Fußball: Marco Konrad, der Spezialist für die ruhenden Bälle, ist ständig unterwegs. Die Strecke zwischen Fürth und Illmensee kennt er inzwischen wie seine Westentasche.

Einmal pro Woche setzt er sich an seinen freien Tagen ins Auto und fährt zu seiner Familie. Von der A73 auf die A6, bei Feuchtwangen auf die A7, vorbei an Heidenheim und Ulm, auf dessen besondere Bedeutung für ihn wir noch zurückkommen, und das letzte Stück über die Landstraße.

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Seit September 2023 gehört der 50-Jährige zum Trainerteam des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth – seine Frau und die fünf Kinder aber sind in Südbaden geblieben.

Vom Lehrer zum Fußballlehrer

„Unsere Basis ist in Illmensee. Es ist eine schöne Gegend dort, ich bin sehr naturverbunden und komme gerne heim“, sagt Marco Konrad, dessen Liebste alle zwei Wochen die dreieinhalb Stunden gen Franken pendeln, um dem Mann und Papa bei Heimspielen bei der Arbeit zuzusehen.

Etwa eineinhalb Jahre lang geht das schon so, seit Rachid Azzouzi, der damalige Sportdirektor der Fürther, bei Konrad anrief und ihm ein Angebot machte, das dieser nicht ablehnen konnte.

So wurde aus dem Lehrer und Ex-Profi der hauptberufliche Assistenztrainer beim Spitzenreiter der ewigen Zweitligatabelle.

„Ich bin stolz darauf, dass ich das machen darf“, sagt Konrad, der in der Vergangenheit mehrfach die Möglichkeit hatte, im bezahlten Fußball zu arbeiten.

„Damals waren aber die Kinder noch zu klein und es war mir ein zu großes Risiko, meinen Beamtenstatus zu verlieren“, erklärt der frühere Spieler und Trainer des SC Pfullendorf.

„Bei der Anfrage aus Fürth jetzt vor eineinhalb Jahren hat der Zeitpunkt dann einfach gestimmt und ich wollte es machen.“

Marco Konrad im Dress des SC Pfullendorf. Die Linzgauer, für die er zwischen 2001 und 2010 sowie nochmals 2019 spielte, trainierte er ...
Marco Konrad im Dress des SC Pfullendorf. Die Linzgauer, für die er zwischen 2001 und 2010 sowie nochmals 2019 spielte, trainierte er auch von 2016 bis 2019. | Bild: Peter Pisa

Im Trainerteam der Franken ist der gebürtige Schwabe für die Standardsituationen verantwortlich. „Im Nebenbereich mache ich auch Spiel- und Gegneranalyse mit den anderen Trainern und kümmere mich um den Nachwuchs“, sagt der Pädagoge, dessen Erfahrung aus dem Schulbetrieb sicher kein Nachteil ist.

Konrad sagt: „Ich kann in Fürth Fußball spielen, trainieren und jungen Menschen helfen, sich zu entwickeln und weiterzukommen. Daran habe ich großen Spaß.“ Und Erfolg.

Fürth als der perfekte Arbeitsort

„Die Standards sind schon ein wichtiges Element für uns, wir hatten schon das eine oder andere Spiel, in dem wir uns über Standardsituationen Punkte gesichert haben“, sagt der 50-Jährige selbstbewusst. „Zu Beginn der Runde haben wir jedes zweite Tor nach einem Standard erzielt.

Das hat sich im Laufe der Saison natürlich etwas relativiert“, sagt der frühere DFB-Stützpunkttrainer, der schon in seiner Zeit beim SC Pfullendorf oder beim Regionalligisten FV Illertissen großes Interesse an den ruhenden Bällen, wie Ecken oder Freistöße genannt werden, hatte.

„Grundsätzlich werden Standards noch ein wenig unterschätzt, aber sie sind immer mehr im Kommen“, sagt Marco Konrad, der sich viel abschaut aus den internationalen Profiligen.

„Ich erfinde das Rad nicht neu, sondern versuche aus den unterschiedlichen Elementen etwas Passendes für uns zusammenzusetzen“, sagt er und vergleicht seinen Job mit dem eines Kochs, der aus verschiedenen Zutaten ein Gericht zaubert.

Beim Kleeblatt scheint es ihm gut zu munden. „Ich lerne jeden Tag neu dazu und bin am perfekten Ort. Fürth ist ein sehr kreativer Verein, der immer neue Wege geht, weil wir nicht die großen finanziellen Möglichkeiten haben“, sagt Marco Konrad, der das Familiäre und Gemeinschaftliche bei der Spielvereinigung so schätzt, weil das untypisch für das sonst so kalte Profigeschäft sei.

„Es sind viele junge Menschen hier, um zu lernen und ihren Weg zu machen“, erklärt der 50-Jährige, der sich dabei nicht ausnimmt: „Es war auch spannend, mich selbst anzupassen. Ich bin ja nicht mehr der jüngste Trainer.“ Die Arbeit mit Profis sei so ganz anders als mit ambitionierten Amateuren.

„Der Anspruch ist natürlich viel höher. In der 2. Bundesliga kommt es viel auf Detailarbeit an, da können Kleinigkeiten entscheiden, ob du erfolgreich bist oder nicht. Jeder hat dabei seine Verantwortlichkeit“, erklärt der Fürther Co-Trainer.

Der Wechsel von der Schule in die 2. Bundesliga, aus dem Linzgau in den Profisport war für Marco Konrad „ein Schritt in den Profifußball, um zu sehen, ob meine Arbeit da funktioniert“.

Die Antwort gibt er gleich selbst: „Das geht gut, es macht mir großen Spaß.“ Dennoch sei es sein Ziel, „irgendwann wieder eine Mannschaft als Cheftrainer zu führen oder im höheren Bereich als Spezialtrainer zu arbeiten. Im Moment stellt sich die Frage aber nicht. Ich habe hier einen Vertrag bis 2026.“

Besuch der alten Bekannten

Ohnehin gibt es gerade viel zu tun bei der SpVgg Greuther Fürth. Der zweimalige Bundesligist belegt den 14. Platz im Unterhaus und steht nur sieben Punkte vor dem Abstiegsrelegationsrang.

„Die aktuelle Saison ist für uns alle nicht ganz einfach, umso wichtiger ist es, dass wir eng zusammenstehen und gemeinsam anpacken. Und das Gefühl habe ich beim Kleeblatt absolut“, sagt Marco Konrad.

Marco Konrad im Juli 1999 im Trikot des SSV Ulm. Für die Spatzen spielte er von 1997 bis 2001, am Freitag kommt sein Ex-Verein nach Fürth
Marco Konrad im Juli 1999 im Trikot des SSV Ulm. Für die Spatzen spielte er von 1997 bis 2001, am Freitag kommt sein Ex-Verein nach Fürth | Bild: IMAGO

Das können seine Fürther am Freitagabend in einem für Marco Konrad ganz besonderen Spiel beweisen, wenn der SSV Ulm an den Ronhof kommt. Mit den Schwaben stieg Konrad 1999 unter Trainer Ralf Rangnick in die Bundesliga auf.

„Ich habe nach wie vor ein gutes Verhältnis zu den Ulmern und freue mich darauf, einige alte Bekannte wiederzusehen“, sagt er. Die Freundschaften werden allerdings für einen Tag ruhen müssen, „da wir noch die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen wollen“, fährt er fort.

Trotzdem: „Ich verbinde mit dem SSV sehr, sehr schöne Erinnerungen an den Beginn meiner Profizeit“, erklärt Marco Konrad, der Ende der 1990er Jahre an der Donau seine ersten Schritte im bezahlten Fußball machte – damals als Spieler, so ähnlich wie heute als Trainer bei der SpVgg Greuther Fürth.