Die Insolvenz des Pfullendorfer Küchenbauers Alno beeinträchtigt die Verfügbarkeit von Küchen im Handel massiv. Nach Informationen des SÜDKURIER verzögert sich die Auslieferunge der Ware deutschlandweit immer stärker. "Die Lieferzeiten für Küchen sind seit der Insolvenz der Alno-Gruppe deutlich länger geworden", sagte Thomas Grothkopp, Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM) dem SÜDKURIER. Derzeit lägen die durchschnittlichen Lieferzeiten bei "bis zu drei Monaten", in Einzelfällen auch deutlich darüber.
Nach dem deutschen Küchenbau-Marktführer, der Nobilia-Gruppe mit Sitz in Verl (Kreis Gütersloh), ist Alno mit rund 1600 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von knapp 500 Millionen Euro der zweitgrößte Spieler im deutschen Markt. Seit einem Monat ruht bei den Pfullendorfern allerdings die Produktion. Mittlerweile registriere man "heftige Fertigungsengpässe" im Küchengeschäft, sagte Grothkopp. Diese drohten auch für die kommenden Monate. Mit einer Normalisierung der Lage rechnet der Verbands-Hauptgeschäftsführer "erst im Verlauf des Jahres 2018". Bei vielen Händlern, aber auch Teilen der Kundschaft sei "hohe Frustration" spürbar.
Verschärft wird die Situation, da Alno nicht nur Küchen seiner eigenen Konzernmarken – Alno, Wellman und Pino – herstellte, sondern auch Eigenmarken für große Handelshäuser und Fachmärkte wie Musterhaus-Küchen oder Reddy fertigte. Die hier fehlenden Mengen verknappten das Angebot vor allem im Segment günstigerer Küchen, sagte Grothkopp. Zudem sind 2017 auch andere Küchenbauer, etwa das Schwarzwälder Unternehmen Zeyko, Allmilmö aus Bayern oder Nieburg in Westfalen in die Pleite gerutscht und haben die Produktion teils nicht wieder voll aufgenommen.
Nicht nur der Handel, auch die Möbelindustrie räumt Probleme ein. "Die Alno-Insolvenz war ein Beben und hat spürbare Auswirkungen auf die Branche", sagte Frank Müller Sprecher des Möbel-Industrieverbands VHK-Herford unserer Zeitung. Die Werke der übrigen deutschen Hersteller liefen "unter Volllast", sagte Müller. Bis größere Kapazitätserweiterungen in der Küchenmöbelindustrie wirksam würden, werde es "noch über ein Jahr dauern".
Eine Auswirkung der Alno-Insolvenz ist daher auch, dass Schnäppchen-Jäger wohl das Nachsehen haben. "Ich vermute, dass es in Zukunft weniger offensive Preisangebote im Handel gibt", sagte Grothkopp.
Alno aus Pfullendorf im Linzgau war Mitte Juli 2017 nach jahrelangen Verlusten in die Pleite gerutscht. Mittlerweile sind auch die Konzernmarken Wellmann und Pino zahlungsunfähig, wobei letztere vor wenigen Tagen vom Alno-Konkurrenten Nobilia übernommen wurde.