Die wichtigsten Dieselmotoren-Modelle des Großmotoren-Herstellers Rolls-Royce-Power-Systems (RRPS) können künftig auch mit Gemüse-Treibstoff betankt werden. Wie das in Friedrichshafen ansässige Unternehmen mitteilte, habe man die entsprechenden Baureihen nach Tests für mehrere alternative Kraftstoffe freigegeben. Darunter seien auch sogenannte HVO-Kraftstoffe, die aus Abfällen von pflanzlichen und tierischen Fetten raffiniert würden.
Die Vorteile von HVO sind laut Konzernangaben eine saubere Verbrennung mit einer Reduzierung des Partikel-Ausstoßes um bis zu 80 Prozent, der Stickstoffoxid-Emissionen um durchschnittlich acht Prozent und des CO2-Ausstoßes um bis zu 90 Prozent gegenüber herkömmlichem Diesel.
Panzer- und Schiffsmotoren folgen
Bei den neu zertifizierten Motoren handelt es sich um große MTU-Dieselaggregate der Baureihen 1600 und 4000 mit einer Leistung von bis zu 5440 PS. Eine RRPS-Sprecherin sagte dem SÜDKURIER, zunächst könnten nur stationär installierte Motoren mit dem Öko-Sprit betankt werden. Das sind im Normalfall Notstromaggregate, wie sie etwa in Krankenhäusern oder Rechenzentren zum Einsatz kommen. Motoren für mobile Anwendungen, wie sie in schweren Baumaschinen, Panzern oder Schiffen laufen, würden aber folgen.

Der 9000-Mitarbeiter-Konzern RRPS hatte schon vor einiger Zeit angekündigt, in den kommenden Jahren alle seine Dieselmotoren auf nachhaltigen Sprit umzustellen. Daneben setzt man auf Hybridantriebe für Züge, grünen Wasserstoff und die Brennstoffzelle. Die Umstellung ist Teil der Bemühungen des Konzerns, bis 2030 mit neuen Kraftstoffen 35 Prozent Treibhausgas im Vergleich zu 2019 einzusparen.

Alternative Kraftstoffe zu fossilem Diesel sind in der Branche seit Langem ein Thema. Mittlerweile gibt es Verfahren, die aus überschüssigem Windstrom, Wasser und CO2 aus der Luft synthetischen Diesel erzeugen, der als nachhaltig gilt. Allerdings sind derartige Elektrolyse-Prozesse noch nicht großtechnisch einsetzbar.
Für die HVO-Treibstoffe gebe es allerdings schon jetzt mehrere Anbieter, die auch größere Mengen Gemüse-Sprit produzieren könnten, so die RRPS-Sprecherin. Da der Kraftstoff aus Abfällen hergestellt würde, bestehe keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.