Die Tierwelt im Südwesten Deutschlands hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert. Nicht nur, aber auch durch den Klimawandel und mildere Temperaturen bedingt, dominieren hier heute stellenweise sogar Tierarten, die vor nicht allzu langer Zeit noch exklusiv auf anderen Kontinenten zu finden waren. Das hat Auswirkungen auf die hiesige Tierwelt. 10 der Neulinge finden Sie hier:
Asiatische Tigermücke
Laut Landesgesundheitsamt wurde die Asiatische Tigermücke 2007 in Baden-Württemberg als erstem deutschen Bundesland nachgewiesen. Heute ist sie vor allem im Südwesten Deutschlands verbreitet, aufgrund des Klimawandels und vor allem wegen der milderen Winter ist dem Landesgesundheitsamt zufolge mit einer weiteren Ausbreitung zu rechnen.
Ursprünglich stammt die Tigermücke aus Südostasien und fand über Güter- und Autoverkehr ihren Weg nach Mitteleuropa. Vermehrt tritt sie in Kleingartenanlagen und auf Campingplätzen auf.
Waschbär
Der Waschbär wurde wegen seines Pelzes nach Europa gebracht. Durch Aussetzungen und Fluchten machte er sich schließlich auch in der Natur breit. Seit 2016 steht das putzige Tier auf der Liste invasiver Fremdarten der Europäischen Union und wird somit als Tier eingeschätzt, das die Lebensräume und Nahrung gefährdeter Arten bedroht.
In Baden-Württemberg hat sich das Verbreitungsgebiet des Waschbären nach Angaben des Wildtierportals zwischen 2006 und 2017 fast verdoppelt. Demnach sind Waschbären vor allem im Nordosten des Landes und am Oberrhein ansässig.
Japankäfer
Erst im Juli 2024 wurden in Weil am Rhein und Freiburg vereinzelt Japankäfer in Fallen des Pflanzenschutzdienstes gefunden. Experten sorgen sich vor einer Ausbreitung des etwa ein Zentimeter großen Käfers, denn laut dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe ernähren sich die Schädlinge von Blättern und können über 300 hiesige Pflanzenarten befallen und diese sogar töten.

Nach Europa kam der Käfer wohl als blinder Passagier, er wurde erstmals Italien gesichtet. Steigende Temperaturen und milde Winter begünstigen seine Ansiedlung. Seit 2016 stellt der Pflanzenschutzdienst in Baden-Württemberg Fallen auf, um hier eine Verbreitung zu verhindern. Vereinzelte Funde in den vergangenen Jahren deuten laut LTZ jedoch darauf hin, „dass Japankäfer in Europa unterwegs sind und mit Verschleppungen in weitere Gebiete gerechnet werden muss“.
Nordamerikanischer Ochsenfrosch
Ein besonders schwieriger Neuzugang im Landkreis Karlsruhe und Rastatt ist der Nordamerikanische Ochsenfrosch. Er frisst der Staatlichen Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg zufolge andere Frösche, Fische und kleine Vögel, was ihn zum Problemfall in Mitteleuropa macht.
Seine natürlichen Feinde wie etwa Krokodile, die die Vermehrung des Ochsenfrosches in seiner nordamerikanischen Heimat regulieren, gibt es in Deutschland nicht. Größe und Gefräßigkeit der Amphibien machen sie zum Problem für heimische Froscharten. Noch kann die massenhafte Ausbreitung gut unterbunden werden.
Signalkrebs
Der Signalkrebs stammt aus dem Nordwesten der USA. Sein Name ergibt sich aus dem auffällig hell gefärbten Scherengelenk. Er kam laut Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) erstmals in den 1960er- und 1970er-Jahren nach Europa und ist heute in fast allen Flüssen und Bächen etabliert.
2011 wurde er erstmals im Bodensee bei Lindau entdeckt. Bei Geisingen im Landkreis Tuttlingen ist der Signalkrebs kurz davor, auch die letzten einheimischen Krebse aus der Donau zu verdrängen. Signalkrebse sind deshalb so gefährlich für lokale Krebsarten, weil sie die Krebspest übertragen, selbst allerdings immun dagegen sind.
Nutria
Einst durch den Menschen wegen ihres Pelzes aus Südamerika nach Europa gebracht, hat sich die Nutria oder Biberratte längst auch hier verbreitet. Laut Wildtierportal Baden-Württemberg kommt sie vor allem dort vor, wo mildes Wetter herrscht, etwa am Oberrhein, im Kraichgau und am Bodensee.
Gehäufte Nachweise gab es schon in den 1980er-Jahren, im vergangenen Jahrzehnt hat sich dem Wildportal zufolge die Fläche, auf denen Nutrias im Land vorkommen, um 63 Prozent vergrößert.
Asiatische Hornisse
Seit 2014 breitet sich die Asiatische Hornisse laut Landesumweltamt stark im Land aus. Zunächst fand man sie nördlich von Karlsruhe, heute gibt es Nachweise bis zum Bodensee. Durch den Klimawandel fühlt sich die Hornisse nun auch in Europa wohl und gefährdet die lokalen Bienenvölker. Sie kommt hauptsächlich in Siedlungen, Landwirtschaftsflächen und an Waldrändern vor.
Sonnenbarsch
Der Sonnenbarsch wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Aquarienfisch aus Nordamerika nach Europa gebracht. Heute ist der Raubfisch auch im Freien und laut BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) vor allem im Südwesten verbreitet. In einigen Seen der Oberrheinebene ist der Sonnenbarsch sogar dominierend. Da er mit heimischen Fischarten in Nahrungskonkurrenz steht, bedroht er deren Existenz.
Nilgans
Ursprünglich in Afrika heimisch, schätzt der Naturschutzbund (Nabu) den Bestand der Nilgans in Deutschland aktuell auf etwa 1500 Brutpaare. Obwohl sie als besonders aggressiv gelten, sagt der Nabu, das Verhalten der Nilgänse sei nicht ungewöhnlicher als das von anderen Gänsen.

Da die Nilgans keine hohen Anforderungen an den Lebensraum hat, taucht sie auch immer wieder in Städten auf und wird zum Beispiel in Gärten oder Freibädern oft als ungebetener Gast empfunden. Wie das Landeswirtschaftsministerium meldet, hat sich die Zahl der Brutmeldungen zwischen 2009 und 2019 versechsfacht.
Tapinoma magnum
Die nordafrikanische Ameisenart Tapinoma magnum ist mittlerweile in mehreren Orten im Land angesiedelt. In Kehl an der französischen Grenze musste die Stadt einen Kinderspielplatz sperren, weil sogenannte Superkolonien der invasiven Art mit Millionen Ameisen den Boden durchhöhlt hatten. Außerhalb von Orten treten die Tiere bislang noch nicht großflächig auf.

Kehls Oberbürgermeister Wolfram Britz hatte sich aus Verzweiflung sogar an das Landesumweltministerium gewendet und um Hilfe bei der Bekämpfung gebeten. Laut dem Ministerium liege allerdings noch keine Gefährdung für Ökosysteme vor, da die Ameisen großflächig bisher nur innerhalb von Orten vorkommen.