An Stuttgarts umstrittenem Bahnprojekt wird noch fleißig gebaut – bereits fertig ist dagegen dessen satirisches Denkmal. Der Bildhauer Peter Lenk aus Bodman-Ludwigshafen hat in den vergangenen zwei Jahren gut 3000 Arbeitsstunden und sehr viel Geld in die neun Meter hohe, zehn Tonnen schwere Skulptur investiert. Nun freut er sich, dass die Stadt Stuttgart nach wochenlangem Zögern die Aufstellung genehmigt hat. Vor dem Stadtpalais soll „S 21. Das Denkmal – Chronik einer grotesken Entgleisung“ von November bis März zu sehen sein, wie das Stadtmuseum mitteilte.
Parteiübergreifend hätten sich Befürworter dafür eingesetzt, das brisante Kunstwerk in Stuttgart aufzustellen. Ganz selbstverständlich sei das Okay der Stadt aber nicht, findet der Künstler: „Die haben etwas genehmigt, was sie nie gesehen haben.“ Von den 160 Figuren, die an Akteure rund um das milliardenschwere Großprojekt erinnern, sind bislang nur wenige bekannt, die bereits Verstorbenen nämlich. Wer sonst durch den Kakao gezogen wird, verrät der Künstler vorab nicht – aus Furcht vor Unterlassungsklagen.

Herzstück des Satire-Kunstwerkes ist ein moderner und an griechische Skulpturen erinnernder Laokoon, der mit ICE-Zügen statt mit Schlangen ringt. Auch der Schwarze Donnerstag, der sich am 30. Oktober nun das zehnte Mal jährt, findet bei Lenk seinen Platz in einem Sockel-Relief. Dabei war Lenk damals nicht, er verwendete als Vorlage ein Foto, das er allerdings satirisch überzeichnete. Es empfiehlt sich ein genauer Blick darauf, wer da die Demonstranten wegspritzt.
Und wer zahlt‘s?
Das Stadtmuseum, vor dem das Lenksche Denkmal bald zu sehen sein wird, will mit der Skulptur den Dialog um das Stuttgarter Streitthema befördern. „Vielleicht verhilft uns eine satirische Arbeit zu S 21 wie die von Peter Lenk, in Zukunft zu einem anderen Umgang mit Stuttgarts unbestritten wichtigstem Bauprojekt zu kommen“, sagte Museumsdirektor Torben Giese.
Künstler Lenk ist derweil noch mit habhafteren Problemen beschäftigt: Gerade wird der tonnenschwere Sockel gegossen, der nur per Kran vors Stadtpalais gehievt werden kann. Das koste ihn nochmal 12.000 Euro, sagt Lenk. Auf 140.000 Euro Material- und Fertigstellungskosten kommt er dann. Die Stadt Stuttgart zahlt daran nichts, dafür haben Lenks Unterstützer inzwischen 113.000 Euro zusammenbekommen. Den Rest trägt im Moment noch der Künstler, der seinen Humor nicht verloren hat: „Freiheit oder Stundenlohn“, das sei bei der Kunst schon immer die Alternative gewesen.