Über Manuela Martin und ihre Mission ist schon viel geschrieben und gefilmt worden. Die 58-jährige Geschäftsfrau hat sich weit über den Kreis Konstanz hinaus den Ruf einer beherzten Tierschützerin erworben. Wo andere Tierschutz fordern und vielleicht einen kleinen Betrag spenden, hat sich Martin dem Igel verschrieben. In ihrer Igel-Auffangstation in Eigeltingen, westlich von Stockach, betreut und päppelt sie eine wachsende Zahl der flinken Tiere.

Schnell hat es sich herumgesprochen, dass sie auf ihrem eigenen Grundstück und auf eigene Kosten ein Igel-Asyl aufgebaut hat. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Familien anfahren, einen Karton mit Löchern aus dem Kofferraum nehmen und mit ihrer Fracht am Wohnhaus von Familie Martin klingeln. Im Karton raschelt ein Igel – und Manuela weiß Abhilfe.

Lage als Vorteil

Sie kam unverhofft zu dieser Aufgabe. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie ein Sportgeschäft in Stockach. In der Werkstatt neben dem Haus werden Ski gerichtet und Golfbedarf justiert – deshalb steht das Wohnhaus im Gewerbegebiet von Eigeltingen, was sich für die Tierstation im Nachhinein als Vorteil erweist. Das Wohnhaus ist komfortabel eingerichtet, ein großer Bildschirm und tiefe Sessel laden zum Erholen ein.

Angelina Kopp gehört zu den Helferinnen in der Auffangstation.
Angelina Kopp gehört zu den Helferinnen in der Auffangstation. | Bild: Fricker, Ulrich

Doch dafür hat Martin keine Zeit, zum Fernsehen kommt sie schon lange nicht mehr. Seit acht Jahren kümmert sie sich um die Igel, die ihr in wachsender Zahl frei Haus geliefert werden. „Dieses Jahr explodiert es“, sagt die blonde Frau, die dennoch unbekümmert wirkt und ihre Aufgabe mit Energie, guter Laune und einem Dutzend an Helfern meistert.

Vor acht Jahren fiel ihr diese Arbeit auf die Füße. Und das kam so: In einem Gelben Sack sah sie einen Igel krabbeln. Sie nahm das Tier auf, gab ihm Nahrung, baute eine Kiste. Und sie erwarb sich Expertise, las Fachliteratur und nahm den Kontakt zu einer auf die Tiere spezialisierten Tierärztin auf. Schnell sprach es sich herum. Frau Martin nahm die Herausforderung an, unterstützt von ihrem Mann Eberhard. Konnten Igel früher noch selbstständig leben und überwintern, so haben sich ihre Chancen rabiat verschlechtert.

„Das Leid ist vom Menschen gemacht“, ist sie überzeugt. „Wir nehmen ihnen die Nahrung weg, da es immer weniger Insekten gibt“, sagt sie. Wertvolle Nischen würden vernichtet. Das Vermüllen der Landschaft tut ein Übriges. „Es liegt zu viel Plastik herum“, bemerkt sie und zeigt Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Plastikteile den Stacheltieren anwachsen.

Ein Arbeitstag für die Igel

Die Hundertschaft an Igeln betreut sie mit einem streng eingeteilten Arbeitstag. Tagsüber steht sei mit ihrem Mann im Sportgeschäft und betreut die Kunden der nahen Golfplätze Schloss Langenstein oder Langenrain. Wenn sie nach Hause kommt, dann isst sie schnell zwischen Tür und Angel. Dann geht es zu den Tieren, die in einem großen Lagerraum in Plastikkisten oder Kartons leben.

Sie klagt nicht. „Ich versuche, der Natur etwas zurückzugeben“, sagt sie. Das ist die Motivation für den Achtstundentag mit den Stacheltieren. Sie räumt ein: Natürlich gibt es Tage, an denen es ihr zum Heulen zumute ist, weil die Zahl der Tiere wächst, die ihr gebracht werden. Der ökologische Druck auf die Spezies wächst, sie gelten inzwischen als gefährdete Art.

Doch die Zahl der freiwilligen Helfer wächst nicht. Immerhin ist die Schar ihrer Getreuen konstant, die beim Ausmisten und der Pflege helfen. Nach schlechten Tagen rappelt sie sich auf. Sie sagt: „Ich bringe es nicht fertig, ein Tier abzuweisen. Und die Leute, die eines bringen, haben doch keinen Platz.“