Ein Hauch von Nostalgie wehte durch das Schmiedsbachtal. Vieles erinnerte an die Skisprungveranstaltungen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie in den Jahren 2019 und früher. Endlich wieder Zuschauer an der Hochfirstschanze, die rund 9000 Skisprungfans sahen an drei Tagen spannende Wettkämpfe und sorgten für eine kaum zu überbietende Stimmung.
Polnische Fans sorgen für Stimmung
Dafür verantwortlich waren vor allem die polnischen Fans, die auch allen Grund zum Feiern hatten. „Das war mega heute, ich habe gemeint ich bin in Polen, das war eine richtig tolle Stimmung“, gab der drittplatzierte Stefan Kraft die Stimmungslage wieder. Zufriedenheit aber auch im Lager des Deutschen Skiverbands (DSV). Denn mit einem Weltcup-Sieg und zwei Podestplätzen konnten sich die deutschen Skispringerinnen und Skispringer vom Heim-Weltcup aus der Wälderstadt verabschieden.
Es war mit Temperaturen unter minus 10 Grad Celsius noch bitter kalt im Schmiedsbachtal am frühen Sonntagvormittag – aber die Skisprungfans wussten damit umzugehen. Spätestens nach den starken Darbietungen der deutschen Skispringerinnen stieg das Stimmungsbarometer rasch nach oben.
Katharina Althaus übernimmt Gesamtführung
Denn Katharina Althaus stellte nach ihrem Sieg vor Wochenfrist in Lillehammer ihre starke Frühform mit zweimaliger Bestweite von 130 und 137 Metern erneut zur Schau. Mit 269,3 Zählern feierte die 26-jährige vom SC Oberstdorf den zweiten Saisonsieg, verbunden mit der Übernahme des gelben Trikots. „Es war richtig cool, vor so einem begeisterten Publikum zu springen.

Nach dem Mixed nochmals ein Sieg, das fühlt sich sehr gut an – im gelben Trikot Weihnachten feiern, ist natürlich super“, bilanzierte Althaus ihr Abschneiden. Mit gebührenden 8,4 Zählern Rückstand sprang die Norwegerin Silje Opseth (129/134 Meter/260,9 Punkte) auf den zweiten Platz. Die Slowenin Ursa Bogataj sicherte sich mit 129 und 133 Metern (258,1 Punkte) Rang drei.
Dawid Kubacki landet auf Rang eins
Während die bislang im Gesamtweltcup führende Österreicherin Eva Pinkelnig als Siebte hinter ihren Möglichkeiten zurückblieb, durfte sich Selina Freitag nach Sprüngen auf 125 und 129,5 Meter (247,7) als Fünfte über die Erfüllung der WM-Norm freuen. Mehr als ein Achtungserfolg ist der elfte Rang von Agnes Reisch. Die Allgäuerin vom WSV Isny schaffte damit die halbe WM-Norm, während Anna Rupprecht (SC Degenfeld) auf Rang 21 hinter ihren Erwartungen zurückblieb.
Spannung bis zum letzten Springer auch beim finalen zweiten Herren-Einzel am späten Sonntagnachmittag. In umgekehrter Reihenfolge zum Ergebnis vom Freitag drehte der polnische Weltcup-Leader Dawid Kubacki mit Sprüngen auf 139,5 und die Tagesbestweite von 143 Meter den Spieß um und siegte mit der Gesamtnote 309,7.

Mit 15,7 Punkten zurück wurde der Slowene Anze Lanisek (132,5/138,5 Meter/284 Punkte) Zweiter. Seine ansteigende Formkurve stellte Stefan Kraft auf der Hochfirstschanze unter Beweis. 131 und 141,5 Meter brachten dem 29-jährigen Österreicher den dritten Stockerl-Platz ein.
Mannschaftlich stark auch die DSV-Springer. Nach Rang drei im ersten Wettkampf schaffte es Karl Geiger (132/138 Meter/273,4 Meter) punktgleich mit dem Norweger Halvor Egner Granerud mit Rang fünf erneut auf einen Spitzenplatz. „Es war ein extrem gutes Wochenende für mich, mit drei sehr guten Wettkämpfen. Das ist momentan mein Leistungsniveau, ich ziehe ein unglaublich gutes Fazit“, so der mehrfache Weltmeister vom SC Oberstdorf.
Eisenbichler auf Rang neun
Als Neunter schaffte Markus Eisenbichler nach Sprüngen auf 128,5/135,5 Meter mit der Note 265,2 als Neunter die halbe WM-Norm. Mit Pius Paschke (SC Kiefersfelden) und dem Wahl-Schwarzwälder Stephan Leyhe (SC Willingen) gelang – sehr zur Freude von Bundestrainer Stefan Horngacher – zwei weiteren DSV-Adlern der Sprung in die Top 15.
Nach dem dritten Platz von Karl Geiger beim Auftaktspringen in der Wälderstadt gelang es dem DSV-Team bereits am Samstag im Mixed-Wettbewerb auf das Podest zu springen. Im Flockenwirbel an der Hochfirstschanze schaffte das geschlossen auftretende Quartett von Österreich in der Besetzung Marita Kramer, Michael Hayboeck, Eva Pinkelnig und Stefan Kraft mit der Gesamtnote 985,9 erstmals einen Mixed-Wettkampf für die Alpenrepublik zu gewinnen. Mit einem Rückstand von 26,7 Punkten kam das Team von Norwegen (Anna Odine Stroem, Bendik Jakobsen Heggli, Silje Opseth und Halvor Egner Granderud) auf den zweiten Platz.
Knapp 3000 Skisprungfans erlebten einen bis zum letzten Springer spannenden Wettkampf, der allerdings durch wechselnde Windverhältnisse und Schneefall immer wieder unterbrochen werden musste. Der DSV-Vierer mit Selina Freitag, Constantin Schmid, Katharina Althaus und Karl Geiger sprang von Beginn an um die Medaillenplätze mit und ließ sich von den widrigen Begleitumständen nicht beeindrucken. Das deutsche Quartett wurde mit 5,1 Zählern Rückstand auf Norwegen starker Dritter.
„Mit dem dritten Platz können wir sehr zufrieden sein, wir haben um den zweiten Platz mitgekämpft, was nicht ganz aufgegangen ist. Beide Springer haben jeweils einen guten Sprung gemacht. Constantin war okay, aber der Karl hat zu wenig den Druck am Schanzentisch gefunden. Mit dem Ergebnis sind wir aber definitiv sehr zufrieden“, bilanzierte Herren-Bundestrainer Stefan Horngacher. Maximilian Mechler zeigte sich von den jeweils zweiten Sprüngen von Freitag und Althaus beeindruckt.