Die wirtschaftliche Schieflage des Küchenbauers Alno wird immer gravierender. Wie Alno mitteilte, wird das Unternehmen auch für seine im sachsen-anhaltinischen Coswig ansässige Tochterfirma Pino-Küchen mit 405 Mitarbeitern einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. Erst vor wenigen Tagen vollzog der Küchenbauer diesen Schritt für seine Kernmarken Alno, Wellmann und seine Logistiktochter. Genau wie damals werde auch für Pino-Küchen eine Insolvenz in Eigenverwaltung angestrebt, hieß es.
Der Schritt sei notwendig geworden, da die Verhandlungen mit den Gläubigern der Pino Küchen GmbH "bisher zu keiner Einigung geführt haben", heißt es einer Mitteilung. Sollte in den laufenden Verhandlungen dennoch eine Einigung erzielt werden, werde der Antrag am Montag zurückgezogen.
Außerdem wird die Alno-Insolvenz unter Umständen zu einem Fall für die Finanzaufsicht und die Staatsanwaltschaft. Sowohl die Staatsanwaltschaft Hechingen als auch die in Bonn ansässige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bestätigten dem SÜDKURIER, "eine Prüfung des Vorgangs". Zuvor hatte das "Managermagazin" darüber berichtet. Anders als dargestellt handele es sich bei der Prüfung allerdings um einen Routinevorgang, sagte eine Bafin-Sprecherin unserer Zeitung. Der Prüfung liege "kein Vorwurf gegen die Gesellschaft zugrunde", sagte sie. Ähnlich äußerten sich die Hechinger Ermittler. Dass das Insolvenzgericht die entsprechende Insolvenzakte an die Behörde übermittle, sei "ein absoluter Routinevorgang", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Prüfung erfasse auch Hinweise auf eine mögliche Insolvenzverschleppung.
"Es liegt keine konkrete Anzeige vor", sagte er. Auf die Frage, wie lange die Prüfung der Akten dauere, verweisen die Ermittler auf die Unternehmensgröße und die mögliche Masse an Unterlagen, die es zu sichten gelte. "Ein Ergebnis wird sicher nicht unverzüglich vorliegen". Der Geschäftsbetrieb des Küchenmöbelherstellers wird durch diese Prüfung nicht beeinträchtigt.
Insbesondere die Bafin könnte sich dabei für ein lukratives Nebengeschäft von Ex-Alno-Chef Max Müller interessieren, über die das "Managermagazin" berichtet. Für die Vermittlung des heutigen Mehrheitsaktionärs Tahoe an den damals noch von ihm geleiteten Konzern habe der Schweizer eine Vergütung von 850 000 Euro erhalten. Unbestätigt blieben zudem Gerüchte, wonach Alno ein neuer Machtkampf droht. Demnach fordert der Alno-Gläubiger Whirlpool einen Neuanfang ohne Beteiligung der umstrittenen Unternehmerfamilie Hastor, die heute über Tahoe 43 Prozent an Alno hält. Einen Großteil ihrer Aktien hatten die Hastors vor wenigen Monaten von Whirlpool übernommen.
[Anm.d.Red.: Eine frühere Version des Artikels verortete den Firmenssitz der Tochterfirma Pino-Küchen falsch. Wir bitten, dies zu entschuldigen]