Deutschlands Drogerie-Marktführer dm hat in seinen grenznahen Filialen in Folge der Corona-Krise empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Während der bundesweite Umsatz zulegte, sanken die Erlöse entlang der deutsch-Schweizer Grenze erstmals seit Jahren.
„Gebremste Einkaufslust“
„Die vorübergehende Grenzschließung im Frühjahr hat uns voll erwischt“, sagte die dm-Gebietsverantwortliche für den Kreis Konstanz, Jestetten und Bodensee-Oberschwaben, Daniela Hübner dem SÜDKURIER. In dem Gebiet hat der deutsche Drogerie-Branchenprimus mit Stammsitz in Karlsruhe insgesamt 40 Filialen. Deren Umsatz sank in abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 (Stichtag: 30. September) um 6,4 Prozent auf gut 226 Millionen Euro.
Zum Vergleich: Im Bund brachte dm Shampoo, Cremes, Zahnpasta, Babywindeln und Bio-Nudeln im Wert von gut 11,5 Milliarden Euro an den Mann und die Frau – ein Plus von fast drei Prozent.
Erkennbar sei „eine gebremste Einkaufslust“, insbesondere die Schweizer Kunden seien durch die coronabedingten Beschränkungen dies- und jenseits der Grenze nach wie vor „verunsichert“, sagte Hübner.
Die Situation betreffe in ähnlicher Art und Weise alle Grenzregionen, etwa die zu Polen und Tschechien sowie die Benelux-Staaten. Im Grenzgebiet zu Frankreich, wo zwischenzeitlich sehr rigide Corona-Regeln in Kraft getreten sind, sei der Effekt noch ausgeprägter.

Die Eröffnung neuer Märkte im Süden ist derzeit daher auch kein Thema bei dm. Ihre Zahl entlang der Schweizer Grenze stagniert nach stürmischem Wachstum bis 2018 seit rund zwei Jahren. Im Landkreis Konstanz etwa, der bundesweit durch eine sehr hohe Dichte an Drogeriemärkten heraussticht, sei in den kommenden Monaten keine Neueröffnung geplant. Allerdings stehen zwei Umzüge an – in Bad Säckingen und in Singen, wo ein Standort im neuen Groß-Einkaufszentrum Cano besetzt wird.
Einkaufstüten online packen und 3 Stunden später im Markt abholen
Die Corona-Pandemie hat sich indes auch auf das Einkaufsverhalten der Drogeriemarkt-Kunden ausgewirkt. Produktgruppen in den Bereichen Schönheit und Beauty hätten gelitten, sagte Hübner. Exemplarisch nannte sie Lippenstifte oder Haarfärbemittel, die unter den Bedingungen des teilweisen Lockdown von vielen Kunden als eher verzichtbar erachtet werden.
Alles was das Leben zu Hause verschönere und für „Wellness“ stehe, sei dagegen gefragt. Außerdem verlagerten sich die Einkäufe spürbar weg von den Innenstadtlagen auf die grüne Wiese. Zudem würden mehr Einkäufe online getätigt, sagte Hübner.

Bei dm ist es beispielsweise möglich, sich online Einkaufstüten zusammenstellen zu lassen und drei Stunden später im Markt der Wahl abzuholen. Immer mehr Kunden griffen auf die se Form des Einkaufs zurück, so Hübner.
Zu spürbaren Einschränkungen im Tagesgeschäft komme es bei dm im Filialbetrieb derzeit nicht, sagte Hübner. Die aktuellen Corona-Regeln, die im Bereich des Einzelhandels eine Obergrenze für Kunden pro Geschäft vorsehen – auf zehn Quadratmeter Verkaufsfläche darf maximal ein Kunde kommen – seien angesichts von durchschnittlichen Ladengrößen zwischen 550 bis 650 Quadratmetern gut umsetzbar. Lediglich in sehr kleinen Niederlassungen könne es vorkommen, dass Einkäufer von Personal gebeten würden, kurz draußen zu warten.
Weniger Minijobber bei dm
Die Mitarbeiterzahl bei dm in Südbaden ist 2019/20 zurückgegangen. Standen Ende September 2019 noch 909 Beschäftigte – ohne Azubis – auf der Gehaltsliste waren es ein Jahr später noch 887. Das Minus geht laut Hübner maßgeblich auf die Kündigung von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen, sogenannte Minijobs, zurück. „Bei Minijobbern haben wir weniger“, sagte sie.
Azubis verzweifelt gesucht
Indes bleibt die Nachwuchssituation angespannt. Branchenübergreifend hat Corona den Start des Ausbildungsjahrs durcheinandergewirbelt, etwa weil eine gezielte Ansprache der Neueinsteiger durch Unternehmen und Kammern erschwert wurde. Allein im Landkreis Konstanz seien zum Ausbildungsstart 2020 neun von 18 Ausbildungsplätzen unbesetzt geblieben, sagte Hübner. „Wir hätten gerne mehr eingestellt“.