Sie hatten sich lange Zeit vornehmlich im Hintergrund von Westminster gehalten und dort versucht, Einfluss zu nehmen. Nun aber scheinen die Unternehmen genug vom politischen Chaos in Großbritannien zu haben. Sie schlagen Alarm. „Wenn es einen Brexit ohne Abkommen gibt, müssen wir bei Airbus möglicherweise sehr schädliche Entscheidungen für Großbritannien treffen“, warnte Tom Enders, Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Airbus. Seine Worte seien keine leere Drohung. „All jene, die daran zweifeln, Airbus könnte im Falle eines No-Deal-Brexits Geschäfte von Großbritannien abziehen, liegen falsch.“

Neue Zölle drohen

Kurz darauf schlug auch die Luxus-Modemarke Burberry Alarm. Sollte das Königreich ohne Austrittsabkommen aus der EU scheiden, würde das „sehr schwierig zu schaffen“ sein. Neue Zölle, die ein ungeordneter Brexit mit sich bringt, könnten das Modehaus Millionen von Pfund kosten. Ohne Deal wären die Briten ab dem Austrittstermin am 29. März nicht mehr Teil etlicher Verträge, die die EU für ihre Mitgliedstaaten geschlossen hat. Stattdessen verliefe der Handel auf der Insel nach den Regeln der Welthandelsorganisation, was bedeutet, dass die Außenzölle der EU für Großbritannien als Drittstaat gelten würden.

Parlament streitet weiter

Diese Woche ist eine besonders schlechte für Großbritannien, das seit Monaten in der Krise steckt. Im Parlament streiten die Abgeordneten darüber, welche Art von Scheidung sie wünschen. Den Kompromiss, auf den sich Premierministerin Theresa May mit Brüssel geeinigt hatte, wurde in der vergangenen Woche von einer überwältigenden Mehrheit abgelehnt. Nun will May bei der EU weitere Zugeständnisse erreichen. Bleibt es jedoch beim massiven Widerstand, steuert das Land auf einen chaotischen Brexit zu. Die europaskeptischen Kräfte monieren, der Deal binde das Land zu eng an die EU, die EU-Freunde fordern wahlweise einen softeren Ausstieg, ein erneutes Referendum oder eine Verschiebung. Während derzeit also viel darüber diskutiert wird, den Austritt hinauszuzögern, zieht die Wirtschaft die Reißleine.

Auch Dyson verlagert Sitz

Erst am Dienstag hatte die Reederei P&O angekündigt, ihre vier noch in Großbritannien angemeldeten Fähren künftig unter zypriotischer Flagge dampfen zu lassen. Es handelt sich ausgerechnet um Schiffe mit so patriotischen Namen wie „the Pride of Canterbury“, der Stolz von Canterbury, oder „the Spirit of Britain“, der Geist von Großbritannien. Zudem gab der Elektronikkonzern Sony bekannt, seinen Europasitz von London nach Amsterdam zu verlagern. Als Aufreger der Woche aber darf die Ankündigung des Staubsaugerherstellers Dyson bezeichnet werden, seine Firmenzentrale von Malmesbury nach Singapur zu verlegen. Ausgerechnet. Der milliardenschwere Erfinder und Unternehmensboss James Dyson war einer der prominentesten Befürworter des Brexit. Und so beschwichtigte ein Manager sofort, die Entscheidung habe nichts mit dem EU-Austritt zu tun – was viele Briten nicht glauben wollten: Dyson wurde als „Heuchler“ bezeichnet.