Österreichs türkisgrüne Regierung will bis Juli „zur Normalität“ zurück. Das kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz gestern an. Angesichts einer Sieben-Tages- Inzidenz von unter 40 Corona-Infizierten pro 100.000 Einwohnern und einer entspannten Situation in den Krankenhäusern könnten die Covid-19-Regeln bis zum Sommer weitgehend gelockert werden. Dies sei sowohl der Test- und Maskenpflicht, aber vor allem den Impfungen zu verdanken, so Kurz. Bis Ende August sollen auch Kinder- und Jugendliche ab 12 Jahren mit dem Impfstoff von Biontech-Pfizer geimpft werden.

„Wir sind aus dem Winterschlaf erwacht“, freute sich der grüne Vizekanzler Werner Kogler. Nachdem am 19. Mai die Gastronomie öffnen durfte, wird es im Abstand von jeweils drei Wochen zu weiteren Öffnungsschritten kommen. Allerdings gilt weiterhin die sogenannte Drei-G-Regel, das heißt jede Person muss entweder geimpft oder genesen sein oder einen negativen Corona Test vorlegen können. Angestrebt wird, dass 80 Prozent der Bevölkerung geimpft werden und so eine Herdenimmunität erreicht wird.

Sebastian Kurz (ÖVP), Bundeskanzler von Österreich, verkündet die Lockerungen.
Sebastian Kurz (ÖVP), Bundeskanzler von Österreich, verkündet die Lockerungen. | Bild: Herbert Neubauer/dpa

Ab 10. Juni dürfen in Lokalen statt vier Personen an einem Tisch wieder acht Personen zusammensitzen. Auf Terrassen sind 16 statt zehn Personen erlaubt. Kinder werden nicht mitgezählt. Die Sperrstunde wird von 22 Uhr auf Mitternacht verlegt, der Abstand zwischen Tischen von zwei auf einen Meter gesenkt. „So kann jeder die Fußball-Europameisterschaft bei seinem Lieblingswirt verfolgen“, erklärte Sportminister Kogler.

Das könnte Sie auch interessieren

Ebenfalls ab 10. Juni sollen Sport- und Kulturveranstaltungen in großem Stil möglich werden. Bisher dürfen 1500 Personen drinnen und 3000 unter freiem Himmel an Veranstaltungen teilnehmen. Die Auslastung darf bisher nur 50 Prozent betragen. Diese Grenze wird auf 75 Prozent erhöht. In Wellnesseinrichtungen und Thermen müssen nicht mehr 20 Quadratmeter pro Gast zur Verfügung stehen, 10 Quadratmeter sollen reichen.

Auch Musikvereine, Chöre und die Blasmusik dürfen mit eingehaltener Drei-G-Regel wieder voll ins Horn stoßen. Busreisen können wieder in zu 100 Prozent ausgelasteten Fahrzeugen stattfinden.

Keine Testpflicht mehr bei Einreise aus Niedrig-Inzidenz-Ländern

Die Test- und Quarantänepflicht für Einreisende aus Niedrig-Inzidenz-Ländern – dazu gehört Deutschland – fällt, nur wer aus Hochinzidenz- oder Virusvariantengebieten kommt, muss ein Formular ausfüllen und Test und Quarantänepflicht einhalten.

Wie genau die Öffnung im Juli aussieht, wird noch ausgehandelt. Kurz versprach: „Ab 1. Juli kann geheiratet und gefeiert werden.“ Die Maskenpflicht soll dann weitgehend fallen und nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln und Teilen des Handels gelten, allerdings soll dann ein normaler Mund-Nasen-Schutz anstelle der FFP2-Maske ausreichen.

Stolz erklärte die Regierung ihre Corona-Strategie mit Tests und Maskenpflicht zum Erfolg. Auch der Tourismus, so Ministerin Elisabeth Köstinger, nehme wieder Fahrt auf. Über Pfingsten sei die Ferienhotellerie ausgebucht gewesen. Nur in den Städten gebe es noch Schwierigkeiten. Aber schon jetzt sei die Arbeitslosigkeit gerade im für Österreih so wichtigen Tourismussektor wieder gesunken.