Der neue Chef des Friedrichshafener Großmotorenbauers Rolls-Royce Power Systems (RRPS) kommt aus Stuttgart. Wie das Unternehmen mitteilte, tritt Jörg Stratmann ab Mitte November die Nachfolge von Andreas Schell an. Dieser hatte im April angekündigt, auf den Chefsessel der EnBW zu wechseln.

Der promovierte Wirtschaftsingenieur Stratmann war bis Frühjahr 2021 drei Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung des viertgrößten deutschen Autozulieferers Mahle und hat diesen in seiner Amtszeit umgekrempelt. Ziel war es, die hohe Abhängigkeit des Kolbenspezialisten vom Verbrennungsmotor zu senken.

Investiert wurde vor allem in Technologien wie Elektroantriebe, Kühl- und Klimasysteme sowie Software und Mechatronik. Darüber hinaus hat Mahle heute Antriebe für E-Fahrräder auf dem Markt. Mit dem Transformationsprozess ging in Stratmanns Amtszeit die Streichung mehrerer Tausend Stellen, aber auch der Aufbau von Jobs in Zukunftsbereichen einher.

RRPS steht vor Transformation

Stratmann setzte in seiner Zeit bei Mahle auf die sogenannte duale Strategie. Diese hatte sein Vorgänger, der heutige ZF-Chef Wolf-Henning Scheider, einst eingeführt. Sie besagt grob, den Einstieg in neue Geschäftsfelder zu forcieren, gleichzeitig das Stammgeschäft aber beizubehalten. Im März 2021 verließ Stratmann Mahle auf dem Höhepunkt der Corona-Krise – nach Unstimmigkeiten mit Mahle-Aufsichtsratschef Heinz Junker, wie aus Branchenkreisen verlautete.

Bei RRPS erwartet Stratmann nur eine ähnliche Transformation wie zuvor bei Mahle. Das Friedrichshafener Unternehmen, das bis vor wenigen Jahren ausschließlich Diesel- oder Gasmotoren der Marke MTU für Großanwendungen wie Baumaschinen, Panzer, Schiffe oder zur autarken Energieversorgung von Gebäuden im Programm hatte, strebt seit einiger Zeit mit Macht in neue Geschäftsfelder rund um Wasserstoff, Brennstoffzellen und smarte Energienetze. Aktuell ist das Unternehmen dabei, sämtliche Motorenbaureihen für klimaneutrale Kraftstoffe fit zu machen.

„Keine schlechte Wahl“

Der Automobil-Experte Stefan Reindl von der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), sagte dem SÜDKURIER, Stratmann sei „keine schlechte Wahl“. Das Wissen über Transformationsprozesse bei Mahle ließe sich auf RRPS übertragen.

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Die Herausforderungen bei beiden Firmen seien ähnliche. Gleichwohl steht RRPS besser da als Mahle, das in der Vergangenheit in die roten Zahlen gerutscht ist und 2020 die Schwelle von zehn Milliarden Euro Umsatz unterschritt.

Andreas Strecker ist ab Dezember 2022 Finanzvorstand von Rolls-Royce Power Systems.
Andreas Strecker ist ab Dezember 2022 Finanzvorstand von Rolls-Royce Power Systems. | Bild: Robert Hack/RRPS

Zudem ernannte der RRPS-Aufsichtsrat den Ex-Deutz-Manager Andreas Strecker zum neuen Finanzvorstand. Er soll zum 1. Dezember in den RRPS-Vorstand eintreten. Strecker war zuletzt bei Accuride Wheels tätig, einem Zulieferer der weltweiten Nutzfahrzeugindustrie.

Thomas Bittelmeyer, Betriebsrats-Chef von Rolls-Royce Power Systems ist mit der Wahl zufrieden.
Thomas Bittelmeyer, Betriebsrats-Chef von Rolls-Royce Power Systems ist mit der Wahl zufrieden. | Bild: Manfred Dieterle-Jöchle

RRPS-Aufsichtsrats-Chefin Jasmin Staiblin sagte, mit Stratmann gewinne man eine „anerkannte Führungspersönlichkeit“. Betriebsrats-Chef Thomas Bittelmeyer erklärte, er freue sich, dass es gelungen sei, Manager zu gewinnen, denen „das Gleichgewicht zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Interessen nicht fremd ist“.