Der Friedrichshafener Motorenbauer Rolls Royce Power Systems (RRPS) will mit Kleinkraftwerken aus mehreren Gasmotoren die Energiewende unterstützen. Diese könnten auch mit klimafreundlichem Biogas oder mit grünem Wasserstoff betrieben werden, sagte Daniel Chatterjee, Direktor für Nachhaltigkeit- und Technologie-Strategien bei RRPS am Dienstag. Die nötigen Technologien dafür habe das Unternehmen, sagte er.
Fünf mal kleiner als ein Gaskraftwerk, dafür flexibel und schnell

Konkret plant RRPS, mehrere der etwa Container-großen Aggregate zu Kraftwerken mit einer Leistung von 60 bis 100 Megawatt zusammenzukuppeln. Zum Vergleich: Ein traditionelles Gaskraftwerk verfügt über eine Nennleistung von etwa 500 Megawatt.
Die aktuelle Diskussion um Kraftwerke zur Absicherung der Energiewende drehe sich vor allem um den Neubau großer Meiler, sagte Michael Stipa, Vize-Präsident für Geschäftsentwicklung bei RRPS. Die Einbeziehung kleinerer Strom-Erzeugungseinheiten könne eine deutlich verbesserte Ausgangsbasis schaffen.

Anders als klassische Gaskraftwerke, die Gas in Turbinen verbrennen und daraus Strom erzeugen, seien Gasmotoren-Kraftwerke viel schneller zu errichten und flexibel erweiterbar. Ihre Stromproduktion ließe sich in wenigen Sekunden hoch- und herunterfahren. Für die Flankierung der Stromerzeugung in Zeiten der Energiewende sei das vorteilhaft. Diese ist geprägt von Solar- und Windkraft, die die Energie allerdings stark schwankend zur Verfügung stellt – je nachdem, ob die Sonne scheint und der Wind weht.
Für Zeiten geringen Stromangebots braucht es daher flexible Stromerzeuger, die einspringen können. Vor wenigen Wochen hat die Bundesregierung in ihrer Kraftwerksstrategie beschlossen, Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von bis zehn Gigawatt zu subventionieren. Damit soll ermöglicht werden, dass Investoren sie überhaupt erst bauen. Das Problem ist, dass solche Meiler in der angestrebten neuen Energiewelt nur an wenigen Tagen im Jahr hochgefahren werden können – eben wenn Sonne und Wind ausbleiben. Bau und Betrieb der Großkraftwerke lohnt sich unter diesen Voraussetzungen aber rein marktwirtschaftlich nicht.
Neue Gaskraftwerke und Netze müssen her
Die Bundesregierung arbeitet daher mit Hochdruck an einem komplett neuen Vergütungsmodell für Energie in Deutschland. Dabei soll nicht mehr nur die Erzeugung von Strom, sondern auch die Bereitstellung von Kraftwerks-Kapazitäten für dessen Erzeugung bezahlt werden. 2028 soll das neue Vergütungsmodell, das in Fachkreisen unter dem Namen Kapazitätsmärkte diskutiert wird, an den Start gehen.
„Die dafür nötigen Ausschreiberegeln sollten aus unserer Sicht so gefasst sein, dass sie auch Gasmotoren ermöglichen“, sagte RRPS-Mann Stipa. Vor dem Hintergrund geringer Betriebsstunden pro Jahr würden solche Anlagen ihre Stärken gegenüber großen Turbinen-Kraftwerken ausspielen. Sie seien dann günstiger im Betrieb und auch effizienter.
Außerdem könnten sie helfen, ein besonders für Süddeutschland drängendes Problem zu lösen. Gemessen am Strombedarf gibt es nach dem Ende der Atom-Meiler in Süddeutschland viel zu wenige Kraftwerke. Eine Lücke besteht sowohl bei Solar- und Windanlagen, als auch bei flexibel regelbaren Gaskraftwerken. Der Neubau der Großanlagen scheitert immer wieder auch an Bürgerprotesten, ein Problem, das Kleinkraftwerke nicht hätten.
Im Süden drohen Stromengpässe und hohe Energiepreise
Als Folge droht ab etwa dem Jahr 2030 im Süden eine Stromlücke, die mitunter zu Sicherheitsproblemen, aber auch höheren Preisen südlich der Main-Linie führen könnte. Pläne über die Aufteilung des Landes in zwei verschiedene Strompreiszonen – einer Billig-Zone im Norden und einer Hochpreis-Zone im Süden Deutschlands – werden in Fachkreisen daher immer wieder diskutiert.
Sollte der Leitungsneubau von Nord nach Süd nicht im gewünschten Tempo vorankommen und der Ausbau erneuerbarer Energien in Süddeutschland hinter den Zielen zurückbleiben, blieben zwei Strompreiszonen „ein realistisches Szenario“, sagte Matthias Zelinger, Leiter des Kompetenzzentrums Klima & Energie beim Maschinenbauerverband VDMA. Um das zu verhindern, brauche man jetzt vor allem Tempo beim Netzausbau.
In Großbritannien laufen die Gasmotoren schon
Bei RRPS verweist man etwa auf Großbritannien. Dort stehen schon 500 Gasmotoren-Kraftwerke. Auch einen Strom-Kapazitätsmarkt gebe es bereits auf der Insel, sagt Stipa. Aus den gewonnenen Erfahrungen sehe man, dass sich die Systeme dort im Strommarkt bewährten, sagt er.