alle Schüler
Julia Frankenberger, studiert an der Universität in St. Gallen Betriebswirtschaftslehre. Die 20-Jährige hat vor fast drei Jahren ihren Schulabschluss gemacht und kann sich noch gut an den Druck erinnern, der auf ihr als Schülerin gelastet hat. Jetzt mit Corona ist es für Schüler noch schwieriger geworden, die Anforderungen zu erfüllen und beim Lernen nicht den Anschluss zu verlieren.
Um hier eine Chancengleichheit zu schaffen, unterstützt die Studentin über die Corona-School einen 12-Jährigen Schüler aus der Nähe von München. Zweimal in der Woche zu festen Zeiten treffen sich die beiden vor dem Computer und sprechen die Hausaufgaben durch. Vor allem Mathe und Englisch seien für den Sechstklässler schwierig, sagt Julia Frankenberger über ihren Lernpaten.
Student gründet im ersten Lockdown die Corona-School
Gegründet hat die Corona-School, die in Bonn sitzt, Christopher Reiners. Als Student konnte er sich gut in die Schüler hineinversetzen, die ohne Plan und ausreichende digitale Plattformen von heute auf morgen im Homeschooling saßen. Denn auch für Studenten bedeutete der erste Lockdown viel Zeit. Diese wollte Reiners sinnvoll nutzen und schrieb noch in der Nacht verschiedene Schulen und Fachschaften an, um für seine Idee zu werben. „In der ersten Woche hatten wir schon 1000 Registrierungen“, sagt Kaiya Reisch, die für die Kommunikation zuständig ist.

Insgesamt haben sich seit der Gründung 30.000 Schüler und Studenten bei der Lerninitiative registriert. Nach Angaben der Corona-School konnte etwa 11.000 Kindern und Jugendlichen ein fester Lernpartner vermittelt werden. Da auch für die Studenten die Kontakte stark eingeschränkt sind, greifen sie auf digitales Engagement zurück, um „Schüler unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht und ihrem sozialen Status zu fördern.“ So schreibt es die Initiative auf der Homepage.
Lernhilfe, wenn die Eltern nicht unterstützen können
Entweder kommt der Kontakt über Schulen oder Eltern zustande oder die Schüler melden sich direkt an. Julia Frankenbergs Lernpartner wurde durch seine Mutter angemeldet. Da Deutsch nicht ihre Muttersprache ist, konnte sie ihren Sohn nicht richtig unterstützen. Jetzt kümmert sich die Studentin um die Hausaufgaben. „Ich lasse mir von ihm alles erklären. So sehe ich, ob der Stoff schon verankert ist“, sagt Julia Frankenberger. Am Ende der Stunde wird überlegt, was geholfen hat und was für die kommende Woche hilft.

Möglichst vielen Schülern helfen wollen die Gründer der Corona-School auch nach der Pandemie, dann allerdings unter einem anderen Namen. Sie wollen dauerhaft jene unterstützen, die aufgrund von finanziellen Mitteln oder sozialem Status Nachteile in der Bildung haben. Dafür suchen sie lokale Partner, Schulen und Universitäten, die bei der Vermittlung unterstützen. Die Initiative wendet sich auch gezielt an Schulen, die in zumeist großstädtischen Problembezirken liegen.
Kaiya Reisch bekommt viele positive Rückmeldungen. „Eltern sind dankbar, dass die Kinder durch die festen Termine etwas mehr Struktur im Alltag haben.“ Auch sei es für viele Eltern eine Entlastung, da sie arbeiten müssten und weniger Zeit für den Unterricht zuhause haben.