Die Vorschusslorbeeren hätten größer kaum sein können für Patrick aus Überlingen, der am Freitagabend zum Abschluss der Bodensee-Edition vom perfekten Dinner an den Herd muss. Da kann sich die VOX-Redaktion noch so viel Mühe geben und gleich zu Beginn der Sendung den einen oder anderen Fauxpas während der Zubereitung einblenden – die Mitstreiter sind davon überzeugt: Patrick, der kann es.
„Ich freue mich auf etwas Fancymäßiges, denn ich glaube, der Patrick ist fancy“, sagt Anne, schick also. Und wieso denkt sie das? „Anhand von seinem Schweigen, seinen Fragen und Reaktionen. Der wird sternemäßig anrichten.“ Johannes erhöht den Druck im Kessel: „Nach dieser Woche müssen die Erwartungen hoch sein, damit er auch mithalten kann.“
Das 10-Uhr-Entspannungbier mit Jürgen, der Schnibbelhilfe
Der erste Blick in Patricks Wohnung offenbart einen jungen Mann mit modernem Geschmack – hell, offen, mondän, elegant mit Blick über die Dächer von Überlingen ins Grüne und auf die Berge, auch wenn am Drehtag der Nebel im Weg ist.
Und auch Patrick hat wie zwei Tage zuvor Kevin eine Schnibbelhilfe – Jürgen heißt die und ist zu allem bereit. Dessen bayerischer Akzent jedenfalls ist vielversprechend und so gibt‘s standesgemäß-bajuwarisch am späten Morgen des Kochtages gegen 10 Uhr erst einmal ein Entspannungsbier – es ist ja Freitag und irgendwo auf der Welt ist es immer 17 Uhr.
Eines ist dem 36-Jährigen auf jeden Fall schon vor dem abendlichen Event perfekt gelungen: Mit seinem Menü Herbst.Genuss.Bodensee, das er spartanisch und ohne Schnickschnack beschreibt, hat er Fantasie und Neugierde nicht nur geweckt, sondern richtiggehend wach gerüttelt.
Das beginnt schon bei der Vorspeise an, die mit den Zutaten Kürbis und Salbei betitelt wird. Das wirft die Denkmaschinen der Kollegen an: Im Ofen gebackener Kürbis? In Salbei gebutterter Kürbis? Kürbissuppe mit frittiertem Salbei? Kevin und Sabine haben große Fragezeichen über ihren Köpfen. Anne fragt sogar: „Salbei? Ist jemand krank?“ Die Lösung: Kürbis-Ravioli in Salbeibutter geschwenkt mit Salbeischaum, garniert mit Kürbispüree und Kürbiswürfeln. Wer sich das zutraut, der traut sich ganz schön was zu!
Die Hauptspeise kommt nicht weniger geheimnisvoll daher: Rind, Rote Bete, Birne. Gespannt sind die Gäste, wie Patrick die Komponenten zusammenbringen will. Der erklärt auch gleich, was er damit vorhat: „Es gibt ein Rinderfilet mit einem Rote-Bete-Risotto, einem Birnen-Chutney und einem Birnen-Gelee.“ Filet mag ein leicht zu lösenden Pflichtprogramm sein – aber bei Risotto, Chutney und Gelee sind durchaus Fallstricke eingebaut.
À la bonheur, Patrick, alle Achtung!
Und die Nachspeise? Also Apfel, Apfel, Apfel? „Wahrscheinlich ein Apfelschnaps, einen zum Reinbeißen... es gibt auf jeden Fall Apfel“, lässt sich Johannes entlocken. Sabine ist etwas ideenreicher: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir unterschiedliche Texturen und Temperaturen haben.“ Apfeleis, Apfelkuchen, Apfelgel – was haben sie nicht alles für Vorstellungen.
Und was gibt‘s wirklich, Patrick? „Mostsüppchen, Apfeleis, blanchierte Äpfel, Crumble, Baiser und ein Apfelgel.“ Und das alles a là minute zubereitet, also frisch und unmittelbar vor dem Servieren? À la bonheur, Patrick, alle Achtung!
Ein Blick in die Küche lässt erahnen: Patrick ist ein akribischer Koch, der alles bis ins kleinste Detail plant. An der Kühlschranktür hängen drei Papierbögen, auf denen er einem Künstler gleich die angerichteten Teller minutiös vorgezeichnet hat: Filet hier, Salbei dort, Gel hier, Süppchen dort, Eis hier, Ravioli dort. Da wird nichts dem Zufall überlassen.
Und womit die Mitstreiter auch recht behalten sollen: „Patrick ist nervös und hibbelig“, sagen sie unisono. Der scheint zumindest ein wenig angespannt zu sein ob der der eigenen Erwartungshaltung und der der Gäste. Da landen beim Trennen Eiweiß im Eigelb und Eischalen im Eiweiß, da ärgert er sich über die Crumbles im Ofen „die nicht so sind, wie ich sie wollte“, da stapft er unruhig hin und her da und ruft verzweifelt „die Zewas fehlen“.
Und wie kommt das Essen an? Und: Hat es für Patrick zum Gesamtsieg gereicht oder ist Kevin der inoffiziell beste Koch am Bodensee?
Auch wenn ein paar Dinge beim Zubereiten hier und da etwas schiefging (was aber auch bei den ganz Großen nicht unüblich ist) – Patrick wirkt wie ein sehr moderner Koch mit Hang zur Extravaganz. Die Vorspeise kommt exzellent an – die Ravioli mit Kürbisfüllung ganz besonders.
Grill, Thermometer, App, Piepser – so geht das heute
Die Filets sollen wie schon am Vorabend medium rare sein. Wird dieses Vorhaben Patrick im Gegensatz zu Johannes am Donnerstag gelingen? Das ganze Filet kommt zunächst auf einen Infrarotgrill, anschließend auf einen Gasgrill – Thermometer rein, App einstellen und auf den Piepser warten, sobald der Gar-Grad medium rare erreicht ist. Was es heute nicht alles gibt – auch wenn die Technik streikt und Patrick selbst entscheiden muss, wann das Fleisch fertig ist. Die Teller jedenfalls hätten kaum schöner angerichtet werden können. Zumindest Kevin ist mit dem Gar-Grad nicht wirklich zufrieden.
Das Dessert stößt auf durchwachsene Resonanz – zwar erneut exquisit angerichtet erneut, aber kulinarisch aus Sicht der Gäste kein Himmelsstürmer. Wenn sich das mal nicht negativ in der Bewertung niederschlägt.
Die Benotungen für Patrick:
- Sabine: „Er hat sehr viele arbeitsaufwendige Komponenten gehabt. Das hat ihm, glaube ich, die Ruhe genommen.“ 7 Punkte
- Anne: „Es war nicht so fancy wie ich gedacht hatte. Aber enttäuscht bin ich nicht.“ 9 Punkte
- Kevin: „Seine Anspannung hat Unruhe hineingebracht.“ 9 Punkte
- Johannes: „Ja, der Arbeitsaufwand hat Patrick die Ruhe genommen.“ 7 Punkte
Kevin ist der strahlende Sieger
Patrick kommt damit auf 32 Punkte. Gewonnen hat die Bodensee-Edition des perfekten Dinner sowie das Preisgeld in Höhe von 3000 Euro aber Kevin aus Friedrichshafen, gefolgt von Johannes von der Insel Reichenau mit 33 Punkten, Patrick aus Überlingen und Sabine aus Steißlingen mit jeweils 32 Punkten sowie Anne aus Espasingen mit 30 Punkten.

Und was sagt Kevin? „Ich bin überwältigt, das hat mich unheimlich gefreut. Wir sind eine tolle Gruppe. Es gab bei mir Phasen, da dachte ich, ich hätte nicht so ganz punkten können. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schön klappt.“