Der Küchenmarkt wird wieder mit Alno-Küchen aus Pfullendorf beliefert, und zwar von der Neuen Alno GmbH. Am Stammsitz des Traditionsunternehmens ist die Serienfertigung gestartet, und derzeit werden täglich 600 Küchenschränke produziert, zum Jahresende sind 1000 Schränke geplant und die maximale Kapazität beträgt 4000 Stück. Nach der Insolvenz der Alno AG im vergangenen Jahr hatte die britische Investmentfirma Riverrock den Küchenmöbelhersteller gekauft und so die Fortführung der Produktion ermöglicht. "Wir haben unsere Zusage eingehalten", zeigte sich das Geschäftsführerduo Andreas Sandmann und Thomas Kresser sichtlich stolz, dass es gelungen ist, mehr als 300 Arbeitsplätze zu erhalten. Anlässlich der Montage von Küchen für internationale Projekte hatte die Firmenleitung gestern die neuen Produktionsprozesse, Fertigungsabläufe und Anlagen vorgestellt.

Hauen und Stechen in der Küchenmöbelbranche

Entgegen öffentlichen Verlautbarungen, dass der Küchenmarkt die Kapazitäten von Alno benötige, hätten Wettbewerber versucht, Mitarbeiter abzuwerben, beklagte sich Sandmann, wobei diese Aktivitäten auch zeigten, welches Ansehen man in der Branche genieße. Tatsächlich sei es der neuen Geschäftsführung durch viele persönliche Gespräche mit Lieferanten und Kunden gelungen, verlorenes Vertrauen für die Marke "Alno" wieder zurück zu gewinnen, hieß es. "Wir haben etwa 75 Prozent des vormaligen Umsatzvolumens", sagte Kresser. Dennoch werde man 2018 mit einem Verlust abschließen, sagte er und begründete dies mit erheblichen Anlaufkosten und Investitionen im IT-Bereich. "2019 wird das Jahr der Wahrheit", sagte der Finanzexperte. Durch einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich soll dann auch wieder Gewinn fließen. Die Hälfte des Umsatzes will man im Ausland erzielen, wo die Wertigkeit der Marke "Alno" sehr hoch sei, sagte Sandmann. Aufträgse gibt es schon aus Island, Malaysia, Libanon, China und der Türkei. Im Gegensatz zu früher, erfolge die Vermarktung direkt von Pfullendorf, sodass man die "lokalen Wasserköpfe", sprich Verwaltungsapparate spare.

Insgesamt hätten schon mehrere Hundert Alo-Kunden wieder Aufträge platziert. Auf 20 Prozent taxiert Thomas Kresser das Sparpotenzial, weil die Neue Alno, im Gegensatz zu etlichen Küchenmöbelherstellern, seine Bauteile selbst fertigt. Große Chancen verspricht sich die Geschäftsführung von der neu entwickelten Produktlinie "Alno Active", mit der das mittlere Preissegment zwischen 4000 bis 8000 Euro je Küche bedient wird. Diesen Produktionsbereich hatte im vormaligen Alno-Konzern das Tochterunternehmen Wellmann bedient, und nun wird diese Wertschöpfung wieder am Stammsitz generiert. Etliche weitere ausgelagerte Bereiche, wie der Fuhrpark, wurden gleichfalls wieder zurück ins Unternehmen geholt.

Mitarbeiterzahlen: Von 300 auf 400 auf 500?

Das einstige Anspruchsdenken des börsennotierten Konzerns wurde bei der Neuen Alno GmbH durch die Konzentration auf die Produktion hochwertiger Küchen abgelöst. Aufgeblähte Verwaltungsstrukturen, die für die Betreuung der zahlreichen in- und ausländischen Tochterunternehmen benötigt wurden, sind Vergangenheit. So beträgt der Anteil der Verwaltungsmitarbeiter an den aktuell 320 Beschäftigen nur 20 Prozent. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die Mitarbeiterzahl 2018 auf 400 steigen, erklärte Werkspersonalleiter Maik Vanlaer im SÜDKURIER-Gespräch, sodass im Folgejahr sogar die 500er-Marke bei der Belegschaft im produktiven Bereich überschritten werden könnte. Große Hoffnungen in den neuen Betrieb, die neue Führung und die neue Firmenphilosophie hat auch Betriebsratsvorsitzende Waltraud Klaiber. Die Arbeitnehmervertreterin hat in den vergangenen Jahren die Entlasswellen der früheren AG miterlebt und freut sich nun, dass bei der Alno wieder Personal eingestellt wird. Sie werde ständig, auch vom Investor Riverrrock über die Entwicklung informiert. Auch die Geschäftsführung steht in regem Austausch mit dem neuen Eigentümer. So gibt es wöchentliche Telefonkonferenzen und monatliche Beiratstreffen. Die Investmentfirma engagiere sich nachhaltig bei der Neuen Alno GmbH.