Sven Koukal

Sich von einer nonna mit traditioneller Lasagne bekochen oder sich von einem pizzaiolo die perfekte Pizza zaubern lassen – was nach einer Wunschvorstellung klingt, ist das feste Vorhaben mancher Urlauber, die an den Gardasee reisen. Warum man die Reise an den See antritt, kann ebenso viele Gründe haben wie die Wahl der Art des Urlaubs.Gerade im Sommer, wenn die Temperaturen auf ihr Maximum klettern, zeigt sich das italienische Gewässer für viele Touristen von seiner schönsten Seite. Rund um den Gardasee gibt es viel zu sehen und zu unternehmen, angefangen vom Badespaß im See über Wanderungen und Radtouren – die Vielseitigkeit überzeugt viele Reisende. Was natürlich nicht fehlen darf, ist die weltbekannte italienische Küche inklusive lokaler Weine. Warum dennoch Restaurant-Geheimtipps für den Gardasee Mangelware sind, dürfte seine Gründe haben. Eine Spurensuche.

Gibt es Restaurant-Geheimtipps am Gardasee?

Was Geheimtipps angeht, wird am Gardasee nicht gegeizt: Tipps für allerlei Sehenswertes und für Unternehmungen erhalten Urlauber in diversen Portalen, Facebook-Gruppen, auf Instagram-Profilen und Tourismusverbandsseiten. Doch wo die Linie zwischen „Geheimtipp“ und normalem Hinweis für Touristen verläuft, ist schwer zu sagen.

Gerade, was die Kulinarik angeht, gibt es gewisse Aushängeschilder, die alles andere als versteckt und noch zu entdecken sind. Bestes Beispiel ist das Lido 84 am Westufer des Sees, das es mit einem Stern nicht nur in den berühmten Guide Michelin, sondern allein dadurch auf zahlreichen Empfehlungslisten schafft. Die kleine, authentische Küche der italienischen Großmutter (italienisch nonna) allerdings sucht man dort meist vergebens. Am Geschmack allein dürfte das selbstverständlich nicht liegen.

In die Rechnung spielen einige Faktoren, beispielsweise die Furcht vor gewissen Fallstricken, hinein. Diese gibt es am Gardasee offenbar nicht nur im Straßenverkehr.

Übrigens: Weil er so gut besucht ist, suchen Italien-Urlauber nach Alternativen zum Gardasee – und könnten in der Provinz Trentino durchaus Erfolg haben.

Wird der Gardasee bei anderen Besuchergruppen interessanter?

Von beliebten kleines Cafés am Gardasee bis hin zur Spitzenküche: Am Gardasee dürften Urlauber, die auf gutes Essen mit regionalem Bezug aus sind, auf ihre Kosten kommen. Wer die unscheinbaren, aber nicht weniger zu empfehlenden Restaurant-Geheimtipps sucht, dürfte sich schwerer tun – und das hat offenbar seine Gründe.

Wer sich beispielsweise nach einer romantischen, nur wenig besuchten und dennoch hochwertigen Lokalität sehnt, wird zunehmend Schwierigkeiten haben dürfen, diese auch zu finden. Der Massentourismus macht auch vor dem Gardasee nicht Halt, sodass einzelne Gemeinden bereits über Konsequenzen nachdenken. Lange schon sind es nicht mehr hauptsächlich Touristen aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz, die an den Lago di Garda reisen – viele Urlauber nehmen für einen Aufenthalt am Gardasee deutlich weitere Strecken in Kauf.

Restaurant-Geheimtipps: Wovor fürchten sich viele Gardasee-Fans?

Ob man seine Geheimtipps überhaupt teilen sollte oder diese doch lieber für sich behält, damit die Restaurants nicht irgendwann überlaufen sind, darüber wird etwa in der öffentlichen Facebook-Gruppe „Gardasee“ mit über 50.000 Mitgliedern eifrig diskutiert. Auf die Frage, ob jemand „abseits der Touristen Szenen“ Empfehlungen für ein Restaurant habe, um „lieber bei der Nonna im Landesinneren [zu] speisen“, entwickelte sich vielmehr eine Diskussion, als wirklich Tipps gegeben werden. Die Gefahr, so schrieb ein User, sei ja stets vorhanden, dass dort Tipps gegeben werden, „die dann halt auch Touri Hotspot werden“. Der Top-Kommentar fasst diesen Umstand treffend zusammen: „Diese Orte würde ich hier niemals preis geben...“.

Auch mit der sogenannten coperto kann für Touristen eine Stolperfalle lauern. Treibt sie doch den Preis pro Person nach oben. Fehlt im Vorfeld ein eindeutiger Hinweis darauf und wird entsprechend vom Reisenden nicht beachtet, kann das schnell ein Gefühl auslösen, übervorteilt zu werden. Zudem gibt es nach wie vor zahlreiche Beispiele – auch aus Italien –, bei denen Touristen sogar über den Tisch gezogen werden, wie der Business Insider berichtet. Zwar nicht repräsentativ für die Situation vor Ort am Gardasee, aber dennoch für manch einen Touristen Grund genug, sich Gedanken zu machen.

Auch, so schreibt Christine Gräfin von der Pahlen in ihrem Buch „Zu Gast am Gardasee“, gebe es reichlich Restaurants mit eigentlich solidem, gutem Essen – doch allzu oft handle es sich um „massentouristisches Einerlei“, angeboten in „Nullachtfünfzehn-Lokalen“, wie die Süddeutsche Zeitung in einer Buchrezension berichtet. Ihre Tipps speisen sich aus Hinweisen von porträtierten Menschen, die vor Ort leben und selbst gerne zum Essen gehen. Dann in eher „einfacheren“ Lokalen.

Übrigens: Es braucht nicht mal Abzocke, um unnötig Geld zu verlieren. Italien-Urlauber können auf bizarre Weise mit dem Gesetz in Konflikt geraten – und müssen im Zweifel hohe Geldstrafen begleichen.