Die Gefahr des extremen Rechtsrucks in Deutschland treibt bundesweit Bürger zu Protesten auf die Straße. Neben Parteien, Gewerkschaften sowie Initiativen aus Gesellschaft, Kultur und Sport, sehen auch Unternehmen und Verbände der Wirtschaft die Notwendigkeit, Stellung gegen Rechts zu beziehen. Sich positionieren und zwar öffentlich, das sei wichtig, meint auch Jörg Stratmann, Vorstandschef beim Friedrichshafener Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems AG.

In einem offenen Brief blickt Stratmann besorgt auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen. Er fordert ein Eintreten für Demokratie, Rechtsstaat, Vielfalt, Menschenrechte – die „Grundlagen unserer freiheitlichen Gesellschaft“ und wirbt für eine „Politik des Zusammenhalts“.

Stratmann warnt vor rechtsextremen Kräften, die „Geschichten des Abstiegs“ erzählten, „weil sie von Spaltung und Angst leben und Nöte und Sorgen opportunistisch für sich nutzen wollen“.

„Zwingende Bedingung für unsere Wirtschaft“

Es seien „beeindruckende Bilder“, wenn Millionen auf die Straße gingen und „Flagge gegen Rechts“ zeigten. Es sollten aber auch Unternehmen, „auch solche, die eigentlich nicht die Tagespolitik kommentieren“, für die freiheitliche Grundordnung eintreten.

Denn diese sei „zwingende Bedingung unserer Wirtschaft“, so Stratmann – denn: „Eine Stimme für den rechten Rand ist das größte Standortrisiko für die deutsche Industrie, es ist eine Stimme für den wirtschaftlichen Abstieg.“ Der promovierte Wirtschaftsingenieur und Unternehmenslenker warnt aber auch: „Demokratievertrauen gibt es nicht ohne Vertrauen in die staatliche Handlungsfähigkeit“.

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Nach seiner Auffassung orientierten sich Verwaltungsverfahren zu stark an Einzelinteressen. „Die Belange kleiner, oft lokaler Gruppen sind in einer Demokratie geschützt – aber sie dürfen den Staat nicht an den Rand der Funktionsfähigkeit treiben.“ Vorhaben würden zu oft „durch ein Gestrüpp von Beteiligungsrechten“ ausgebremst. Es bedürfe „weniger Egoismen und eine spürbare Aufwertung des Gemeinsinns“.

Auch kritisiert der Vorstandschef die überbordende Bürokratie. Wenn Unternehmen immer mehr Pflichten aufgeladen würden, zerstöre dies auch Vertrauen in den Staat. Zusammenhalt bedeute aber auch, „das Land buchstäblich zusammenzuhalten“, so Stratmann mit Blick auf bröckelnde Brücken und Straßen.

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Schwindendes Vertrauen in Bildungspolitik

Notwendig sei zudem, eine sichere und bezahlbare Energieversorgung – sowohl im Privatleben als auch in der Wirtschaft. „Eine Perspektive von Winter zu Winter“ reiche nicht, schreibt Stratmann. Schwinden sieht er auch das Vertrauen in die Bildungspolitik: „Bildung ist in Deutschland noch immer zu sehr eine Sache der Herkunft.“

Für Stratmann sind dies wichtige Ansatzpunkte für eine Politik, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt besser stärkt.