Mit dem Beginn der Präsidentschaft des US-Demokraten Joe Biden sind auch im Ausland große Erwartungen verbunden. Die westlichen Verbündeten hoffen nach dem Auszug von Donald Trump aus dem Weißen Haus auf einen Neuanfang in den Beziehungen zu den USA. In Moskau und Teheran fielen die Reaktionen dagegen verhalten aus:
Deutschland
In Deutschland waren die Reaktionen auf die Amtsübergabe von Erleichterung geprägt. „Meine Erleichterung ist groß“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Videobotschaft. „Heute ist ein guter Tag für die Demokratie.“ Dem schloss sich Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) an. „Dass Donald Trump eine Gefahr für die Demokratie war, ist seit dem Angriff auf das Kapitol nicht mehr zu bestreiten“, sagte er dem Düsseldorfer „Handelsblatt“. Ebenfalls erleichtert äußerte sich Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD). „Natürlich, ich bin auch froh, dass er weg ist“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Europäische Union
„Nach vier langen Jahren wird Europa wieder einen Freund im Weißen Haus haben“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Blick auf Trumps Präsidentschaft. Europa sei „bereit für einen Neustart“, schrieb sie nach der Zeremonie. EU-Ratspräsident Charles Michel hatte Biden einen „neuen Gründungspakt“ für eine bessere Zusammenarbeit angeboten und schrieb nach der Vereidigung: „Es ist Zeit, Überzeugung und gesunden Menschenverstand zurückzubringen und unsere Beziehungen zu erneuern.“
Frankreich
„Willkommen zurück“ schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nach der Vereidigung Bidens im Onlinedienst Twitter. Er übermittelte seine „besten Erfolgswünsche“ und begrüßte Bidens Ankündigung, dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten zu wollen. Auch Bidens Absicht, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wieder beizutreten, hatte ein Regierungssprecher in Paris zuvor als „sehr wichtig“ bezeichnet.
Großbritannien
„Glückwünsche an Joe Biden für die Vereidigung als Präsident der Vereinigten Staaten und an Kamala Harris zu ihrer historischen Amtseinführung“, schrieb Premierminister Boris Johnson, der wegen seiner Nähe zu Trump Kritik hatte einstecken müssen, nach der Zeremonie bei Twitter. Die Führung der Vereinigten Staaten sei „unverzichtbar in Fragen, die uns alle etwas angehen, vom Klimawandel bis zu Covid“. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Biden.
Nato
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte die Bedeutung der Verbindung zwischen Nordamerika und Europa, die der „Grundstein für unsere Sicherheit“ sei. Er freue sich auf die Zusammenarbeit „angesichts der globalen Herausforderungen, die keiner von uns alleine bewältigen kann“, twitterte er.
Vatikan
Papst Franziskus forderte Biden auf, „Versöhnung und Frieden“ in der Welt zu fördern. Er bete darum, dass Bidens „Entscheidungen von der Sorge um den Aufbau einer Gesellschaft geleitet werden, die von echter Gerechtigkeit und Freiheit geprägt ist“, erklärte der Papst.
Russland
Der Kreml macht eine Verbesserung der Beziehungen zu den USA vom „politischen Willen“ des künftigen US-Präsidenten abhängig. Für Russland werde sich mit Bidens Amtsantritt „nichts ändern“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Das Außenministerium forderte nach der Vereidigung einen „konstruktiveren“ Ansatz in den Gesprächen über die Verlängerung des Abrüstungsvertrags New Start. Moskau sei dazu auf Grundlage des „Prinzips der Gleichberechtigung und der Berücksichtigung beiderseitiger Interessen“ bereit.
Iran
„Die Ära eines weiteren Tyrannen endet und heute ist der letzte Tag seiner schrecklichen Herrschaft“, sagte der iranische Staatschef Hassan Ruhani. Von der Biden-Regierung erwarte er, „zu den Gesetzen und Vereinbarungen zurückzukehren“ und in den kommenden vier Jahren „die Flecken der vergangenen vier Jahre zu entfernen“.
Israel
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte von Biden, die langjährige Allianz zwischen den USA und Israel zu „stärken“. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen US-Präsidenten, um „den Frieden zwischen Israel und der arabischen Welt auszuweiten“ und gemeinsamen Herausforderungen, „besonders der Bedrohung durch den Iran“, zu begegnen.
Stars gratulieren Biden und Harris
Glückwünsche kamen auch aus Hollywood: Nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden und von Vizepräsidentin Kamala Harris haben sich Prominente aus dem Showbusiness in sozialen Medien zu Wort gemeldet. „What a happy day it is“, schrieb US-Sängerin Dionne Warwick auf Twitter zu Glückwünschen an das neue Team im Weißen Haus. Unter Tränen verfolge sie diesen „außergewöhnlichen Moment“ für Frauen in den USA und der ganzen Welt, kommentierte Moderatorin Oprah Winfrey die Vereidigung von Harris als erste weibliche Vizepräsidentin in Washington.
„Heute machen wir Geschichte!“, freute sich die Schauspielerin Eva Longoria in einem Tweet. „Unser Land in euren Händen ist eine großartige Sache!“, schrieb Schauspielerin Angela Bassett auf Twitter. Talkshow-Host Jimmy Kimmel gratulierte: „Wir wissen, dass ihr euer Bestes geben werdet, Amerika wieder gut zu machen.“ Sie sei froh, so viele bunte Farben zu sehen, statt nur rot und blau, erklärte Schauspielerin Jamie Lee Curtis mit Blick auf mehr Vielfalt. „Ein neuer Tag. Neue Ideen. Neue Hoffnung.“
Er sei „endlich weg“, der „Albtraum“ habe ein Ende gefunden, schrieb der Schauspieler Mark Ruffalo über den Abgang von Donald Trump. Das Land werde sich von den Wunden erholen und erneuern.
Die Amtseinführung selbst konnte ebenfalls mit vielen Stars aufwarten. Die Sängerinnen Lady Gaga, Jennifer Lopez und Country-Star Garth Brooks traten bei der Zeremonie vor dem Kapitol auf. Für eine Sondersendung am Mittwochabend (Ortszeit) haben Künstler wie John Legend, Bruce Springsteen, Justin Timberlake, Demi Lovato und Oscar-Preisträger Tom Hanks zugesagt.
(dpa/AFP)