Mit einem harten Schnitt reagiert Deutschlands größtes Fernwasserunternehmen, die Bodensee-Wasserversorgung (BWV), auf steigende Wasserentnahmen aus dem Bodensee. „Kommunen haben derzeit keine Möglichkeit auf Aufnahme im Zweckverband“, sagte BWV-Vorsitzender Jürgen Zieger am Donnerstag in Sipplingen. Eine Verbandsmitgliedschaft ist Voraussetzung dafür, an das Hunderte Kilometer lange Leitungsnetz der BWV angeschlossen zu werden und Wasser zu entnehmen.

Dutzende Gemeinden nördlich Stuttgart wollen Bodenseewasser

Derzeit stehen Dutzende Kommunen, vor allem aus dem Großraum zwischen Heilbronn und Stuttgart Schlange, um Mitglied bei der BWV zu werden. Der Grund: Ihnen geht perspektivisch das Wasser aus. Insbesondere der Klimawandel führt in Teilen Baden-Württembergs dazu, dass regionale Quellen trocken fallen. Auch Ballungsräume mit Bevölkerungszuzug versuchen seit einiger Zeit, neue Bezugsquellen zu erschließen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir haben gerade nichts mehr, was wir verteilen können“, sagte BWV-Geschäftsführer Christoph-Jeromin. Bei den durchschnittlichen Entnahmemengen zeige die Tendenz nach oben. Im vergangenen Juli wurde der Tages-Entnahmerekord an Wasser aus dem BWV-Netz erreicht.

Zentrale der BWV über dem Überlinger See.
Zentrale der BWV über dem Überlinger See. | Bild: dpa

Um sich für die Herausforderungen des Klimawandels zu wappnen, plant der Fernwasserversorger, der im Südwesten rund vier Millionen Menschen versorgt, die größte Investition in der gut 65-jährigen Verbandsgeschichte. Ab 2023/24 sollen rund 360 Millionen Euro, hauptsächlich am Standort Sipplingen, in neue Anlagen gesteckt werden. Geplant ist unter anderem ein neues Pumpwerk am Bodenseeufer, etwa 5 Kilometer von der bisherigen Anlage entfernt. Auch diese soll um ein Großpumpwerk erweitert werden.

Neue Pumpwerke am Bodensee

Dazu kämen neue Stollen und Filteranlagen, die Partikel wie die winzigen Larven der Quagga-Muschel noch effektiver entfernten, hieß es. Das Projekt läuft unter dem Namen „Zukunftsquelle“ und soll zwischen 2035 und 2038 beendet werden. „Davon werden auf zukünftige Generationen profitieren“, sagte BWV-Chef Zieger.

Wasserpreis wird stetig ansteigen

Dadurch wird Frischwasser wahrscheinlich erheblich teurer. Man gehe von einer Zusatzbelastung von 25 bis 30 Cent je Kubikmeter Frischwasser aus, sagte BWV-Geschäftsführer Michael Stäbler. Diesen Aufschlag stellt die BWV den Wasserwerken vor Ort in Rechnung. Diese wälzen den Betrag meist auf die Endkunden über. Im Durchschnitt kostet ein Kubikmeter Frischwasser im Südwesten derzeit etwa 2,20 Euro. Das Geld werde allerdings nicht sofort fällig, sagte Stäbler. Vielmehr stiegen die Preise schrittweise bis Mitte kommenden Jahrzehnts.