Ob Enkeltrick oder Schocknachricht: Betrüger kontaktieren ihre Opfer neuerdings nicht nur telefonisch. Immer häufiger bedienen sie sich auch WhatsApp oder anderer Messenger, um an Geld zu kommen. In einer ungewöhnlichen Kampagne raten Polizei und WhatsApp nun gemeinsam dazu, Vorbeugemaßnahmen zu treffen.

„Kriminelle geben sich in Nachrichten als Verwandte oder Freunde aus und bitten um persönliche Informationen, Geld oder die sechsstellige Pin für die Verifizierung des WhatsApp-Accounts“, sagt Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart.

100.000 Accounts pro Monat werden gesperrt

Schmidt bezeichnet die Vorspiegelung einer Notsituation als eine der häufigsten Betrugsmaschen im Internet. Die Messenger-Täter spekulierten „auf die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft“ ihrer Opfer, erläutert Kriminaloberrat Schmidt. WhatsApp sperrt eigenen Angaben zufolge inzwischen mehr als 100.000 Accounts pro Monat, die als verdächtig gemeldet wurden.

Beispiel Enkeltrick: Laut Polizei behaupten die Kriminellen per WhatsApp-Nachricht, dringend eine Rechnung begleichen zu müssen. Weil sie angeblich ein neues Smartphone haben, mit dem Online-Banking noch nicht funktioniert, fragen sie ihr Opfer, ob es die Überweisung übernehmen kann – häufig mit Erfolg. Es gibt Berichte über Fälle, in denen Geprellte vierstellige Euro-Beträge auf fremde Konten überwiesen.

Auch Eltern sind gefährdet. Mit dem Enkeltrick werden nicht nur ältere Großeltern, sondern auch jüngere Eltern aufs Glatteis gelockt. „Da wir viele der wichtigen Gespräche mittlerweile über Messenger-Dienste führen, ist diese Art von Betrug zu einem generationenübergreifenden Problem geworden“, sagt Harald Schmidt.

Kriminelle tarnen sich als Anwalt oder Polizist

Diese Masche funktioniert, indem ein Schock ausgelöst wird: Es wird vorgegaukelt, das Geld wegen eines schweren Unfalls zu benötigen. So geben sich die Gangster als Rechtsanwalt oder Polizist aus und behaupten gegenüber der kontaktierten Person, ein naher Verwandter habe ein Kind bei einem Unfall schwer verletzt. Nur gegen eine sofortige Barzahlung könne eine Haft vermieden werden.

Wie die Pin-Nummer die Sicherheit erhöht

Um sich vor diesen Tricks zu schützen, raten Polizei und WhatsApp zu vier einfachen Checks. „Dazu gehören die Aktivierung der Verifizierung in zwei Schritten, die persönliche Pin niemals weiterzugeben und der Check, ob die Personen wirklich die sind, für die sie sich ausgeben“, sagt Kathryn Harnett, Policy Manager bei WhatsApp.

Der Doppelte Schutz

Als Vorsichtsmaßnahme raten Polizeiliche Kriminalprävention und WhatsApp dazu, eine sechsstellige persönliche Pin für den Account einzurichten. WhatsApp nennt das „Verifizierung in zwei Schritten“ und ist beim Online-Banking als Zwei-Faktor-Authentisierung bekannt.

  • Was bringt das? Laut WhatsApp ist die Verifizierung in zwei Schritten eine Funktion zur Erhöhung der Sicherheit des Accounts. Auf einem anderen Smartphone kann der Account nur nach Eingabe sowohl der persönlichen Pin als auch des Verifizierungscodes registriert werden. Aktivieren lässt sich der doppelte Schutz unter den Einstellungen des Accounts.

Geheimhaltung des Code

Zur Abwehr von Hackern sollte der sechsstellige Code für die Verifizierung des eigenen Accounts niemals mit anderen geteilt werden, betonen WhatsApp und Polizeiliche Kriminalprävention. Den Code verschickt WhatsApp per SMS, wenn ein Account unter einer neuen Handynummer registriert wird.

  • Was bringt das? Internetexperten der Polizei berichten von Fällen, in denen Betrüger einen WhatsApp-Account unter der Rufnummer ihres Opfers erstellen und das Opfer gleichzeitig per Textnachricht auffordern, den Verifizierungscode, den WhatsApp daraufhin versendet, an sie weiterzuleiten.

Wer das befolgt, ermöglicht den Kriminellen die Übernahme seines Accounts. Anschließend können die Betrüger ihre Fake-Nachrichten unter falschem Namen verschicken und erscheinen selbst nicht als Absender. WhatsApp begründet das Versenden des Codes damit, dass auch unbescholtene Personen aus Versehen eine fremde Rufnummer statt der eigenen bei ihrer Registrierung angeben. Die betroffenen Nutzer sollen durch den Code, den sie erhalten, darauf aufmerksam gemacht werden.

Geschützes Profilbild

Das Profilbild bei WhatsApp sollten nur die gespeicherten Kontakte sehen können, also nicht alle Absender einer Nachricht.

  • Was bringt das? Die Experten warnen, dass die Täter vom Bild auf das Alter der Nachrichten-Empfänger schließen können – und damit darauf, ob sie als Großeltern oder Eltern anzusprechen sind. Deshalb sollte eine neue Rufnummer, die eine vermeintlich nahestehende Person plötzlich hat, nicht sofort unter den Kontakten abgespeichert werden – weil das Bild dann zu sehen ist. Zuvor sollte über die alte Nummer nachgefragt werden, ob alles stimmt.

Überprüfte Kontakte

Bitten Kontakte um die Überweisung von Geld, sollte die Identität überprüft werden – am besten telefonisch.

  • Was bringt das? Messenger-Nachrichten mit Geldwünschen von unbekannten Rufnummern sollten immer misstrauisch machen. „Freunde oder Familie in Not sind es wert, angerufen zu werden, und ein kurzer Anruf oder die Bitte um eine Sprachnachricht ist der schnellste Weg, die Identität zu überprüfen“, heißt es.