Von Elefanten und Menschen
Dirk Salzmann, 47, erinnert sich an ein Interview im alten Dreisamstadion, das von den Katakomben ins Freie verlegt wurde. Bei bestem Wetter ging es um den sportlichen Ausblick, um Zu- und Abgänge – die üblichen Themen eben.
Aber weil Christian Streich eben damals schon Christian Streich war, ging es auch bald um gesellschaftliche Bereiche und auch darum, warum manches im Leben leicht ist, anderes eben nicht. Und während die Breisgau-Sonne den Tag erhellte, sagte Streich einen dieser Sätze, die zumindest in der Bundesliga nur von ihm kommen können: „Ein Mensch ist ein Mensch und ein Elefant ist ein Elefant!“ Ist so. Kann man nicht besser sagen!
Wunderbares Wiedersehen
Werner Feißt, 67: Aus den Augen, aus dem Sinn? Nicht bei Christian Streich! 1984 hatten wir eine Saison zusammen beim Freiburger FC gespielt, ehe sich unsere Wege trennten. Während Streich zum Bundesliga-Trainer avancierte, arbeitete ich als Sportredakteur beim SÜDKURIER.
Im Juli 2014 bestritt der SC Freiburg in St. Georgen ein Spiel gegen Tennenbronn. Ich beobachtete vom Spielfeldrand das Aufwärmprogramm der Mannschaft. Streich stand im Mittelkreis, ehe er sich unvermittelt umdrehte und auf mich zulief. „Ja, der Werner“, sagte er und umarmte mich herzlich. Der Mann, der längst bundesweit im Fokus stand, hatte mich nicht vergessen. Und das nach 30 Jahren!
Der Mann mit den zwei Seiten
Ingo Feiertag, 48: Ich bekam als junger Praktikant bei einer Freiburger Zeitung den spontanen Auftrag, einen Zehnzeiler zu den B-Junioren des Sportclub zu schreiben. Deren Trainer merkte bei unserem Telefonat sofort, dass ich nichts über seine Kicker wusste und machte mich rund wie so manchen Schiedsrichter. Den Namen meines Gesprächspartners sollte ich nicht vergessen: Christian Streich.
Mehr als zehn Jahre später hatte ich auch als gestandener Redakteur ein wenig Bammel vor dem nächsten Interview. Völlig grundlos. Fortan zeigte er sich von seiner anderen Seite: der höflichen, respekt- und humorvollen – und ich freue mich über jede Unterhaltung mit ihm.
Einer wie keiner
Ralf Mittmann, 68: Eine Anekdote? Da reicht der Platz nicht. Alles mitgemacht mit dem SC Freiburg, alles mitgemacht mit Christian Streich. Beharrlichkeit zeichne ihn aus, sagt Nils Petersen. Beharrlich in der Arbeit, morgens der Erste, abends der Letzte.

Beharrlich im persönlichen Interesse an seinen Spielern. Man frage Vincenzo Grifo, der sagt, ohne Streich wäre er nicht der geworden, der er ist. Man frage Christian Günter, der es Streich nie vergessen wird, wie der sich um ihn gekümmert hat, als er im Krankenhaus lag. Man frage diesen, man frage jenen. Oder mich. Ich habe in meinen vielen Jahren als Sportjournalist keinen vergleichbaren Menschen kennengelernt. Danke!