Kai Brünker, heute spielen Sie im Viertelfinale des DFB-Pokals mit dem 1. FC Saarbrücken gegen Borussia Mönchengladbach. Würden Sie sagen, das ist das größte Spiel Ihrer Karriere?

Auf emotionaler Ebene war es mit Magdeburg gegen Zwickau, als wir den Aufstieg fix gemacht haben. Da habe ich vor meiner Mutter, meinem Vater und meiner Freundin ein Tor geschossen. Ich konnte den Babyjubel machen, weil meine Freundin schwanger war. Auch nachdem, was mit meinem Vater passiert ist, ist das ein Spiel, das mir für immer im Gedächtnis bleibt. Aber klar, das Spiel gegen Gladbach wird auch für immer festgehalten werden.

Was erhoffen Sie sich von der Pokalpartie?

Bei dem Spiel muss alles gut laufen. Wir sind jetzt schon so weit gekommen, da wollen wir das jetzt auch gewinnen und Geschichte schreiben – warum nicht. (lacht) Man muss bei der Träumerei aber auch bodenständig bleiben. Wir wollen das mit einem gesunden Selbstbewusstsein über die Bühne bringen.

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Vor drei Monaten haben Sie erst den FC Bayern aus dem Pokal geworfen. Im November wurden Sie selbst zum Matchwinner gegen den Vorjahresfinalisten Eintracht Frankfurt. Wie blicken Sie heute auf die Duelle mit den Bundesligisten zurück?

Das waren brutal besondere Spiele. Wenn man zurückdenkt, fragt man sich immer noch, wie wir das geschafft haben – gerade gegen die Bayern. Wenn alles gut für dich läuft und für den Gegner nicht, dann kann man auch mal einen Bundesligisten besiegen. Dass wir dann im Nachgang noch Frankfurt recht souverän schlagen, das ist der absolute Hammer.

Gehen Sie nach diesen zwei Sensationen anders in das Spiel gegen Gladbach?

Ich nicht. Wenn ich an das Spiel denke, bin trotzdem sehr angespannt. Es ist ein Bundesligist, da musst du 110 Prozent geben. Wenn man sieht, wie sie gegen Leverkusen – aktuell die beste deutsche Mannschaft – mitgehalten haben und ein 0:0 erreicht haben. Eigentlich müssen wir jetzt wieder bei null anfangen, man darf sich darauf nicht ausruhen. Wir müssen schauen, dass wir uns wieder komplett fokussieren und im nächsten Spiel wieder alles raushauen.

Gehen Sie trotzdem selbstbewusster in das Spiel?

Ich fange jedes Spiel wieder bei null an. Aber das ist bei jedem anders. Ich bin ein Fan davon, bescheiden zu bleiben. Das sagt unser Fitnesstrainer immer: Stay humble (bleib bescheiden, d. Red.). Man kann stolz darauf sein, was man erreicht hat, aber bleib auf dem Boden und arbeite weiter hart dafür.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft vor so einem Spiel?

Je näher so ein DFB-Pokalspiel kommt, desto größer wird die Anspannung. Da kribbelt es dann auf jeden Fall.

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Sie persönlich hatten einen großen Anteil an dem bisherigen Erfolg. Gegen den Karlsruher SC waren Sie der Matchwinner, gegen Frankfurt haben Sie auch getroffen. Warum sind Sie gerade in solchen Spielen zur Stelle?

In Frankfurt wurde mir das erste Tor nicht gegeben. Aber ich habe während des Spiels dann gemerkt, dass sie nicht unschlagbar sind. Und dass der Naifi mir den dann so gut auflegt, dass der Kontakt gestimmt hat und der Abschluss mit dem schwachen Fuß besser kam, als wenn ich mit dem starken geschossen hätte. Nach dem Spiel wusste ich gar nicht, wie ich das Ding da reingeprügelt habe. Ich kann es gar nicht erklären.

Dieser Wille – zeichnet Sie das aus?

Das ist schon meine ganze Karriere so, dass ich mich da reinbeiße, dass ich jedes Mal unermüdlich gekämpft habe und dass die Mentalität gestimmt hat. Und wenn man immer hart dafür arbeitet, dann zahlt sich das auch irgendwann aus.

Nehmen Sie da Ihre Mannschaftskollegen auch mit?

Wir nehmen uns da alle gegenseitig mit. Wir sind eine Mannschaft mit sehr viel Herz. Auch wenn wir hinten liegen, kämpfen wir über 90 Minuten und darüber hinaus und haben so Spiele gedreht.

War das auch der bisherige Schlüssel zum Erfolg?

Gerade an diesen DFB-Pokal-Abenden, wenn man zum Stadion läuft zu einer Zeit, wenn man eigentlich nicht spielt. Man sieht das Flutlicht, wie sich die Ränge füllen – da fängt es bei jedem Einzelnen an, brutal zu arbeiten. Dann sitzt man in den Katakomben, kommt raus, das Flutlicht scheint, die Leute brüllen. Das beflügelt und das ist krass, in welche körperliche Verfassung dich das bringt.

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Da entsteht auch eine Dynamik in der Stadt und rund um den Verein.

Definitiv. Das Gedächtnis speichert solche Momente ab. Dann entsteht da eine Art Déjà-vu-Erlebnis und man kann sich wieder direkt in diese Stimmung hineinversetzen. Du bist eigentlich süchtig danach, dass du das Gefühl wie bei dem Abpfiff gegen die Bayern noch einmal haben willst.

Hat sich auch die öffentliche Wahrnehmung gegenüber Saarbrücken verändert?

Klar, die Leute nennen uns jetzt Bayern-Bezwinger. Das ist erst das zweite Mal in der Vereinsgeschichte, dass das passiert. Als wir Bayern zugelost bekommen haben, wurde über das 6:1 von vor fast 50 Jahren gesprochen. Und ich denke, wenn Saarbrücken in 50 Jahren wieder gegen Bayern spielt, wird unser Spiel erwähnt. Wir haben Vereinsgeschichte geschrieben und der Verein und die Fans sind da sehr stolz drauf.

Haben Sie sich das erträumt, als Sie nach Saarbrücken gewechselt sind?

Ich habe schon mit einer sportlichen Veränderung gerechnet, als ich Magdeburg verlassen habe. Ich war auch nervös, weil ich nicht wusste, wie es im neuen Verein läuft, weil ich auch den Anspruch habe, zu spielen. Und nach dem Zweitliga-Aufstieg dachte ich schon, das müsste das Highlight meiner Karriere gewesen sein. Aber wenn jetzt noch DFB-Pokal-Geschichte hinzukommt, dann ist das schon krass. Ich hatte noch nie viele Einsätze im DFB-Pokal. Und jetzt in der ersten richtigen Pokal-Saison so erfolgreich zu sein, ist ein richtig geiles Gefühl.

Wissen Sie, wie Ihre Freunde und Familie das Spiel schauen werden?

Wir Spieler bekommen leider nur vier Karten, deswegen werden das die meisten vor dem TV schauen. Ich glaube, jeder von uns könnte sofort 20 bis 30 Leute einladen. (lacht) Jetzt müssen wir schauen, dass wir nach Berlin kommen, da haben wir dann genügend Platz. (lacht)