Sie wird hinsichtlich sinkender Inzidenzen und steigender Impfquote immer lauter: die Diskussion um eine Abschaffung der Maskenpflicht. Gesundheitsminister Jens Spahn und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatten jüngst gefordert, die Notwendigkeit der Maskenpflicht zu überprüfen.
Die Bundesregierung warnt indes vor zu schnellen Vorstößen. Doch wie sehen es Menschen aus der Region, deren Arbeiten durch die Maskenpflicht wesentlich beeinflusst ist? Soll die Maskenpflicht in bestimmten Bereichen fallen oder beibehalten werden? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.
Masken ja, aber nicht überall
Gegen einen vollständigen Wegfall der Maskenpflicht ist derzeit Petra Rietzler, stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats in Baden-Württemberg. Anders sieht sie das allerdings für die Schulen. Hier könnte aus ihrer Sicht eine Maskenpflicht während des Unterrichts unter bestimmten Bedingungen wegfallen.
Wichtig findet sie, weiterhin zu testen und die Schulen mit guten Luftfilteranlagen auszustatten. „Die Schulen müssen sicher sein“, sagt sie. Mit regelmäßigen Tests und einer guten Filterung könnten sie das sein, findet sie. Natürlich könnten auch Tests fehlerhaft sein, doch größere Cluster könnten damit dennoch entdeckt werden, gibt sie sich überzeugt.
Essenziell sei es dennoch, dass die Menschen weiterhin vernünftig bleiben und nicht zu viele Sozialkontakte pflegen und sich impfen lassen, appelliert sie. „Denn wir sind immer noch in einer Pandemie“, gibt Rietzler zu bedenken.
Trotzdem findet sie, ein Wegfall der Maskenpflicht könne den Unterricht um einiges erleichtern. „Obwohl sich gezeigt hat, dass Unterricht auch mit Maske funktioniert, ist es ohne einfach angenehmer“, so Rietzler. Allerdings fordert sie, ähnlich wie im vergangenen Jahr, weiterhin eine Maskenpflicht auf den Gängen und beim Bewegen durch das Schulgebäude.
Ein Spagat zwischen zwei Seiten
Sabine Beck, Schulleiterin des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums in Singen, tut sich da etwas schwerer. „Es ist schwierig, das zu beurteilen in einer Institution, wo viele Menschen aufeinandertreffen“, sagt sie. Auf der einen Seite sieht sie die Kindesfürsorge und die Erleichterung, die eine Abschaffung der Maskenpflicht für die Kinder bringen würde. Auf der anderen Seite sei aber auch der Schutz vor Corona wichtig.

Deshalb sagt sie: „Im Moment halte ich die Situation noch für zu angespannt, um auf die Masken in der Schule verzichten zu können.“ Dennoch fügt sie hinzu, dass Schüler und Lehrer sich wünschen, irgendwann auf Masken verzichten zu können, nur zu früh sollte man ihrer Meinung nach nicht reagieren. Denn gerade seien viele Menschen aus dem Urlaub zurück und man wisse noch nicht, wie sich das auswirkt. Auch testen allein hält sie für keinen Ersatz. Denn jeden Tag zu testen sei momentan nicht möglich.
Vorsicht statt Nachsicht

Elodie Koczwara vom Karl-Maybach-Gymnasium in Friedrichshafen setzt ebenfalls lieber auf Vorsicht. Auch wenn die Infektionszahlen sinken, sollte man nicht vorschnell handeln, findet sie. Gerade probt die Abiturientin für eine Aufführung ihres Abschlussfestes. „Die Inszenierung ohne Masken stattfinden zu lassen, fände ich super“, sagt sie. Gefährden will sie aber niemanden. Deswegen fände sie es besser, wenn Lockerungen bis nach den Sommerferien warten.
Die Maskenpflicht kommt bei den Schülern der Klasse 4 a der Talschule Wehr hingegen nicht gut an. Sie freuen sich sehr, sollte diese bald abgeschafft werden. Denn die Maske sorge in der Kommunikation für Probleme. Vor allem der Fremdsprachen-Unterricht sei dadurch erschwert, wenn die Lautproduktion eigentlich gesehen werden müsste, erzählt Klassenlehrerin Sylvia Meyer-Krafczyk, die die Klasse auch in Englisch unterrichtet.
Er wünscht sich keine Masken mehr beim Friseur
Ganz klar für ein Ende der Maskenpflicht ist Aydo Kir. Er betreibt einen Friseursalon in Konstanz. Gerade beim Haareschneiden in Ohrnähe sei die Maske störend. Und hinsichtlich der derzeit sehr niedrigen Inzidenz und der steigenden Impfquote hält er es vertretbar, auf Mund-Nasen-Schutz zu verzichten. Außerdem würde seine Mitarbeiter zwei Mal pro Woche getestet, was er für einen guten Schutz für seine Kunden hält.
Maske für Mitarbeiter wird immer anstrengender

Ähnlich sieht das auch Michael Widlowski-Küfer, Geschäftsführer des Restaurants im Pulvertürmle in VS-Villingen. Für die Gäste einfalle beim Restaurantbesuch die Maskenpflicht ohnehin, wenn sie an ihrem Platz sitzen. Doch für seine Mitarbeiter würde er sich ein Ende der Maskenpflicht wünschen.
„Für das Personal ist das Maskentragen schon ein arges Erschwernis“, findet er. Vor allem mit den derzeit steigenden Temperaturen sei das sehr anstrengend. „Die Mitarbeiter würden sich lieber testen lassen, als den ganzen Tag Maske zu tragen“, gibt er sich überzeugt. Hinzu komme, dass der Gast die Herzlichkeit der Bedienung nicht wahrnehmen könne. Deshalb fordert er vom Gastronomieverband, sich für die Abschaffung der Masken einzusetzen.
Genug Platz im Laden

Auch Patrick Schmoll, Geschäftsführer von Schmoll men‘s wear in Donaueschingen, würde es begrüßen, wenn die Maskenpflicht abgeschafft werden würde. Vorerst ist er froh, dass im Schwarzwald-Baar-Kreis die Testpflicht für den Einkauf seit einer Woche entfällt.
Doch auch er sagt: „Bei uns im Laden ist so viel Platz, der Abstand kann ohne Probleme eingehalten werden. Da sehe ich keine Notwendigkeit mehr für eine Maske.“ Da, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann, da sei eine Maske durchaus noch sinnvoll. Doch mit sinkender Inzidenz und steigender Anzahl an Geimpften könne die Maske an vielen Orten ruhig fallen.