Sandra Liermann

Was sind die häufigsten Einschränkungen im Alltag, mit denen Asthmatiker durch ihre Krankheit umgehen müssen?

Heutzutage können die meisten Asthma-Patienten mit ihrer Erkrankung sehr gut leben. Damit die Patienten so gut wie keine Einschränkungen im Alltag erfahren, muss das Asthma gut kontrolliert sein, also die entzündungshemmenden Asthma-Medikamente gut eingestellt sein. Die Patienten müssen dazu regelmäßig nach ärztlicher Empfehlung Cortison-Wirkstoffe inhalieren. Zudem können Asthma-Patienten auch viel zusätzlich tun.

Anja Schwalfenberg
Anja Schwalfenberg | Bild: Mirza Oezoglu

Was genau?

Beispielsweise sollten sie ihr Inhalationsgerät gut bedienen können und die Inhalation richtig erlernen, damit der entzündungshemmende Wirkstoff auch in ausreichender Menge an der Bronchialschleimhaut ankommt. Patienten mit allergischem Asthma sollten ihre Allergieauslöser kennen und nach Möglichkeit vermeiden. Genauso gilt es, „Triggerfaktoren“ zu kennen und ihnen auszuweichen, wie unter anderem Rauch, starkem Wind, Stress, Infekten, Düften und Gerüchen. Warnsignale wie wiederkehrende Hustenanfälle oder weitere Atembeschwerden wie pfeifende Atmung, Brustenge, Atemnot, nächtliches Erwachen durch das Asthma oder ein Anstieg beim Gebrauch des Bedarfssprays zur Erweiterung der Bronchien sollten den Patienten Anlass für eine ärztliche Überprüfung geben.

Hat sich diese Situation durch die Corona-Krise verändert?

Weiterhin und gerade in Zeiten von Corona gilt: Asthma-Patienten sollen ihre entzündungshemmenden Cortison-Medikamente regelmäßig nach ärztlicher Empfehlung inhalieren, um eine gute Beschwerdelinderung und Verminderung der Infektneigung zu erreichen. An dieser Empfehlung hat sich also nichts geändert, es wird inzwischen aber durch die Corona-Situation noch einmal verstärkt darauf hingewiesen.

Wie gefährlich ist eine Infektion mit dem Coronavirus für Asthmatiker?

Wie gefährlich eine Corona-Infektion generell für Asthmatiker ist, lässt sich schwer allgemein sagen. Ein Asthma kann in ganz unterschiedlichen Ausprägungen vorliegen. Bei den meisten Asthma-Patienten soll kein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe bei einer Corona-Infektion bestehen, wenn das Asthma durch entzündungshemmende Medikamente gut kontrolliert werden kann. Zudem kommt es auf weitere Faktoren dabei an: Wie ist das Alter des Patienten? Hat er weitere Vorerkrankungen? Mit wie viel Viruslast ist er in Kontakt gekommen? Inzwischen gibt es aus Studien erste Hinweise dazu, dass Asthmatiker durch die Einnahme von Cortison-Medikamenten sogar besser vor schweren Verläufen geschützt sind.

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Woran liegt das?

Forscher haben Hinweise gefunden, dass Asthma-Patienten, die zur Behandlung ihrer Symptome entzündungshemmende Cortison-Medikamente inhalieren, meist weniger von sogenannten ACE2-Rezeptoren besitzen, an die Coronaviren andocken können. Gelangen die Viren in den Körper, docken sie an diesem Enzym an und bringen so ihre Erbsubstanz in den menschlichen Körper und vermehren sich. Je mehr Viren, desto schwerer der Verlauf der Infektion. Je weniger Andockstellen, desto weniger Viren, desto weniger schwer der Verlauf der Infektion. Dennoch gilt: Das Risiko zu erkranken, kann für alle Menschen bestehen. Es gibt momentan noch keinen Impfstoff und der weitgehende Teil der Bevölkerung hatte bisher noch keinen Kontakt mit dem Virus und somit auch keinen – zumindest zeitweisen – Immunschutz. Deshalb kann sich das Virus schnell verbreiten. Es ist also wichtig, jetzt nicht mit den Hygiene-Empfehlungen und Abstandsregeln nachzulassen.

Ist es aktuell für Asthmatiker notwendig, zusätzliche Schutzmaßnahmen zu treffen?

Generell sollten die allgemeinen Empfehlungen zu den Hygiene- und Abstandsregeln – also nicht die Hände geben, Husten und Niesen in die Armbeuge, regelmäßiges gutes Händewaschen und 1,5 Meter Abstand halten – weiter eingehalten werden. Treten Warnsignale für Verschlechterungen auf, sollte eine ärztliche Überprüfung des Asthmas beziehungsweise der Medikation erfolgen.

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In Geschäften und Supermärkten gilt Maskenpflicht. Ist das für Asthma-Erkrankte problematisch?

In Ausnahmefällen kann auch das Tragen eines einfachen Mund-Nasen-Schutzes für einen Asthma-Patienten problematisch sein. Hierbei kommt es sicherlich auf die Ausprägung und medikamentöse Einstellung des Asthmas an. Bei der Verwendung einer Mund-Nasen-Bedeckung sollte man zunächst in Ruhe zu Hause ausprobieren, mit welchem Schutz man gut zurechtkommt. Einfache Masken wie Schals, selbst genähter Mundschutz, aber auch die inzwischen erhältlichen chirurgischen Masken schließen nicht ganz dicht ab und können von den meisten Menschen verwendet werden. Es gibt aber auch hier Unterschiede.

Lungenfachärzte geben für normierte chirurgische Masken einen geringen Luftwiderstand bei guter Filterleistung an. Festere Stoffe wie beispielsweise bei einem Geschirrhandtuch sollen eine etwas geringere Filterleistung haben, dafür aber einen deutlich höheren Luftwiderstand. Daher kann ihre Nutzung besonders bei älteren Menschen und solchen mit Vorerkrankungen zu einer erhöhten Atemanstrengung führen. Bei sogenannten filtrierenden Halbmasken, also den FFP2- oder FFP3-Masken mit hoher Dichte und Filterfunktion werden Atmung und Gasaustausch auch bei Gesunden erschwert. Diese sollen zudem für den Einsatz des medizinischen Personals vorbehalten sein.

Welche Möglichkeiten haben Betroffene, wenn sie keinen Mund-Nasen-Schutz oder eine Atemschutzmaske tragen können?

Nicht jeder Atemwegserkrankte beziehungsweise Asthmatiker muss generell von der einfachen Maskenpflicht befreit werden. Denn ein Asthma kann in ganz unterschiedlicher Ausprägung vorliegen. In Ausnahmefällen wie bei einer schweren Atemwegserkrankung kann eine Befreiung von der Maskenpflicht aber auch für einfache Mund-Nasen-Schutz-Modelle notwendig sein.