Nicht nur auf höchster fußballpolitischer Ebene sorgen die Pläne von zwölf Vereinen für eine neue Liga für Entrüstung und hitzige Debatten. Auch bei Fans und Fußballern aus der Region stößt die Super League auf Abneigung. Der SÜDKURIER hat mit ihnen gesprochen.
Update, 21.4.: In der Nacht zu Mittwoch haben alle sechs englischen Teams um Meister FC Liverpool nach massivem Druck von Fans und Öffentlichkeit ihren Verzicht auf die Gründung der Superleague verkündet. Auch bei Inter Mailand, dem FC Barcelona und bei Atlético Madrid soll der Rückzug bevorstehen. Unsere Umfrage haben wir vor diesen Entwicklungen gemacht.
Marcel Yahyaijan (Trainer FC 08 Villingen): „Ich bin geschockt, dass für die großen Vereine nur noch das Geld im Vordergrund steht. Für mich ist das der falsche Schritt und schädlich für die Fankultur. Die Super League könnte derart große Verwerfungen verursachen, dass der Fußball in seiner Existenz bedroht wird. Ich finde es gut, dass Borussia Dortmund und Bayern München der Super League noch nicht beigetreten sind und hoffe, das bleibt auch so. Allerdings ist auch die Reform der Champions League nur auf Kommerz und Gewinn-Maximierung ausgerichtet. Das nervt viele Fans.“
Roberto Santoro (FC Wehr): „Ich denke, dass Clubs mit ihren Investoren in der Super League das große Geld wittern, vor allem die hoch verschuldeten. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass es interessante Spiele zu sehen gibt, aber wie das alles organisatorisch laufen soll, ist mir ein Rätsel. Wer pfeift diese Spiele und wie reagieren die Spitzenspieler, die dort spielen, wenn sie nicht mehr an WM oder EM teilnehmen dürfen? Ob die Stars das mitmachen?“
Marcel Paul (Vorsitzender BVB-Fanclub Bodensee): „Man sollte den Fußball so lassen, wie er ist. Deshalb halte ich von der Super League nichts. Es wäre schade, wenn es Spiele gegen die beteiligten Vereine nicht mehr gäbe. Es geht immer um noch mehr Geld. Wir Fans sind nur noch die Geldbringer. Ich bin sehr froh, dass der BVB nicht mitmacht und hoffe, dass er sich nicht noch auf etwas einlässt.“
Matthias Tröndle (SV Herten): „Die Fans hatten in letzter Zeit viele Kröten zu schlucken, jetzt kommt auch noch die Super League. Die Drohgebärde der Clubs, sich weitere finanzielle Vorteile zu verschaffen, ernster zu nehmen ist, als vergleichbare frühere Vorstöße. Ich bin gespannt, ob sich UEFA und FIFA tatsächlich zu Sanktionen entschließen, aber dann bitte nicht so, wie beim Financial Fairplay. Interessant wäre zu wissen, ob es die „Corona-Löcher“ in den Kassen sind, die die Vereine zu dieser Frontalattacke bewegt haben oder die Tatsache, dass der Unmut der Fans in derzeit leeren Stadien nur geringe Strahlkraft hat.“
Tobias Bader (Vorstand FC Bayern-Fanclub „Die Roten 2012 – Mia san Mia“ in Radolfzell): „Die Super League braucht kein Mensch. Die besten Spieler sollen in der Champions League spielen. Außerdem ist es für die Fans viel besser, die Highlight-Spiele wie zum Beispiel gegen Real Madrid nur alle drei, vier Jahre und nicht in jeder Saison zu haben. Ich bin froh, dass die deutschen Vereine und vor allem der FC Bayern nicht mitmachen und hoffe, dass sie standhaft bleiben. Nachdem sie sich nun deutlich positioniert haben, können sie ja auch fast nicht mehr zurückrudern. Solange Bayern nicht in der Super League spielt, werde ich mir dafür auch kein zusätzliches Abo kaufen.“