Unendliche Beinfreiheit, ein eigenes Bett, Speisen von Gourmetköchen, erlesene Weine – für die meisten Flugpassagiere bleibt so was für immer ein Traum. Denn die erste Klasse, die solche Annehmlichkeiten verspricht, hat ihren Preis. Selbst bei frühzeitiger Buchung kostet ein Hin- und Rückflug auf Langstrecke in der Ersten Klasse um die 10.000 Euro.

Für die Kunden von Martin Helbling reichen all die Vorzüge der ersten Klasse nicht aus, wenn sie auf Reisen gehen. Helbling ist Geschäftsführer bei Heron Aviation, einem in Lauchringen am Hochrhein ansässigen Unternehmen, das Flüge in Privatjets auf Kurz-, Mittel- und Langstrecke anbietet.

10.000 Euro zahlt man hier oft schon für Kurzstreckenflüge, denn eine Flugstunde kostet – je nach Flugzeugtyp – um die 2500 Euro, wie Helbling berichtet. Dazu kommen noch die Kosten, um das Flugzeug an den gewünschten Startflughafen zu befördern und für den Rückflug. Bei Langstreckenflügen, die Heron Aviation schon unter anderem nach Chicago, Rio de Janeiro oder Peking durchgeführt hat, sei auch ein Preis von über 100.000 Euro möglich.

Geräumiger als so manches Wohnzimmer: das Innere der Dassault Falcon 900.
Geräumiger als so manches Wohnzimmer: das Innere der Dassault Falcon 900. | Bild: Heron Aviation

Diskretion ist die oberste Maxime

Warum zahlt man so viel für einen Flug, den es auch tausende oder zehntausende Euro billiger gäbe? Martin Helbling nennt dafür zwei Gründe: „In der Welt der Personen, die mit uns fliegen, ist Diskretion oberste Maxime. Diese Menschen wollen – sprichwörtlich – unter dem Radar fliegen. Wir reden hier von Sportlern, Schauspielern oder Musikern mit absolutem Weltformat.“

Selbst im Unternehmen werde die Gruppe der Personen, die über die Identität der Passagiere eingeweiht sind, klein gehalten – oft sei für alle nicht unmittelbar am Flug beteiligten Mitarbeiter nur von Mister X die Rede, damit keine Information nach außen dringe.

2010 gründete Martin Helbling Heron Aviation.
2010 gründete Martin Helbling Heron Aviation. | Bild: Heron Aviation

Der zweite Grund ist Zeit. „Mit einer Fluggesellschaft im normalen Linienverkehr zu fliegen, das ist für unsere Kunden wie Bahnfahren. Der Start des Flugzeugs ist festgelegt, der Passagier hat keinen Einfluss darauf, auch in der ersten Klasse nicht. Bei uns hingegen ist die Dauer des Fluges fast gleich mit der effektiven Reisezeit“, erklärt Helbling.

Der Aufenthalt des Passagiers am Flughafen betrage nur um die 15 Minuten, die Passkontrolle findet an einem gesonderten privaten Terminal statt. „In dem Moment, wo der Passagier das Flugzeug betritt, sind wir startklar. Denn unser Anspruch ist es, den Zeitaufwand so gering wie möglich zu halten“, sagt Helbling.

Die Sonderwünsche der Passagiere

Die Flotte von Heron Aviation beträgt rund 10 Flugzeuge, wobei Heron Aviation diese nicht selbst besitzt, sondern treuhänderisch verwaltet. „Die Verwaltung eines Privatflugzeugs ist ein großer Aufwand. Wir kümmern uns um die Wartung des Flugzeugs, die Einhaltung technischer Vorschriften und Behördenauflagen und die Auswahl und den Einsatz von Mitarbeitern, sodass der eigentliche Besitzer sich nicht mit diesen Dingen beschäftigen muss“, sagt Helbling.

Eine Dassault Falcon 8X auf einem Flughafen vor New York. Sie ist das bislang einzige Flugzeug der Flotte von Heron Aviation, das auch ...
Eine Dassault Falcon 8X auf einem Flughafen vor New York. Sie ist das bislang einzige Flugzeug der Flotte von Heron Aviation, das auch auf ultralanger Reichweite eingesetzt werden und damit Strecken von fast 12.000 Kilometern bedienen kann. | Bild: Heron Aviation

Doch wie bucht man überhaupt einen Flug im Privatjet? „95 Prozent unserer Buchungen kommen über die Internetseite avinode.com“, berichtet er. Die Seite sei so etwas wie der Online-Marktplatz Ebay, nur für Privatjets. Der Kunde könne dort eine Anfrage mit der gewünschten Flugroute erstellen, danach bekomme er ein Angebot von verschiedenen Anbietern. Um dort Anfragen stellen zu können, braucht es eine Mitgliedschaft. Die Preise dafür beginnen bei 719 Euro pro Monat bei einer Mindestlaufzeit von sechs Monaten.

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Ist der Flug dann gebucht, bekommt der Anbieter meist eine Liste mit den Verpflegungswünschen der Passagiere. „Da kann von einem speziellen Wein bis zur simplen Frage, ob Cola oder Pepsi serviert wird, alles draufstehen“, sagt Martin Helbling.

Für manch einen Passagier sei auch Hausmannskost vollkommen ausreichend. „Bei einem Thomas Müller könnte ich mir vorstellen, dass er keine großen Sonderwünsche hat“, sagt Helbling und lacht – bevor er schnell hinzufügt: „Herr Müller ist aber noch nie mit uns geflogen, sonst könnte ich ihn niemals erwähnen“.