Der SC Freiburg hat den FC Augsburg 3:1 geschlagen und SC-Trainer Christian Streich den Sieg als „nach Chancen verdient“ bezeichnet. Oder so: Nach der Niederlage in Freiburg lobt FCA-Trainer Enrico Maaßen sein Team und spricht mit Verweis auf die statistischen Daten darauf, dass „viel mehr drin“ gewesen wäre. Und nun? Hatte einer der beiden Übungsleiter eine Wahrnehmungsstörung oder hatten beide vor der Analyse die Vereinsbrille aufgesetzt? Die Antwort lautet: weder noch.

Freiburg nutzt seine Chancen

Fußball ist nicht so kompliziert, wie sich das anhört. Fußball ist eher einfach. Genau deshalb taugen Spieldaten nur bedingt zur Wahrheitsfindung, denn sonst hätte Augsburg tatsächlich Zählbares aus Freiburg mitgenommen. Mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, 7:3 Eckbälle – und 1:3 verloren. Zum Beispiel, weil alle FCA-Eckstöße versandeten, der Sport-Club aber aus dem letzten seiner drei das entscheidende dritte Tor macht. Der kurz zuvor eingewechselte Vincenzo Grifo zirkelt in der 85. Minute den Ball in den Strafraum, Philipp Lienhart köpft zum 3:1 ein. Basta.

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Oder Ballbesitz. Was nutzt ein scheinbarer Vorteil, wenn ein paar Sekunden gepennt wird? Nach dem Augsburger 1:1 (29.) durch Berishas Elfmetertor geht es so weiter: Anstoß Freiburg, acht SC-Kicker sprinten zum Augsburger Strafraum, Querpass auf Matthias Ginter, der schlägt einen weiten Pass, Michael Gregoritsch verlängert per Kopf auf Ritsu Doan, der legt quer auf Lucas Höler und der braucht nur noch einzuschieben.

Einstudierte Anstoß-Variante

Zufall? Nein, eine einstudierte Variante! „Der Anstoß ist bei uns immer mal wieder Thema“, verrät der gelbgesperrte Nicolas Höfler, „überragend, dass es funktioniert hat.“ Keine Minute nach dem Ausgleich lag Freiburg wieder vorne. „Der Knackpunkt des Spiels“, befand Augsburgs Arne Maier.

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Es gab allerdings noch einen anderen Knack-Moment. Als der Ex-Freiburger Ermedin Demirovic in der 80. Minute den Ball aus Nahdistanz aufs Tor befördert, hat er in Gedanken schon den Torjubel begonnen, doch SC-Torwart Mark Flekken lenkt mit einem Reflex die Kugel über die Latte. „Großartig, wie der Flekki da gerettet hat“, lobte Torschütze Höler, „herausragende Parade“, befand FCA-Coach Maaßen, „wenn der Demi da das 2:2 macht, wissen wir nicht, wie‘s ausgeht“, urteilte Christian Streich.

Blieben also noch, um Streichs Meinung vom verdienten Sieg zu untermauern, die hochkarätigen Freiburger Chancen festzuhalten: Der 1:0-Torschütze Gregoritsch fand zweimal seinen Meister in FCA-Keeper Rafael Gikiewicz (39./71.), Killian Sildillia scheiterte erst an der Kombination Pedersen/Innenpfosten (59.) und beförderte kurz vor Schluss (89.) den Ball aus 30 Metern übers leere Tor, und der Schuss des eingewechselten Wooyeong Jeong wurde von Gikiewicz pariert.

Ein Spiel, ein Ergebnis, zwei Sichtweisen, keine wirklich falsch oder rosarot gefärbt. Fußball eben.